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Macabros 016: Geisterheere aus dem Jenseits

Macabros 016: Geisterheere aus dem Jenseits

Titel: Macabros 016: Geisterheere aus dem Jenseits
Autoren: Dan Shocker
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Zuerst grellte der Blitz auf. Dann kam der Tod.
    Bertrand Munuel warf die Arme in die Höhe. Die Luft blieb ihm
weg. Er riß den Mund auf wie ein Fisch, der von einer heftigen
Welle ans Land gespült wird.
    Blauviolett war das Licht im Zimmer.
    Das Amulett! Das verfluchte Amulett, hetzten seine
Gedanken…
    Murmel schraubte sich langsam aus dem rotsamtenen Stuhl in die
Höhe und taumelte durch den Raum.
    Die Tür… Genevieve… ich muß sie
warnen…
    Er stürzte. Röchelnd brach er vor der Tür
zusammen.
    Im Fallen schlug er gegen die Klinke. Die Tür flog nach
draußen auf.
    Da kam der zweite Blitz.
    Er bohrte sich in seine Brust.
    Munuel bäumte sich auf und fiel gurgelnd zurück.
    Genevieve Munuel hörte den dumpfen Aufprall.
    »Bertrand?« rief sie von oben.
    Keine Antwort erfolgte.
    Die Frau des Schauspielers eilte die Treppe hinab.
    Bertrand Munuel konnte keine Antwort mehr geben. Er war tot.
     
    *
     
    Herzschlag, lautete die Diagnose.
    So sah es aus, denn keine äußeren Verletzungen waren
festzustellen.
    Fünfundvierzig Jahre alt war Bertrand Munuel geworden. Im
besten Mannesalter hatte ihn der Tod ereilt.
    Drei Tage später wurde er in Agde beigesetzt, der Stadt, in
deren Nähe er die letzten Jahre seines Lebens als erfolgreicher
Darsteller in Fernsehfilmen verbracht hatte.
    Hier am Mittelmeer hatte er sich stets sehr gut gefühlt und
hatte Kraft geschöpft für die anstrengenden Drehtage, die
ihn oft fünfzehn Stunden am Tag im Studio banden.
    Bertrand Munuel hatte es geschafft. Aber nun zahlte er den Tribut
für sein aufreibendes Leben, für die Belastungen, die er
seinem Organismus in den letzten Jahren zugemutet hatte.
    Es war eine Beerdigung, wie sie nicht alle Tage stattfand.
    Ein Heer von Teilnehmern. Das Fernsehen und die Leute von der
Wochenschau waren gekommen. Die Beerdigung wurde fast zum
Klamauk.
    Genevieve bekam das Ganze nicht mit. Wie in Trance lief alles vor
ihren Augen ab. Und das war gut so.
    »Herzliches Beileid…«
    »Daß es so schnell gehen mußte…«
    »Arme Genevieve, du tust mir so leid…«
    Wie ein Traum verging dieser Tag in dem großen Haus am Meer,
das Bertrand so geliebt hatte.
    Keine Freunde waren mehr anwesend, nur noch die engsten
Verwandten. Und die reisten gegen Abend auch ab.
    Blieben nur noch Alain, der Bertrand so ähnlich sah und
Architekt in Montpellier war, sowie dessen Frau Lucille.
    Auch Nicole blieb noch, die Tochter, die in Paris Archäologie
studierte. Ihr Mann war ein stiller, schweigsamer Mensch, ein
Gelehrter, mit dem Genevieve noch keine hundert Worte gewechselt
hatte, obwohl ihre Tochter seit zwei Jahren verheiratet war.
    Auch heute hielt sich Nicoles Mann in der Bibliothek auf.
    Mit Alain und Nicole hatte die Witwe viel zu besprechen.
    Die Gespräche an diesem denkwürdigen Tag blieben ihr in
guter Erinnerung. Alle sprachen ihr Mut zu und gaben ihr zu bedenken,
daß Vater auch kein Kind von Traurigkeit gewesen sei und das
Leben genossen habe, wo immer sich die Gelegenheit dazu bot.
    »Es wird dir nicht schwerfallen, allein weiterzukommen«,
bekam sie zu hören. »Du hast keine finanziellen Sorgen. Es
wird dir auch weiterhin gutgehen.«
    Sie hörte sich alles gut an, nickte oft nur und gab wenig
Antwort.
    So neigte sich der erste Tag seinem Ende zu.
    Die Kinder reisten wieder ab.
    Zwei Tage lang war Genevieve Munuel in der Öffentlichkeit
nicht zu sehen. Freunde legten ihr nahe, einen Urlaub anzutreten, um
die Umgebung, in der sie mit Bertrand so viele gemeinsame Jahre
verbrachte, erst mal zu vergessen.
    Du mußt Abstand gewinnen, lautete die Devise.
    Aber Genevieve Munuel tat genau das Gegenteil.
    Sie blieb im Haus. Sie las in alten Briefen und Tagebüchern
und betrachtete sich stundenlang Fotoalben.
    Dabei wurde sie nicht trauriger. Im Gegenteil! Eine gewisse
Heiterkeit befiel sie. Es waren schöne Stunden gewesen mit
Bertrand. Die waren zu Ende. Sie hatten oft über den Tod
gesprochen, aber der gehörte nun mal zum Leben. Ein Abschnitt
war abgeschlossen… Ein anderes Leben begann!
    Am dritten Tag verließ sie am späten Nachmittag zum
ersten Mal das Haus.
    Sie ging nicht schwarz, sondern trug ein freundlich gemustertes
Sommerkleid, das der Fröhlichkeit dieses Sommertages
angepaßt war.
    Nichts im Gesicht, nichts am Verhalten dieser Frau wies darauf
hin, daß ihr Mann erst vor drei Tagen plötzlich verstorben
war.
    Genevieve Munuel benahm sich – nach der herkömmlichen
Meinung – anormal!
     
    *
     
    Die Witwe unternahm in den folgenden Tagen
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