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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers
Autoren: Deon Meyer
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worum es bei diesen Ermittlungen und der Anklage des Amtsvergehens gegen Sie geht?
    RADEBE: Das verstehe ich.
    VORSITZENDER: Laut Artikel 16 (c) haben Sie ein Anrecht auf die Vertretung durch jemanden aus Ihrer Abteilung, und wenn niemand dort zur Verfügung steht oder als geeignet anzusehen ist, durch jemanden außerhalb Ihrer Abteilung. Sind Sie sich dieses Rechtes bewußt?
    RADEBE: Das bin ich, Herr Vorsitzender.
    VORSITZENDER: Und Sie verzichten auf dieses Recht?
    RADEBE: Ja.
    VORSITZENDER: Laut Artikel 15 (I) sind Sie verpflichtet, eine schriftliche Erwiderung auf den Ihnen gemachten Vorwurf zu erstellen. Haben Sie dieses Dokument, so wie Sie es uns übergeben haben, aus freien Stücken verfaßt?
    RADEBE: Das habe ich, Herr Vorsitzender.
    VORSITZENDER: Würden Sie es bitte diesem Komitee vorlesen?
    RADEBE: Ich, Vincent Radebe, gestehe ein, daß mein Verhalten und Auftreten eine offizielle Operation der Presidential Intelligence Unit behindert und verkompliziert haben.
    Ich gestehe ein, daß ich aufgrund grober Fahrlässigkeit verantwortlich für den Tod von Mrs. Miriam Nzululwazi am 26. Oktober dieses Jahres war. Ich habe die Tür des Verhörzimmers nicht abgeschlossen, was dazu führte, daß Mrs. Nzululwazi den Raum unbegleitet und höchst erregt verließ. Ihr tödlicher Sturz von der Feuertreppe des Gebäudes war somit eine direkte Folge meines Verhaltens.
    Ich gebe darüber hinaus zu, daß ich am selben Tag gesetzeswidrig und ohne offizielle Genehmigung den sechsjährigen Sohn von Mrs. Nzululwazi entführt und über Nacht in meiner Wohnung beherbergt habe. Ich gebe zu, daß ich den Jungen, Pakamile, am 27. Oktober dem Personal der Cape Times überstellt habe, und dadurch habe ich eine offizielle Operation der Presidential Intelligence Unit unterminiert.
    Ich erkläre, daß ich in beiden Fällen allein gehandelt habe, und ich mache niemandem anders Vorwürfe.
    |394| Ich möchte allerdings die folgenden Faktoren zu meiner Entlastung anführen, Herr Vorsitzender: Als ich nach Abschluß meines Studiums an der University of the Witwatersrand meinen Berufsweg auswählte, war es meine unbedingte Absicht, einen positiven Beitrag für dieses Land zu leisten. Wie so viele meiner Mitbürger war ich begeistert von der Vision und der Herzensgüte Mr. Nelson Mandelas. Ich wünschte mir meinerseits, mein Leben dem Aufbau der Nation des Regenbogens zu widmen. Die Presidential Intelligence Unit bot mir, meiner Meinung nach, diese Gelegenheit.
    Aber mitunter sind Leidenschaft und Wunsch nicht genug. Manchmal übersehen wir im Übereifer unsere eigenen Fehler und Mängel.
    Ich weiß, daß der Schutz des Staates und der Demokratie manchmal schwierige Entscheidungen und Handlungen von Regierungsmitarbeitern erfordern, Handlungen, die unter Umständen gewöhnliche, unschuldige Zivilisten direkt und sogar negativ betreffen können.
    Mir ist nun klar, daß ich für diesen Beruf nicht geeignet bin – und es niemals war. Die Vorfälle am 26., 27. und 28. Oktober waren für mich extrem traumatisch. Mich hat äußerst verunsichert, wie, meiner Meinung nach, die grundsätzlichen Menschenrechte zuerst Mr. Thobela Mpayiphelis und später Mrs. Miriam Nzululwazis verletzt wurden. Selbst jetzt, wo ich dieses Dokument lese, kann ich nicht nachvollziehen, wie der Zweck der Operation, wie wichtig oder entscheidend sie für die nationale Sicherheit auch gewesen sein mag, dieses Handeln gerechtfertigt haben soll.
    Mein Fehler, Herr Vorsitzender, bestand darin, daß ich zuließ, daß meine abweichende Position meine Entscheidungen und Handlungen beeinflußte. Ich war nachlässig statt sorgfältig. Ich bereue zutiefst, daß ich meinen Teil der Verantwortung an Mrs. Nzululwazis Tod trage, und insbesondere, daß ich nicht eindeutiger Stellung bezogen oder auf offiziellem Wege eindeutiger protestiert habe. Meine größte Schwäche war mein eigener Zweifel an meiner Einschätzung |395| dessen, was richtig und falsch war. Dieses Land und sein Volk hat Besseres verdient, aber ich kann Ihnen versichern, daß es nie wieder geschehen wird.
    Das ist alles, Herr Vorsitzender.
    VORSITZENDER: Vielen Dank, Mr. Radebe. Sind Sie damit einverstanden, daß dieses Dokument als schriftliche Äußerung zu der Anklage gegen Sie zu den Akten genommen wird?
    RADEBE: Damit bin ich einverstanden.
    VORSITZENDER: Haben Sie Fragen, Mrs. Mentz?
    MENTZ: Das habe ich, Herr Vorsitzender.
    VORSITZENDER: Bitte.
    MENTZ: Vincent, glauben Sie, ein Teil der, wie Sie es nannten, Arbeit
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