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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens
Autoren: Gretchen Craig
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Wagen.
    »Bibi!«, rief Josie, aber Bibi konnte sie nicht hören.
    Bibi versuchte immer noch verzweifelt, aus dem Wagen zu entkommen. Der rothaarige Sklavenhändler griff nach ihr, um sie zurückzuschieben. Sie wand sich aus seinem Griff und kletterte über die Seitenwand. Er griff wieder nach ihr, und sie ging mit ihren Fingernägeln auf seine Augen los. Schließlich schlug er ihr mit der Faust ins Gesicht, und sie brach zusammen.
    »Maman!«, kreischte Cleo und versuchte, auf das Wagenrad zu klettern, um zu ihrer Mutter zu gelangen.
    »Ist sie das?«, fragte der Rothaarige und zeigte mit dem Finger auf Cleo.
    »Muss wohl«, sagte ein anderer.
    Während Bibi noch benommen auf dem Boden des Wagens lag, legte der Mann ihr die Fußfesseln an. Dann half er Cleo auf den Wagen und setzte sie zu ihrer Mutter. Bibi gab den Kampf gegen die Ketten auf und zog ihre Tochter fest an sich.
    Josie versuchte, ebenfalls auf den Wagen zu klettern. Sie wollte Bibi von dem Wagen herunterholen, zurück ins Haus holen, wohin sie gehörte. Aber Mr Gale, der Aufseher, schnappte sie und zog sie herunter. »Mamsell Josephine, Sie gehen wohl lieber rauf zu Ihrer Mutter.«
    Hilflos streckte sie die Arme nach dem Wagen aus. »Bibi! Cleo!«
    Aber obwohl sie nach ihm trat und sich wand, trug Mr Gale sie zu den Stufen der hinteren Veranda und setzte sie dort ab. »Rauf zu Ihrer Mutter, braves Mädchen«, sagte er.
    »Maman!« Josie rannte die große Treppe zum hinteren Balkon hoch, von wo man den Hof überblicken konnte. Ihre Mutter stand aufrecht da, ohne sich zu rühren, und starrte auf die Szene. »Maman, sie haben Bibi auf den Wagen gebracht!« Josie zog am Rock ihrer Mutter. »Maman, Cleo ist auch auf dem Wagen!«
    Aber ihre Mutter stand mit geradem, steifem Rücken da und hatte weder ein Wort des Trostes noch eine Erklärung für sie. Ihre Lippen waren sanft geschwungen wie immer, aber ihre Augen waren hart, und in ihrem Blick konnte man nichts lesen. Josie zog sich zurück.
    Eine Sklavenpeitsche klatschte, und Josie griff in wachsender Panik nach dem Geländer der Veranda. Schluchzend streckte sie die Hände durch das Gitter, als könnte sie sie so erreichen: Bibi, die sie jeden Morgen mit einem Kuss weckte, die sie in den Schlaf sang, die ihre Tränen getrocknet hatte, solange sie denken konnte, und Cleo, die alle ihre ärmlichen Spielsachen aus Grammy Tulias Hütte mit ihr geteilt hatte.
    Grand-mère Emmeline erschien auf dem Balkon, breitschultrig und wie immer ganz in Schwarz. Die Stimmen auf dem Hof brachen in Flehen aus.
    »Verkaufen Sie mich nicht, Madame Emmeline«, rief ein junger Mann mit kräftigen Muskeln. »Ich laufe nie wieder weg, ich verspreche es Ihnen.«
    Ein anderer versuchte zu handeln: »Sie wissen, dass ich das Zuckerrohr doppelt so schnell schneide wie jeder andere.«
    Und der grauhaarige alte Henri: »Wo ist Monsieur Emile? Er würde das nie zulassen.«
    Josie stürzte sich in die Röcke ihrer Großmutter. »Grandmère!«
    Grand-mère tätschelte Josie den Rücken, verschränkte dann aber die Arme. Josie schluchzte und raufte sich die Haare.
    Cleo hing an Bibis Hals, und die beiden saßen dort in diesem schrecklichen Wagen.
    Plötzlich galoppierte Papas schwarzer Hengst in den Hof. Die Sklaven rannten auseinander.
    »Monsieur!«, war von allen Seiten zu hören. »Monsieur!«
    Papa zügelte sein Pferd so heftig, dass der große Hengst auf die Hinterbeine stieg.
    »Monsieur, verkaufen Sie uns nicht!«
    »Monsieur, Sie müssen uns retten!«
    Josie lehnte sich über das Balkongitter, um ihn besser zu sehen. »Papa!«, flüsterte sie.
    Ihr Vater ließ sich aus dem Sattel gleiten und rannte mit großen Schritten die Treppe hinauf. Er trat sehr dicht an seine Mutter heran und blickte ihr ins Gesicht. »Das ist widerlich. Es gibt keinen Grund, diese Leute zu verkaufen.«
    Grand-mère zuckte mit den Schultern. »Du hast in den letzten Monaten viel gespielt, Emile. Und verloren.«
    Angeekelt wandte er sich ab.
    »Emile!«, war eine verzweifelte Stimme aus dem Hof zu hören. Als Papa Bibi und Cleo auf dem Wagen sah, wurde er blass und fuhr herum. Seine Mutter neigte den Kopf und deutete mit dem Kinn auf Maman.
    In einem stillen Kampf blickte Papa seiner Frau in die Augen, während Josie mit eisigem Schrecken beobachtete, wie die Blicke zwischen ihnen hin und her schossen. Jetzt war das Gesicht ihres Vaters ganz dunkel verfärbt. Er rannte die Treppe hinunter zum Wagen und streckte die Hand aus, um Bibi vom Wagen zu ziehen, aber
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