Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers
Autoren: Deon Meyer
Vom Netzwerk:
Dorffling bewegte sich selbstsicher. Er hatte sein Leben lang nichts anderes getan. Er beobachtete, schätzte, tarierte, sie bewegten sich im Kreis – die kleiner werdenden Kreise eines rhythmischen Todestanzes.
    Der Angriff kam unvorstellbar schnell, doch bevor Dorfflings Knie seinen Bauch erreichte, schlang er seinen Arm um den Hals des Amerikaners und stieß die lange dünne Klinge durch das Brustbein. Er hielt ihn eng an seinen eigenen Körper gepreßt, während die blaßblauen Augen ihn anstarrten.
    » Uhm-sing-gelli «, sagte der Ex-Marine.
    »Umzingeli.«
Er nickte, er korrigierte die Aussprache sanft und höflich. Er hatte Respekt für den Vorgang, dafür, daß |10| sein Gegenüber nicht bettelte, für die stille Akzeptanz des Todes. Er sah das Leben aus den Augen weichen, fühlte, wie der Herzschlag sich verlangsamte, der Atem unregelmäßig wurde, dann nichts mehr.
    Er ließ die Leiche sinken, spürte, wie die großen, festen Muskeln des Rückens sich lösten, und legte den Körper vorsichtig nieder.
    »Wo gehst du hin? Weißt du es jetzt?«
    Er wischte sein
Assegai
am T-Shirt des Mannes ab, schob es langsam in die Scheide zurück.
    Dann wandte er sich um und ging davon.

[ Menü ]
    |11| März
    1
    Transkript des Verhörs von Ismail Mohammed durch A.J.M. Williams, 17. März, 17:52, Büro der South African Police Services, Gardens, Kapstadt.
     
    W: Sie wollten mit jemandem vom Geheimdienst sprechen?
    M: Sind Sie das?
    W: Das bin ich, Mr. Mohammed.
    M: Woher soll ich das wissen?
    W: Sie müssen mir glauben.
    M: Das ist nicht gut genug.
    W: Was wäre denn gut genug für Sie, Mr. Mohammed.
    M: Haben Sie einen Ausweis?
    W: Sie können sich das hier ansehen, wenn Sie wollen.
    M: Verteidigungsministerium?
    W: Mr. Mohammed, ich vertrete staatliche Ermittlungsstellen.
    M: NIA?
    W: Nein.
    M: Geheimdienst?
    W: Nein.
    M: Was dann?
    W: Die, auf die es ankommt.
    M: Militär?
    W: Es scheint hier ein Mißverständnis vorzuliegen, Mr. Mohammed. Ich habe die Nachricht erhalten, daß Sie Probleme haben und Ihre Position dadurch verbessern wollen, daß Sie bestimmte Informationen zur Verfügung stellen. Stimmt das?
    [Unverständlich]
    |12| W: Mr. Mohammed?
    M: Ja?
    W: Stimmt das?
    M: Ja.
    W: Sie sagten der Polizei, Sie würden diese Informationen nur an jemanden vom Geheimdienst weitergeben?
    M: Ja.
    W: Nun, dies ist Ihre Chance.
    M: Woher soll ich wissen, daß wir nicht belauscht werden?
    W: Laut Gesetz muß die Polizei Sie informieren, bevor ein Verhör mitgeschnitten wird.
    M: Ha!
    W: Mr. Mohammed, haben Sie mir etwas zu sagen?
    M: Ich will Immunität.
    W: Oh?
    M: Und garantierte Vertraulichkeit.
    W: Niemand bei Pagad soll wissen, daß Sie geredet haben?
    M: Ich bin kein Mitglied von Pagad.
    W: Sind Sie ein Mitglied der »Muslims Against Illegitimate Leaders«?
    M: Illegal Leaders.
    W: Sind Sie ein Mitglied von MAIL?
    M: Ich will Immunität.
    W: Sind Sie ein Mitglied von Quibla?
    [Unverständlich]
    W: Ich kann versuchen, mich für Sie einzusetzen, Mr. Mohammed, aber ich kann Ihnen nichts garantieren. Die Anklage gegen Sie ist wasserdicht. Wenn Ihre Information etwas wert ist, kann ich Ihnen nur versprechen, daß ich tun werde, was ich kann …
    M: Ich will eine Garantie.
    W: Dann müssen wir uns jetzt voneinander verabschieden, Mr. Mohammed. Viel Glück vor Gericht.
    M: Geben Sie mir nur …
    W: Ich rufe jetzt die Detectives.
    M: Warten Sie …
    |13| W: Auf Wiedersehen, Mr. Mohammed.
    M: Inkululeko.
    W: Wie bitte?
    M: Inkululeko.
    W: Inkululeko?
    M: Es gibt ihn.
    W: Ich weiß nicht, wovon Sie reden.
    M: Warum setzen Sie sich dann wieder hin?

[ Menü ]
    |14| Oktober
    2
    Ein junger Mann steckte seinen Kopf aus einem Minibus-Taxi, winkte höhnisch mit den Fingern und lachte mit weißen Zähnen in Thobela Mpayiphelis Richtung.
    Thobela wußte, warum. Oft genug hatte er sein Spiegelbild in den großen Schaufensterscheiben gesehen – ein riesiger Schwarzer, hochgewachsen und breitschultrig, auf der kleinen Honda Benly, deren Zweihundert-Kubik-Motor mühsam, aber tapfer, unter seinem Gewicht vor sich hin tuckerte. Seine Knie berührten fast die Griffe, die langen Arme waren scharf abgewinkelt, der Motorradhelm war unpassend groß und schwer.
    Es war ein besonderes Schauspiel.
    In den ersten paar Wochen wußte Thobela genau, was für einen Anblick er bot, als er zu allem Überfluß noch hatte lernen müssen, auf dem Ding zu fahren. Auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause, an jedem Morgen und Nachmittag im dichten Verkehr auf der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher