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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers
Autoren: Deon Meyer
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ich es. Es muß so sein, denn jedesmal, wenn die Hoffnung in dir ein wenig stirbt, verwandelt sich die Enttäuschung über andere in Enttäuschung über dich selbst. Wenn die anderen schwach sind, liegt diese Schwäche auch in dir. Es ist wie der Tod: Wenn man andere sterben sieht, weiß man, daß man selbst auch sterben wird. Ich bin es so müde, Van Heerden, ich bin es so müde, enttäuscht zu werden, all das in den Menschen und an mir selbst zu sehen, die Schwäche, den Schmerz, das Böse.«
    »Es …«
    »Du hattest recht. Ich bin, was ich bin. Ich kann es bestreiten, ich kann es unterdrücken … und verstecken, doch nicht für immer. Das Leben tut einfach, was es will, es reißt einen mit. Gestern gab es einen Augenblick, in dem mir zum |390| ersten Mal seit langem klar wurde, daß ich wieder am Leben war. Daß ich etwas Wichtiges tat und zufrieden war, daß ich innerlich und äußerlich eine Einheit bildete, daß ich meinen Rhythmus gefunden hatte. Und weißt du, was meine erste Reaktion darauf war? Ich fühlte mich schuldig, als würde das die Bedeutung Miriams und Pakamiles ausschließen. Aber ich hatte Zeit zum Nachdenken, Van Heerden. Ich verstehe es jetzt besser. Es ist nicht falsch, wie ich bin. Nur wofür ich es einsetze. Oder mich einsetzen lasse. Das war mein Fehler. Ich habe anderen Menschen erlaubt, die Entscheidungen zu treffen. Doch das werde ich nicht mehr tun. Nie mehr.«
    »Du mußt dich ausruhen.«
    »Das werde ich.«
    »Ich habe dem Arzt Geld für das Motorrad gegeben. Sie schicken es in einer Woche mit einem Transporter hinterher.«
    »Danke, Van Heerden.«
    »Wir landen in zwanzig Minuten«, sagte der Pilot.

[ Menü ]
    |391| November
    45
    In der Mittagspause fuhr Allison Healy mit dem langen Päckchen und etwas zu essen auf dem Rücksitz hinaus nach Morningside. Thobela saß auf der Veranda in der Sonne, die Brust nackt, einen grellweißen Verband um die Hüfte.
    Sie ging mit dem Päckchen in der Hand auf ihn zu.
    »Ich hoffe, das ist das, was du wolltest.«
    Er riß das schreckliche Geschenkpapier mit dem bunten Afrika-Motiv auf.
    »Sie haben darauf bestanden, es einzuwickeln«, entschuldigte sie sich.
    Er hielt das
Assegai
in Händen, er prüfte die Stärke des Stahls, er fuhr mit dem Finger die Klinge entlang.
    »Ich danke dir«, sagte er leise.
    »Ist es … gut genug?«
    »Es ist perfekt«, sagte er. Er würde es kürzen müssen, er mußte mehr als die Hälfte des Griffs absägen, aber er würde ihre Freude nicht mit diesen Feinheiten stören.
    Sie stellte die Schale mit Curry auf den Tisch, legte das Plastikbesteck daneben. »Möchtest du lieber richtiges Besteck?«
    »Nein, danke.« Er lehnte das
Assegai
an den Tisch und nahm sein Essen.
    »Wie geht es dir?« fragte sie.
    »Viel besser.«
    »Das freut mich.«
    »Ich möchte Montag anfangen, Allison.«
    »Montag? Bist du sicher?«
    |392| »Ich kann nicht länger warten.«
    »Du hast recht«, sagte sie. »Ich zeige es dir.«
     
    Quinn rief sie vom Flughafen aus an.
    »Der Name ist falsch, und sie haben bar bezahlt, Ma’am, aber der Pilot hat seinen Flugplan ordnungsgemäß eingereicht. Wir können nicht viel tun.«
    »Was sagt er?«
    »Sie sind in Chobe gelandet, Ma’am. Das ist fast an der Grenze zu Sambia. Der Patient war ein großer Schwarzer mit zwei Schußwunden an der Hüfte. Sein Zustand war stabil. Sie haben ihm etwa zwei Liter Blut gegeben. Die anderen beiden waren weiß, ein Mann und eine Frau. Die Frau hatte rotes Haar, war etwas dicklich und von heller Hautfarbe. Der Mann war gebräunt und schlank, von durchschnittlicher Größe. Er und der Schwarze sprachen Afrikaans, mit der Frau sprach er Englisch. Als sie ankamen, lud er den Patienten in einen Kombi oder Jeep. Sie haben das Kennzeichen nicht aufgeschrieben.«
    »Danke, Quinn.«
    »Was soll ich mit dem Piloten machen?«
    »Bedank dich bei ihm und komm wieder her.«
     
    TRANSKRIPT: Anhörung anläßlich der Ermittlungen über den Tod von Mrs. Miriam Nzululwazi (38). 7. November.
     
    ANWESEND: Vorsitzender: Adv. B. O. Ndlovu
     
    BEISITZER: Adv. P. du T. Mostert, Mr. K. J. Maponyane Für die PIU: Ms. J. M. Mentz Zeugen: Es wurden keine Zeugen vorgeladen.
     
    VORSITZENDER: Mr. Radebe, laut Artikel 16 des Intelligence Services Act von 1994, geänderte Fassung, haben Sie Anspruch darauf, bei diesem Verfahren durch einen Anwalt vertreten zu werden. Sie haben auf diesen Anspruch verzichtet?
    RADEBE: Das habe ich, Herr Vorsitzender.
    |393| VORSITZENDER: Verstehen Sie,
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