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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen
Autoren: Claus Hipp
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zurückgenommen, um andere Dinge mehr zur Geltung zu bringen.
    Natürlich kann Opulenz an sich auch etwas Schönes sein, wenn sie im Gesamtbild stilvoll gestaltet ist, sei es beispielsweise in der Oper oder bei den Messgewändern in der Kirche. Manche von ihnen sind ganz bewusst zu Ehren Gottes so reichhaltig wie möglich gefertigt, die Gläubigen sollen sozusagen auf Erden einen Blick in den Himmel erhaschen können.
    Jede Kunstepoche hat ihr eigenes stilbildendes Ideal, das selbst wiederum Entwicklungsschritte durchläuft. Die meist einfache Anfangsidee wird umgesetzt, bis sie zu einer gewissen Perfektion gereift ist, dann wird sie immer weiter getrieben und ausprobiert, bis sie überladen wirkt und die Menschen sie nicht mehr sehen können, sodass darauf wieder ein neues Ideal erwächst, das dominant wird, bis es durch vielfache Ausschmückung vollkommen ausgereizt ist. Dieses Prinzip gilt im Grunde überall, sei es bei der Mode, bei Autos oder bei Handys. Es gibt eine neue Idee, und wenn diese dann so weit ausgebaut und übertrieben gestylt wurde, dass sie kein Mensch mehr sehen kann, schreiten die Hersteller zu etwas Neuem fort. Dabei hat die weitergeführte Idee genauso ihre Berechtigung wie die Anfangsidee. Ich denke da zum Beispiel an die Musik. Wir können die Kompositionen von Bach schätzen wie die von Donizetti. Der eine steht am Anfang, der andere am Ende seiner Epoche. Auch Autos sind ein gutes Beispiel. Oftmals werden sie im Laufe ihres Modelllebens so überladen, dass das ursprüngliche Gestaltungsprinzip und die klare Formensprache kaputtgehen. Solche Fehler der Markengestaltung sind meist erst erkennbar, wenn sie sich am Markt niederschlagen und die Absatzzahlen zurückgehen. Dann muss ein Unternehmen schnellstens zurücksteuern.
    Als begeisterter Fahrradfahrer bin ich beileibe kein Autonarr. Aber ich bin der Überzeugung, dass sich eine gute Form prinzipiell sehr lange am Markt halten kann. Porsche ist dafür ein gutes Beispiel. Zwar bin ich noch nie einen gefahren, aber in meinen Augen stellt er eine sehr schöne Form dar. Vom ersten Modell bis heute haben wir zwischendurch viele Variationen sehen können. Die ursprüngliche, unverkennbare Idee war immer vorhanden, die Handschrift blieb gleich. Zwischendurch haben wir Zugeständnisse an den Zeitgeschmack in Form von Ergänzungen erlebt, die uns heute nicht nötig erscheinen, und wir haben auch Bekenntnisse zu klaren Linien, zurück zur ursprünglichen Idee, gesehen. Auch hier gilt: Weniger ist oft mehr. Ähnliche Prozesse lassen sich bei anderen Automarken erkennen, sei es bei Mercedes, BMW oder Audi. Das Zurück zur Schlichtheit und Eleganz der Ursprungsidee ist in gewissen Konjunkturzyklen immer wieder ein großer Marketingtrend.
Der Sinn für Schönheit und seine Auswirkungen auf die Kreativität
    Für ein gutes Arbeitsklima im Unternehmen ist es von großer Bedeutung, dass die Umgebung schön ist, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich in ihren Büros und in den Sitzungsräumen wohlfühlen. Bei uns kann sich jeder bei der Büroausstattung selbst die gewünschten Bilder aussuchen. Ich halte das für eine wichtige Voraussetzung auch für den Erfolg des Unternehmens: Erst wenn der Einzelne sich in seiner Umgebung wohlfühlt, kann er auch seine Fähigkeiten und Talente entfalten. Und blickt man auf die Zeit, die man ein Leben lang bei der Arbeit verbringt, dann wäre es fatal, wenn es dort alles andere als einladend und freundlich wäre. Auch ich selbst finde es ungemein wichtig, dass die Umgebung im Unternehmen schön gestaltet ist und die Mitarbeiter die Arbeits- wie die Pausenzeiten in einer schönen Atmosphäre verbringen können. Die Mitarbeiter wollen stolz sein auf ihre Firma und sich aufihre Arbeitsstätte freuen können. Sie identifizieren sich leichter, wenn sie in einem Unternehmen arbeiten, das ihnen auch rein äußerlich gefällt. Wenn die Firmengebäude grau und schmutzig erschienen, wäre die Begeisterung sicherlich gedämpfter. Auch eine Schule, die heruntergekommen und dreckig aussieht, wird es schwer haben, Kinder zu erziehen und sie dazu zu bringen, gegenüber ihrer Umwelt Rücksicht zu nehmen. In einer gepflegten Umgebung sind Kinder von sich aus etwas gebremster.
    Um solche Dinge kümmere ich mich bei uns im Unternehmen persönlich. Nur gelegentlich, bei Neubauten oder grundlegenden Renovierungen, lassen wir uns auch von außen beraten, sind aber sehr kritisch und lassen uns nichts aufschwatzen.
    Und eine weitere Sache
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