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Das Erbe des Zauberers

Das Erbe des Zauberers

Titel: Das Erbe des Zauberers
Autoren: Terry Pratchett
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In der folgenden Geschichte geht es um Magie, wohin sie verschwindet und – was vielleicht noch wichtiger ist – woher sie kommt. Es sollen die Gründe dafür dargelegt werden, ohne daß Anspruch auf vollständige Beantwortung der aufgeworfenen Fragen erhoben wird.
    Nun, vielleicht könnte dieses Buch zu erklären helfen, warum Gandalf nie heiratete und Merlin ein Mann war. Denn es ist auch eine Geschichte über Sex, wobei der Autor allerdings nicht die athletisch-gymnastische Variante Zähl-die-Beine-und-teil-die-Summe-durch-zwei im Sinn hat. Es sei denn, die Protagonisten geraten außer Kontrolle. Was durchaus passieren könnte.
    Hauptsächlich aber geht es um die Welt. Achtung, jetzt kommt der große Augenblick! Passen Sie gut auf; die Spezialeffekte sind ziemlich teuer.
    Die musikalische Untermalung besteht aus einem bedeutungsvollen Summen, einer dumpfen Vibration, die den Zuhörer auf einen kosmischen Fanfarenstoß vorbereitet. Ungeachtet aller physikalischen Gesetze durchhallt das Brummen den leeren Raum, und das Bild zeigt einige glitzernde Sterne, wie Schuppen auf der Schulter Gottes.
    Und dann gerät sie in Sicht, größer als der größte für den nächsten intergalaktischen Krieg ausgerüstete Schlachtkreuzer, den sich ein erfolgreicher C-Film-Regisseur vorstellen kann: eine zehntausend Meilen lange Schildkröte. Es ist Groß-A’Tuin aus der seltenen Gattung der Astrochelonia. Sie (oder er – in diesem Punkt sind die Gelehrten nicht ganz sicher) stammt aus einem Universum, in dem die Dinge weniger phantastisch sind, als es der Fall zu sein scheint – und gleichzeitig weitaus bedeutungsvoller, als sich ein mit normaler Phantasie ausgestatteter Mensch vorstellen mag. Auf ihrem (oder seinem) meteoritenzernarbten Panzer stehen vier riesige Elefanten, die die runde Scheibenwelt auf den gewaltigen Schultern tragen.
    Die Perspektive verändert sich, und kurz darauf sieht der Zuschauer die ganze Welt im Licht der kleinen Sonne, die sie umkreist. Er beobachtet Kontinente, Archipele, Seen, Meere, Wüsten, Gebirge und sogar eine kleine Eiskappe in der Mitte. Mit Theorien über planetare Kugeln oder ähnlich haarsträubenden Unsinn können die Bewohner jenes Ortes natürlich nichts anfangen. Ihre Welt wird von einem runden Meer begrenzt, das in einem ewigen Wasserfall über den Rand der Scheibe ins All strömt, und sie ist so flach und platt wie eine geologische Pizza, der allerdings die Artischocken fehlen – von den Zwiebeln und der Salami ganz zu schweigen.
    Auf einer derartigen Welt (die nur existiert, weil sich die Götter einen Scherz erlaubten) gibt es genug Platz für Magier und Zauberei. Und natürlich auch für Sex.
     
    Der alte Mann stapfte durchs Gewitter. Er trug einen langen gemusterten Mantel und hielt einen Holzstab mit eigentümlichen Schnitzmustern in der Hand; doch was ihn in erster Linie als Zauberer verriet, war die Tatsache, daß die Regentropfen einen halben Meter über seinem Kopf verdampften.
    Die Spitzhornberge stellten eine für ordentliche Gewitter bestens qualifizierte Region dar. Die Landschaft bestand größtenteils aus schroffen Graten, zerklüfteten Hängen, dichten Wäldern und so tiefen Flußtälern, daß das Tageslicht den Rückzug antreten mußte, kaum hatte es den Boden erreicht. Faserige Wolkenfetzen klebten an den nicht ganz hohen Berggipfeln unterhalb des Pfades, über den der Zauberer rutschte und schlitterte. Ein paar schlitzäugige Ziegen beobachteten ihn mit vagem Interesse. Nun, es erfordert nicht viel, um die Aufmerksamkeit solcher Tiere zu wecken.
    Gelegentlich blieb der alte Mann stehen und warf seinen Stab hoch in die Luft. Als er in den Matsch fiel, zeigte er immer in die gleiche Richtung, und dann seufzte der Zauberer, hob ihn auf und stakte weiter durch den Schlamm.
    Auf Beinen aus flackernden Blitzen marschierte das Unwetter durchs Gebirge, donnerte und knurrte grollend.
    Der Magier verschwand hinter einem Felsvorsprung, die Ziegen zuckten mit den Achseln und fraßen nasses Gras.
    Kurz darauf aber blickten sie wieder auf. Sie erstarrten förmlich, zwinkerten überrascht und meckerten erschrocken.
    Was eigentlich seltsam war, denn es befand sich niemand auf dem Pfad. Was die Ziegen jedoch nicht weiter kümmerte; sie sahen dem Nichts nach, bis es sich im grauen Wogen verlor.
     
    Die Hütten des Dorfes standen in einem schmalen Tal zwischen hoch aufragenden bewaldeten Hängen. Es handelte sich um keine besonders große Siedlung, und es muß bezweifelt werden,
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