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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens
Autoren: Gretchen Craig
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Kopf und machte sich an die Arbeit mit den Äpfeln. Den ganzen Nachmittag lang fungierte sie als Hilfe für Louella, die an der Perfektionierung ihrer Rezepte herumtüftelte. Als Louella zwischendurch einmal ihr Tempo etwas verlangsamte, um einen Kokoskuchen aufzuschneiden, stellte sich Josie hinter sie und legte ihr die Arme um die Taille.
    »Ich hab dich lieb, Louella«, sagte sie.
    »Schsch, Kind, das weiß ich doch.«
    Josie rückte den Spitzenkragen an Louellas neuem Kleid zurecht. »Sind die Schuhe angenehm zu tragen?«
    »Das sind die besten Schuhe, die eine Köchin jemals besessen hat, und das weißt du ganz genau. Du willst bloß gelobt werden, und ich muss jetzt arbeiten«, sagte Louella lachend. »Jetzt mach weiter und lass mich den Kuchen schneiden.«
    Josie umarmte sie und ließ sie dann los. Zum zwanzigsten Mal schielte sie zu der offenen Tür. Der Tag wurde allmählich kühler, und die Schatten wurden länger. Bald würde er kommen.
    Gerade als sie einen Kuchen einwickelte, um ihn in die mit Blech ausgeschlagene Sicherheitskiste zu legen, stand Phanor dunkel im Türrahmen.
    Endlich.
    Sie fuhr sich mit der Hand übers Haar und hoffte, dass sie nicht wieder Mehl im Gesicht hatte. »Monsieur DeBlieux«, sagte sie mit zuckersüßer Stimme, ungefähr so, wie sie es bei den Schönheiten auf den Winterbällen gehört hatte. »Was für eine angenehme Überraschung!«
    »Mademoiselle«, antwortete Phanor und verbeugte sich fast bis zum Boden. Dann zog er einen großen Strauß aus Goldruten hinter seinem Rücken hervor. »Für Sie, Mademoiselle.«
    »Oh, ich liebe Goldruten«, säuselte sie und klimperte mit den Wimpern.
    »Könnt ihr nicht rausgehen, wenn ihr Blödsinn machen wollt?«, grummelte Louella. »Komm, ich nehme die Blumen und stelle sie ins Wasser.«
    Phanor zog den Korb hinter dem Stuhl hervor, reichte Josie seinen Arm und begleitete sie auf die Straße hinaus.
    »Machen wir ein Picknick?«, fragte sie.
    »So was Ähnliches.«
    Phanor ging mit ihr durch das Vieux Carré in eine ruhige Straße mit bemoosten Eichenbäumen. Dort öffnete er die Gartentür zu einem blau gestrichenen Haus mit Veranden auf drei Seiten. Ein schmaler, mit Austernschalen bestreuter Pfad führte zur Treppe an der Seite des Hauses, und ohne Josies Hand loszulassen, führte er sie bis in den zweiten Stock des Hauses.
    Die Sonne durchflutete die kleine Wohnung mit goldenem Herbstlicht. Im Kamin war Holz aufgeschichtet, das nur noch auf ein Zündholz wartete, und auf dem Boden lag ein blau-beige gemusterter türkischer Teppich. Ansonsten gab es keine Stühle, keine Decken, keinen Schnickschnack – das einzige Ausstattungsstück in den drei Zimmern war Phanors Geige, die auf dem Kaminsims lag.
    Phanor kniete sich vor den Kamin und machte Feuer. Josie stand in der Mitte des Zimmers und atmete die Atmosphäre des Raums ein. Dann drehte sie sich langsam um, betrachtete ein Fenster nach dem anderen und ging langsam in die anderen Zimmer. Phanor wartete auf sie, als sie zurückkam.
    Sie stand sehr nahe bei Phanor, als sie sagte: »Und diese schöne Wohnung ist für dich ganz allein?«
    Er neigte seinen Kopf, um sie sanft auf die Lippen zu küssen. »Nicht unbedingt.«
    Josie trat noch einen Schritt näher und legte ihm die Arme um die Taille. »Was meinst du damit?«
    »Ich könnte mich eventuell dazu durchringen, sie mit jemandem zu teilen«, sagte er.
    Sie streckte ihm ihr Gesicht entgegen, um sich küssen zu lassen, und er zog sie an sich. »Und was für Argumente wären nötig, damit du dich durchringst?«, fragte sie.
    Phanor trat einen Schritt zurück und zog eine kleine Samtschachtel aus seiner Tasche. »Du musst mir nur versprechen, diesen Ring zu tragen«, sagte er. »Aber für immer.«
    Josie bewunderte den kleinen, perfekten Smaragd einen Augenblick, bevor sie ihn an ihren Finger steckte.
    »Das verspreche ich dir«, sagte sie.
    Phanor legte ihr die Hände an beide Wangen und küsste sie innig, bis ihre Knie nachgaben und er sie auf den türkischen Teppich gleiten ließ.
    »Ich kenne eine Straße weiter einen Pfarrer«, sagte er über sie gebeugt. »Es würde höchstens eine Stunde dauern.«
    Josie legte ihm die Hände um den Nacken und zog ihn zu sich herunter. »So lange kann ich unmöglich warten.«

41
    Toulouse, Frühling 1840
    Josie blickte zu Phanor auf. Sein Haar wehte im Wind, und seine Augen waren so dunkel, dass sie das Sonnenlicht fast verschluckten. Sie wollte diese Lippen küssen, gleich hier auf dem Deck des
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