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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens
Autoren: Gretchen Craig
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Schiffes. »Bist du so glücklich wie ich, Phanor?«
    Sein Lächeln sagte ihr alles, was sie wissen musste.
    Cleos kleiner Gabriel suchte sich einen Weg zwischen den Deckstühlen hindurch und ließ sich vom Schaukeln des Schiffes kaum beeindrucken. Cleo folgte ihm, das Ende der Leine in der Hand. Sie hatte erklärt, es sei ihr egal, wie schrecklich es aussehe, sie würde nicht zulassen, dass ihr Kind über Bord ging, lieber würde sie ihm ein Seil um den Bauch binden.
    Gabriel hob die Ärmchen, um sich aufheben zu lassen. Als Josie ihn hochnahm, versuchte er, auf die Reling zu klettern, aber sie behielt ihn fest auf ihrer Hüfte. »Ich halte ihn, Cleo.«
    »Ich auch«, sagte Cleo lächelnd und wickelte sich das Ende der Leine noch einmal ums Handgelenk.
    »Wie fühlst du dich jetzt, wo es nach Hause geht, Cleo?«, fragte Phanor. »Bist du froh?«
    »Ich freue mich auf den alten Sam, auf Ellbogen-John und all die anderen. Aber Madame Emmeline … ich weiß ja nicht, ob sie mich überhaupt sehen will.«
    »Aber es war ja meine Schuld, dass du weggelaufen bist«, erinnerte Josie sie.
    »Vielleicht sieht Madame das aber anders.«
    »Bedeutet dir das so viel?«, fragte Josie. »Ist das so wichtig für dich, dass Grand-mère dich wieder im Haus aufnimmt?«
    Cleos Augen wurden nass, und Josie legte ihr eine Hand auf den Arm.
    Der schwere, süße Duft der Magnolien wehte von einer Plantage am rechten Flussufer zum Schiff herüber. Eine riesige Rasenfläche erstreckte sich bis zu einem schlossähnlichen weißen Haus mit Säulen, die über zwei Stockwerke reichten und einen gewölbten Balkon trugen. Josie erkannte das Haus der Johnstons wieder, wo sie sich in Bertrand Chamard verliebt hatte und wo sie Wochen des lähmenden Entsetzens verbracht hatte, damals während der Überschwemmung. Wie lange war das inzwischen her!
    Ein kleines Stück den Mississippi hinauf errichtete man gerade ein neues Haus. Das Dach war schon gedeckt, aber die Außenwände warteten noch auf ihre Holzverkleidung. Albany Johnstons Geschenk an seine Frau, vermutete Josie. Sie hoffte sehr, dass er mit ihrer Cousine Violette glücklich wurde.
    Josie hatte ihrer Großmutter den Besuch in einem Brief angekündigt. Von ihrer Hochzeit hatte sie allerdings noch nichts geschrieben. Mr Gale las Grand-mère die Post vor, und so sehr sie den Mann als Aufseher und Verwalter schätzte, sie hielt ihn nicht unbedingt für den geeigneten Kandidaten, um diese freudige Nachricht zu überbringen. Und sie wollte vor allem sichergehen, dass ihre Großmutter es auch wirklich als gute Nachricht verstand. Grand-mère hatte erwartet, dass Josie des Geldes wegen oder aus Vernunft heiratete, irgendjemanden, der Vorteile von der Art bot, die Albany Johnston ihr hätte bieten können. Und nun hatte Josie den Sohn eines armen Cajun geheiratet.
    Grand-mère konnte sehr streng sein, und ihr Verstand war nicht mehr das, was er früher gewesen war. Andererseits hatte sie Phanor immer gemocht, hatte seine Fähigkeiten und seinen Ehrgeiz geschätzt. Maman hätte ihn niemals akzeptiert, aber Josie hoffte, bei ihrer Großmutter auf mehr Nachsicht zu treffen.
    Die Schiffspfeife ertönte, als ob man damit die Engel im Himmel aufschrecken wollte. Phanor drückte Gabriels Kopf an seine Brust und bedeckte seine Ohren mit beiden Händen. Als der Ton verebbte, sagte er zu ihm: »Schau!« und zeigte auf die Eichenallee, die zu dem grün und orangefarben gestrichenen Haus führte. »Jetzt sind wir da.«
    Ellbogen-John und Thibault winkten vom Anleger, bereit, der Schiffsmannschaft mit der Gangway und dem Gepäck zu helfen.
    »Schau dir den Jungen an!«, rief Cleo. »Der muss ja zwei Fuß gewachsen sein! Thibault!«
    Sie war als Erste vom Schiff herunter, eilte über das Brett an Land, Gabriel auf dem Arm, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass einer von ihnen beiden ins Wasser fallen könnte. Mit dem freien Arm griff sie nach ihrem Bruder und hielt ihn ganz fest.
    »Thibault, du darfst mich noch gar nicht loslassen, ich muss dich noch ein bisschen umarmen.«
    Gabriel strampelte und schob Thibault ein Stückchen weg, als Cleo sie zu dritt so eng zusammendrückte, aber sobald Thibault sich von ihr losgemacht hatte, streckte er die Arme nach Gabriel aus und lächelte. Das Strahlen auf diesem einfältigen Gesicht verzauberte Gabriel sofort, und er stürzte sich in die Arme seines Onkels.
    Ellbogen-John stand ein kleines Stück abseits. Cleo wusste, dass sie nicht mehr wie das Mädchen aussah,
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