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Das Herz des Jägers

Titel: Das Herz des Jägers
Autoren: Deon Meyer
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Treppe hochsteigen konnte, dann zog er die Tür hinter ihr zu und gab dem Piloten ein Zeichen. Die Beechcraft setzte sich in Bewegung.
    Er nahm ihre Tasche und zeigte ihr, wo sie sitzen konnte – auf einem der drei Sitze hinten. Nachdem er überprüft hatte, daß sie angeschnallt war, setzte er sich mit einem Seufzer neben sie. Er beugte sich herüber und küßte sie auf den Mund, bevor sie sich wegbeugen konnte, und dann grinste er sie an wie ein nichtsnutziger Schuljunge.
    »Ich sollte …«, begann Allison ernsthaft, aber er stoppte sie mit einer Handbewegung.
    »Darf ich erst mal erklären?« Seine Stimme war laut, damit sie ihn über den Motorenlärm hören konnte.
    »Ich wollte nichts über uns sagen. Es geht um Miriam Nzululwazi.«
    »Miriam«, sagte er voll böser Vorahnung.
    »Sie ist tot, Zatopek.«
    »Wie ist das passiert?«
    »Sie sagen, es sei ein Unfall gewesen. Sie ist gestürzt. Fünf Stockwerke tief.«
    »Großer Gott«, sagte er und ließ seinen Kopf gegen den Sitz sinken. So saß er lange, er starrte geradeaus, und sie fragte sich, was er dachte. Dann, kurz bevor die Maschine abhob, sagte er etwas, was sie nicht hören konnte, und schüttelte den Kopf.
     
    »Du kannst dich ganz schön anstellen«, sagte er, als das Dröhnen der Motoren auf Flughöhe etwas abnahm und er seinen Sicherheitsgurt lockerte. »Möchtest du Kaffee?«
    |385| »Und du bist ein Arschloch«, sagte sie, wenn auch ohne Überzeugung.
    »Ich hatte den ganzen Tag Konferenzen.«
    »Ohne irgendwelche Pausen?«
    »Ich wollte dich am Nachmittag anrufen, wenn es ruhiger ist.«
    »Und dann?«
    »Dann wurde ich von Dr. Pillay aus Kasane angerufen, er sagte, er habe meine Telefonnummer in der Tasche eines schwerverletzten Schwarzen gefunden, der im Norden Botswanas mit seinem Motorrad gestürzt sei.«
    »Oh.«
    »Kaffee?«
    Allison nickte, sie schaute zu, wie er dem Arzt, den er mitgebracht hatte, und dem Piloten im Cockpit dasselbe Angebot machte. Sie dachte daran, wie dicht sie davor gewesen war, den Artikel in das System einzustellen. Sie hatte schon in der Tür der Nachrichtenredaktion gestanden, als sie noch einmal zurücklief und ihn löschte. Sie konnte sich wirklich ganz schön anstellen. Da hatte er recht.
     
    »Wie geht es ihm?« fragte sie Van Heerden, als er zu ihr zurückkehrte.
    »Schlecht, aber stabil. Der Arzt sagt, er habe viel Blut verloren. Sie haben ihm Transfusionen gegeben, aber er wird noch mehr brauchen, und Blut ist dort oben Mangelware.«
    »Was ist passiert?«
    »Das weiß keiner. Er hat zwei Schußwunden an der Hüfte, und seine linke Schulter wurde bei dem Sturz schwer in Mitleidenschaft gezogen. Man hat ihn am Straßenrand in der Nähe der Abzweigung nach Mpandamatenga gefunden. Es war reines Glück, daß niemand die Polizei verständigte, sie haben ihn einfach auf einen
Bakkie
geladen und nach Kasane gefahren.«
    Sie verdaute die Neuigkeiten, dann stellte sich eine weitere Frage. »Warum fliegst du jetzt hin?«
    |386| »Er ist mein Freund.« Bevor sie darauf antworten konnte, setzte er hinzu: »Mein einziger Freund, um ehrlich zu sein«, und sie wunderte sich über ihn – wer er war, wie er so geworden war.
    »Und das«, sie deutete auf die medizinische Ausrüstung, »was kostet das alles?«
    »Ich weiß nicht. Zehn- oder zwanzigtausend.«
    »Wer zahlt das?«
    Er zuckte mit den Achseln. »Ich. Oder Thobela.«
    »Einfach so?«
    Er grinste, aber es war nicht lustig.
    »Was?«
    »Wahrnehmung und Wirklichkeit«, sagte er. »Ich finde das sehr interessant.«
    »Oh?«
    »Deine Wahrnehmung ist, daß er schwarz ist – und ein einfacher Arbeiter aus Guguletu. Also muß er arm sein. Das ist auch durchaus logisch, ein vernünftiger Schluß, aber die Dinge sind nicht immer so, wie wir es erwarten.«
    »Er hat also Geld? Vom Drogenhandel oder den Auftragsmorden?«
    »Gute Frage. Aber die Antwort ist: weder noch.« Er sah sie zweifelnd den Kopf schütteln und sagte: »Ich erzähle dir am besten die ganze Geschichte. Von mir, Orlando, Thobela, und von mehr US-Dollar, als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben zu sehen bekommen. Das ist zwei Jahre her. Ich habe als Privatdetektiv gearbeitet, ich bohrte an einem Mordfall herum, den die Bullen nicht geknackt bekamen. Kurz gesagt, es stellte sich heraus, daß das Opfer viele Jahre zuvor in eine Militäroperation verstrickt gewesen war, Waffenhandel für UNITA in Angola, Diamanten und Dollar …«
     
    Er war mit der Geschichte fertig, als sie in Johannesburg landeten,
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