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Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen

Titel: Das Hipp-Prinzip - wie wir können, was wir wollen
Autoren: Claus Hipp
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erlebe ich als ungemein wichtig: Zur Stärkung einer innovativen Atmosphäre braucht ein Unternehmer vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die selbst einen Sinn für Schönheit haben. In unserer Firma achten wir bei der Schulung junger Menschen darauf, dass sie auch für eine weitergehende Bildung sensibilisiert werden. Mit unseren Auszubildenden gehen wir jährlich einmal in die Oper und erklären ihnen, was da passiert. Und wir machen ein festliches Essen mit ihnen, einfach um zu zeigen, wie so etwas abläuft – in der Hoffnung, es möge sie anregen.
    Dahinter steckt die Erfahrung, dass ein kulturell gebildeter Mensch in den meisten Situationen anders reagiert als ein ungebildeter. Ein gebildeter Mensch hat Freude an vielen Dingen, die ein ungebildeter gar nicht mitbekommt. Das können Feinheiten sein, Kleinigkeiten, die dem Gebildeten zur Freude gereichen, eine Klangfolge, die bestimmte Empfindungen auslöst, ein revolutionäres Formmuster, das er wiedererkennt, ein Gespür für Farben und Gestaltungen. Der Volksmund sagt: „Man sieht nur, was man kennt.“ Und ich möchte das noch weiter führen: Wir können nur umsetzen und weiterentwickeln, was wir kennen. Durch die Bildung, die von der Ausbildung im engeren Sinne zu unterscheiden ist, wird der Mensch in die Lage versetzt, zu unterscheiden, was schön und was nicht schön ist.Ein Mensch mit ausgebildetem ästhetischem Urteilsvermögen vermag Dinge zu unterscheiden, bei denen er früher gar keinen Unterschied gesehen hätte. Ein Gespür für Feinheiten, für Zwischentöne stellt sich ein, und damit auch Möglichkeiten und Freiräume, zu assoziieren und Lösungen zu finden.
    Auch hier macht es ein Beispiel aus der Kunst deutlich: Wenn ich über geschichtliche Ereignisse informiert bin und mit diesem Wissen Kunstwerke aus der entsprechenden Zeit ansehe, dann vermag ich dabei auch an vieles andere zu denken, was damals passiert ist, und kann es wieder abrufen. Das ist wie ein Film, den ich erneut sehe. Oder nehmen wir die Musik. Derjenige, der sich ein bisschen mehr mit ihr beschäftigt hat, wird ein Musikstück durch wiederholtes Hören immer tiefer erfassen und wird sicher mehr Freude daran erleben können. Ein anderer hat vielleicht eine gewisse Anfangsfreude, doch dann ist es bald vorbei. Wer sich zu wenig mit den Dingen beschäftigt, kann mit seinem vorschnellen Urteil arg danebenliegen. Vor allem aber verschließt sich ihm eine Möglichkeit, Freude zu schöpfen und inneren Reichtum. Um ihm diese zu eröffnen, müssen wir ihn bilden und darauf hinweisen, wie die Dinge gemacht sind.
    Wenn Sie heute junge Leute in ein Sinfoniekonzert schicken, von dem sie keine Vorkenntnisse haben, werden die allermeisten auf die Uhr schauen, wann es endlich wieder vorbei ist. Und wenn Sie die jungen Leute in ein Museum schicken, werden sie einfach so durchgehen und schauen, ob sie irgendwo etwas wirklich Auffallendes finden. Haben Sie die jungen Leute vorher aber einmal in die Materie eingeführt und ihnen grundlegende Dinge erklärt, dann gehen sie auch alleine wieder dahin, dann finden sie dort alte Bekannte und können eine Wiedersehensfreude empfinden.
    Ob es sich tatsächlich im Unternehmenserfolg niederschlägt, wenn die Mitarbeiter entsprechend gebildet sind, ist natürlich nicht messbar. Es ist ein Wunschdenken von mir. Auf jeden Fall fördert es den inneren Reichtum. Mir liegt es sehr am Herzen, jungen Menschen, die aufgrund ihrer Herkunft und Ausbildungnie mit gewissen Dingen der Kultur in Berührung gekommen sind, zu zeigen: Da gibt es noch mehr. Und dann mag einer darunter sein, der es schön findet und dem sich eine neue Welt eröffnet. Das wäre schon ein großer Erfolg.
    Sehr gut erinnere ich mich daran, dass ich selbst als junger Mensch den Dingen der Kunst gegenüber – mit Ausnahme der Malerei – überhaupt nicht aufgeschlossen war. Ich wollte weder ins Konzert noch in die Oper noch ins Theater, das hat mich nicht berührt. Ein Hauptgrund war sicherlich, dass ich es schlicht nicht kannte und dass mich die Natur draußen damals mehr anzog. Mir stand der Sinn einfach nach anderem. Meine Beziehungen zu Handwerkern, zur praktischen Arbeit und zum Sport waren viel stärker als die zu den Denkern, den geistig Arbeitenden. Für mich war nur das Arbeit, dessen Ergebnis ich sehen konnte. Ein Skispringer hat mich weit mehr beeindruckt als ein Musiker.
    Mich musste meine ältere Schwester motivieren. Erst dadurch, dass sie mich zu vielen Ereignissen einfach
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