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Das Herz des Südens

Das Herz des Südens

Titel: Das Herz des Südens
Autoren: Gretchen Craig
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das er gekannt hatte. Sie trug ein feines blaues Musselinkleid mit weißer Stickerei, und ihr Haar war in ein schönes blaues Kopftuch gewickelt. Sie war eine Frau, kein Mädchen mehr. Aber sie liebte Ellbogen-John immer noch, blieb einen Augenblick vor ihm stehen und lächelte seinem wettergegerbten Gesicht entgegen. »Ich bin’s, John«, sagte sie.
    »Ja, das ist wohl so«, sagte er und öffnete seine Arme, um sie zu umarmen.
    Während Phanor mit dem Gepäck beschäftigt war, folgte Josie Cleo auf den Anleger. Thibault grinste von einem Ohr zum anderen, als sie zu ihm trat. »Du bist Josie«, sagte er stolz.
    »Ja, Thibault. Hast du noch einen Kuss für deine Schwester übrig?«
    »Viele Küsse. Das Baby hier gehört jetzt mir, oder?«
    Josie lachte. »Du wirst ihn mit uns teilen müssen, Thibault. Diesen kleinen Kerl wollen ganz viele Leute haben.«
    Dann warf sie Cleo einen fragenden Blick zu. »Bist du bereit?«
    Cleo nickte. Sie nahm Gabriel wieder auf den Arm, und die beiden Frauen gingen langsam die Allee hinauf zum Haus. Grand-mère wartete in ihrem Rollstuhl auf der Veranda. Als Josie sich der Treppe näherte, schob die alte Dame Laurie zur Seite und versuchte aufzustehen, aber Josie eilte die Treppen hinauf, um sie aufzuhalten.
    »Ich bin schon da, Grand-mère, nicht aufstehen.« Sie nahm die zitternden Hände ihrer Großmutter in ihre und ließ ihr Zeit, sie anzuschauen.
    »Bistu?«, hörte sie.
    »Ich bin die Einzige hier, die sie versteht«, mischte sich Laurie stolz ein. »Sie fragt: Bist das du?«
    »Ja, ich bin’s tatsächlich, Grand-mère. Und schau mal, wen ich mitgebracht habe!«
    Josie trat zur Seite, und dann stand Cleo vor Grand-mère. Die müden Augen blickten forschend auf Gabriel, der den Kopf an die Brust seiner Mutter gelegt hatte und den Blick der alten Frau eindringlich erwiderte.
    »Emile?« Grand-mère streckte die Hände nach Gabriel aus. »Mein Emile!« Eine fast flehende Geste. »Mein Emile.«
    »Sie sagt, er ist ihr Emile«, übersetzte Laurie unnötigerweise.
    Cleos Gesicht überschattete sich. Sie kniete neben Grandmères Stuhl nieder. »Gabriel, sag guten Tag.« Er murmelte die Worte und erlaubte seiner Urgroßmutter, ihm über den schwarzen Haarschopf zu streicheln.
    »Grand-mère, du hast Cleo noch gar nicht begrüßt«, sagte Josie.
    Grand-mère starrte Cleo an, und endlich leuchtete so etwas wie Erkennen in ihrem Blick auf. Sie streckte eine Hand aus, um Cleos Gesicht zu streicheln, berührte ihr Haar, wie um sie zu segnen. Und Cleo ließ ihre Tränen in den Schoß ihrer Großmutter fallen.
    Phanor kam zu ihnen auf die Veranda. Während Cleo ein paar Schritte zur Seite trat, um wieder zu sich zu kommen, lächelte er Grand-mère zu und beugte sich über ihre Hand. »Madame Emmeline«, sagte er, »ich wünsche einen guten Tag.«
    Grand-mère war verwirrt. »Wer …«
    »Das ist Phanor DeBlieux, Grand-mère.«
    Sie starrte ihn lange an, dann lächelte sie mit ihrem halb gelähmten Gesicht. »Tag«, erwiderte sie seinen Gruß recht klar.
    »Ich muss dir was erzählen, Grand-mère.« Josie streckte ihre Hand nach Phanor aus, und er hielt sie fest. »Phanor und ich haben geheiratet. Ich bin jetzt Madame DeBlieux.«
    Sie warteten ab, während ihre Großmutter die Nachricht verdaute. Endlich nickte die alte Frau heftig. »Gut«, sagte sie schließlich.
    In dieser Nacht lagen Josie und Phanor im Bett und lauschten auf die Geräusche des Hauses, das in der abkühlenden Luft knarrte und knackte. Draußen sangen die Grillen ihr Lied.
    »Das ist ein schönes Bett«, sagte Phanor und drehte lässig eine von Josies Locken zwischen den Fingern.
    »Schöner als unseres?«
    »Na, in diesem Bett hier kann ein Mann wenigstens mal die Beine ausstrecken.«
    »Ach, das hast du vor? Die Beine ausstrecken?«
    »Wieso, was hast du denn vor?«
    »Ich denke gerade darüber nach, ob unser erster Sohn Phanor Emile Antoine heißen soll oder Phanor Antoine Emile. Was meinst du?«
    »Ich denke, wir sollten das Baby erst einmal zustande bringen, bevor wir ihm einen Namen geben.«
    »Ja, siehst du, genau das hatte ich vor.«
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