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Bondage (German Edition)

Bondage (German Edition)

Titel: Bondage (German Edition)
Autoren: Wolfram Alster , Simon Rhys Beck
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Kapitel Eins
    Brix
     
    Fast wehmütig lasse ich meinen Blick über die Menge schweifen, die gekommen ist, um mit mir meinen Geburtstag zu feiern. Um genau zu sein, den Einunddreißigsten. Wie ich mich fühle, brauche ich wohl kaum zu erwähnen, zumal die Leute eigentlich nicht hier sind, um mit mir persönlich zu feiern, sondern weil wir den Abend als „Brix’ Birthday-Party“ in unserem Programm als special event aufgelistet haben. Shahin instruiert gerade DJ Advocatus, den zweiten der beiden Überraschungs-DJs, die das „Addiction“ für diesen Abend extra aus Zürich hat einfliegen lassen. Ich habe die Gratulationen der wenigen Gäste, die mich wirklich kennen, entgegen genommen und sitze nun an der Bar, mit einer Flasche Becks bewaffnet, und sehe den zahlreichen zuckenden Leibern zu, die alle nur wegen der Party gekommen sind, und ihren zumeist freien Oberkörper nun schwitzend zu stampfenden Houseklängen und wummernden Bässen bewegen. Naja, wenigstens stimmt der Getränkeumsatz. Wirklich aufheitern kann mich allerdings dieser Gedanke auch nicht, ebensowenig wie die Tatsache, daß Shahin zu mir kommt und total aufgekratzt ist.
    „Schatz“, raunt er mir zu und fällt mir beinahe um den Hals. „Komm mit“, bittet er und zieht mich in Richtung Notausgang. Was er wohl vorhat? Ich folge ihm, und er zieht mich die Fluchttreppe hinauf, bis zu der Tür, die aufs Dach führt.
    „Vertrau mir“, flüstert Shahin, ganz als wollte er sich dessen versichern. Nanu? Sonst ist die Tür doch immer abgeschlossen? Sie ist offen, stelle ich fest, als Shahin die Tür problemlos mit dem Unterarm öffnet, mich aufs flache Dach manövriert, und mehr nach draußen zieht, als ich selbst gehe.
    Mhm, es ist ziemlich warm hier draußen, und ein leichter Wind streicht sachte über meine Haut. Gut, es ist auch erst Anfang Oktober, ein lauer Herbstabend also.
    Shahin zieht mich ein Stückchen weiter, wo er eine Decke auf dem Dach ausgebreitet und einen mit Eis gefüllten Champagnerkühler und die dazu gehörige Flasche bereitgestellt hat.
    „Sei nicht böse“, flüstert Shahin mir ins Ohr. „Mir war plötzlich mehr danach, mit dir in Ruhe zu feiern, als dort unten eine Show zu geben ...“ Sein Kuss auf meine Wange ist so unschuldig wie die Blicke, die wir uns bei unserem allerersten gemeinsamen Essen zugeworfen haben, zumindest soweit ich mich daran erinnern kann. Seine Lippen schmecken salzig, stelle ich fest, als ich seinen Kuss erwidere, und plötzlich alle Anstrengung der vergangenen Wochen auf einen Schlag von mir abfällt. Ich halte inne, horche in mich hinein, spüre das Gefühl grenzenloser Erleichterung in mir aufsteigen und drehe mich um. Shahin schaut mich verwundert an.
    „Liebst du mich?“, frage ich ihn rau. Er nickt, ist verwundert über die Frage.
    Als ich aufstehe und auf den Rand des Dachs zugehe, verdüstert sich sein Blick, und er schaut nicht mehr fragend, eher beunruhigt. Ich klettere auf den Sims und bewundere wieder einmal mehr die Schnelligkeit meines Mannes, denn nur wenige Augenblicke später kommt er halb rechts von mir, in Griffweite, zum Stehen.
    „Was ist los?“, flüstert er, und seine Stimme klingt alarmiert.
    „Fuck off“, grinse ich ihn an. „Wenn ich jetzt einfach springe, ist unser Problem sofort gelöst.“ Ich würde springen, schon alleine aus Liebe zu Shahin, damit er keine Angst mehr vor Carlos haben braucht.
    „Und außerdem ... ich werde einunddreißig. Bist du dir sicher, dass ich dir damit nicht zu alt geworden bin? Baby, du wirst siebenundzwanzig ... da liegen Meilen dazwischen.“
    Mist. Meine Stimme verrät ihm offensichtlich, dass ich deutlich zu viel getrunken habe und auch sonst nicht wirklich so fröhlich bin, wie es den Anschein hat. Sag ich doch. Er stutzt kurz, mustert mich, und dabei funkeln seine Augen mich beinahe wütend an.
    „So ...“, beginnt er und klettert neben mir auf den Sims. „Wenn du glaubst, du könntest mich alleine lassen und einfach so flüchten ... dann hast du dich geirrt, mein Freund! Und außerdem ...“ – er schaut mir mit einem dieser Blicke in die Augen, die mich an ihm so faszinieren – „wenn ich dich nicht mehr lieben würde als mich selbst, dann wäre ich sicher nicht hier. Und würde nicht mit dir zusammen springen, wenn es nötig werden würde.“
    Shit! Er umarmt mich, und ich verliere die Fassung. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal bewusst geweint habe, aber jetzt tue ich es. Und ich umarme Shahin, den ich
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