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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens
Autoren: Gretchen Craig
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Vogelscheuche aussehe«, gab Cleo zurück.
    »Thérèze wird dich schon wieder aufpäppeln.«
    »Wie lange bleibt denn dieses Gelb? Ich habe das Gefühl, als wäre ich schon eine Ewigkeit so.«
    »Wie viele Tage sind es denn wirklich?«
    Cleo rechnete kurz nach.
    »Achtzehn, glaube ich.«
    Josie sah sie kritisch an. »Dann dauert es offenbar länger als achtzehn Tage. Aber du siehst schon viel besser aus, ehrlich. Es ist nur noch ein ganz blasses Gelb.«
    »Na, vielen Dank.«
    Josie setzte Gabriel zu ihren Füßen ab, und er stapfte davon, um seinen Ball zu holen. Cleo rutschte ein Stück zur Seite und bot Josie ein Kissen an, damit sie sich neben sie ans Kopfende lehnen konnte.
    »Setz dich und erzähl mir was von deinem neuen Laden«, schlug sie vor.
    Josie erzählte ihr alle Neuigkeiten. Die Geschäfte in den ersten beiden Läden hatten wieder Fahrt aufgenommen, und es kam ordentlich Geld ins Haus. Die neuen Hilfen arbeiteten gut unter Louellas Aufsicht, und die Dessertküche würde Ende der Woche startbereit sein.
    »Du und Phanor, ihr seid wirklich Unternehmerpersönlichkeiten«, staunte Cleo nicht zum ersten Mal. »Jetzt habt ihr beide ein eigenes Geschäft.«
    »Kannst du dich noch erinnern, wie wir Phanor das erste Mal gesehen haben?«, erinnerte Josie sie. »Da kam er auf nackten Füßen und hatte einen Strohhut auf dem Kopf.«
    »Ich erinnere mich nicht, dass eine von uns auf seine Füße geachtet hätte, Josephine.«
    Josie musste lachen. »Nein, da hast du wohl recht.«
    »Hast du ihn heute schon gesehen?«
    »Nein, warum?«
    Cleo unterdrückte den Drang, das Geheimnis mit Josie zu teilen. »Nur so«, sagte sie leichthin.
    Für einen Moment herrschte Stille, dann sagte Josie: »Cleo?«
    »Hm?«
    »Kannst du dich mal aufrecht hinsetzen?« Sie ging aus dem Weg, damit Cleo die Beine aus dem Bett schwingen und sich auf die Kante setzen konnte.
    Josie zog ein gefaltetes Blatt Papier aus der Tasche und reichte es ihr.
    »Was ist das denn?«, fragte Cleo.
    »Lies.«
    Cleo faltete das schwere gestrichene Papier auseinander. Oben auf der Seite prangte das offizielle Wappen des Staates Louisiana. Unten war die Unterschrift von Josephine Marie Louise Celine Tassin zu lesen. Der Text in der Mitte des Dokuments bestätigte, dass Cleo Tassin, bisher wohnhaft auf der Plantage Toulouse in der Gemeinde St. James, und ihr Sohn Gabriel freie Farbige waren.
    »Oh, Josie«, sagte Cleo und drückte das Blatt an ihr Herz. »Josie«, sagte sie noch einmal, mehr brachte sie nicht heraus. Ihre Hand suchte die ihrer Schwester und drückte sie fest.
    Josie reichte ihr ein Taschentuch. »Mach das Papier nicht nass.«
    Gabriel kam wieder ins Zimmer gekrabbelt und kletterte auf den Schoß seiner Mutter. Cleo flüsterte ihm ins Ohr: »Du bist frei, kleiner Mann.«
    Josie stand auf und wischte sich das Gesicht trocken. »Ich muss zurück zu Louella. Willst du was essen? Ich habe Pasteten mit Schweinefleisch mitgebracht, und außerdem ein paar frische Äpfel.«
    »Ich muss ja wohl was essen«, antwortete Cleo, putzte sich die Nase und wischte sich die Augen. »Kein Mensch will eine abgemagerte gelbhäutige Sängerin in einem viel zu großen roten Kleid sehen.«
    Sie reichte Gabriel an Josie weiter und beobachtete, wie Josie ihn auf ihre Hüfte nahm. Ihr Herz war zum Bersten voll. Sie sammelte sich einen Moment und ging dann ihrer Familie nach in die Küche.
    Nach dem Mittagessen machte sich Josie auf den Weg durch die Stadt zu ihrem Geschäft: La Boulangerie Toulouse . Die beiden Backöfen waren frisch ausschamottiert, die Fußböden und Wände geschrubbt, die Fenster neu verglast. Die neue Hilfe, ein Mädchen, das gerade erst mit dem Schiff aus Irland gekommen war, stand an dem schweren Arbeitstisch und raspelte Kokos, und Louella saß im Licht und säumte Küchentücher, die sie aus Mehlsäcken zugeschnitten hatte.
    Josie band sich eine Schürze um und nahm ihr Messer in die Hand. Als sie den ersten Apfel aus der Schüssel nahm, die auf dem Tisch stand, zeigte sie auf einen Korb mit einer blau karierten Decke, aus dem eine Weinflasche herausragte. »Was ist das denn?«, fragte sie.
    »Ach du lieber Himmel«, rief Louella und warf sich förmlich über den Korb. »Das darfst du noch gar nicht sehen, Josie. Das soll doch eine Überraschung werden.« Sie hob ihn vom Tisch und stellte ihn in eine Ecke. »So«, sagte sie. »Und jetzt vergisst du sofort wieder, dass du ihn gesehen hast, sonst kriege ich Ärger.«
    Josie senkte lächelnd den
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