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Das Herz aus Eis

Das Herz aus Eis

Titel: Das Herz aus Eis
Autoren: Heinz G. Konsalik
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unbestimmte Zeit im Anwaltsbüro vertreten könnte, und überhaupt sollte diese Liebesentführung so vorbereitet sein, daß nicht eine Minute zu bereuen war.
    Als Patrik McJohn sich hinter seinem Schreibtisch niedergelassen und die Morgenpost zunächst zur Seite geschoben hatte, läutete schrill das Telefon. Patrik warf einen Blick auf die Schreibtischuhr und schüttelte verwundert den Kopf. Zehn Uhr vormittags. Um die Zeit pflegte sonst noch niemand anzurufen.
    Hartnäckig läutete der Apparat weiter. Patrik nahm den Hörer ab und wartete einen Augenblick, bevor er sich mit dem klassischen »Hallo?« meldete.
    Eine fremde, merkwürdig dumpfe Stimme dröhnte durch die Leitung. »Spreche ich mit McJohn?«
    »Ja, das tun Sie!«
    »Freut mich, bester Doktor! Sie waren doch eben bei Valeria Thurner? Erkannte Ihre Autonummer, als Sie abfuhren.«
    »Ja, allerdings!« Patrik richtete sich erstaunt auf. »Wer spricht denn da?«
    »Das geht Sie gar nichts an«, gluckste die Stimme frech. Doch gerade durch diese unterdrückte Belustigung merkte McJohn, daß die Tonlage verstellt war. Der natürliche Klang mußte weit höher liegen.
    »Wichtig ist nur, daß Sie der letzte sind, der Valeria Thurner heute gesehen und gesprochen hat.«
    »Ja, und?«
    »Oh, im Augenblick nichts weiteres. Aber vielleicht gegen Abend! Ich möchte Ihnen als unbekannter Freund einen guten Rat geben. Sorgen Sie für ein lückenloses Alibi bis heute abend, sonst kann es Ihnen passieren, daß Sie mit dem elektrischen Stuhl Bekanntschaft schließen!«
    »Sie sind doch verrückt!« rief Patrik erregt. Er wußte wirklich nicht, was er von diesem Gerede halten sollte. »Wer sind Sie, Mann?«
    »Ein Freund«, gurrte die dumpfe Stimme. »Ein Freund aller Männer, die unglücklich und hoffnungslos lieben. Nicht wahr, bester Doktor, Sie lieben doch auch diese Valeria Thurner, die Göttin von der ›Pearson-Film‹? Sie brauchen nicht zu antworten, ich weiß es! Ich beobachte jeden, der Valeria liebt und unter ihrem gnadenlosen Spott zu leiden hat! Auch über Sie hat sie gespottet und Ihre Anträge verlacht. Trösten Sie sich, Sie sind nicht der einzige.«
    »Was fällt Ihnen ein!« schrie Patrik nun und hieb mit der Faust wütend auf den Tisch. »Ich verbiete Ihnen, mit mir in diesem Ton …«
    »Stop, mein Lieber, stop!« unterbrach ihn die dumpfe Stimme. »Heben Sie sich Ihre Erregung für heute abend auf. Ich halte nochmals fest: Sie haben Valeria Thurner zuletzt gesehen. Sorgen Sie für ein gutes Alibi!«
    Es knackte in der Leitung, die Verbindung brach ab. Wütend warf Patrik den Hörer auf die Gabel und sprang auf. Ein Verrückter, dachte er, ein total Verrückter! Alibi – lächerlich!
    Doch der Vorfall hatte ihn mehr beunruhigt, als er sich eingestehen wollte. Gereizt lief er im Zimmer auf und ab und wiederholte im stillen die Worte des Unbekannten.
    Ob Valeria Thurner nur ihn nicht erhörte, aber anderen Männern den Triumph ihrer Liebe schenkte? Ob sie tatsächlich mit ihm nur grausam spielte, um Zeit zu gewinnen für die Gunst lukrativerer Bewerber?
    Konnte eine so wunderschöne Frau wie Valeria Thurner überhaupt ohne Liebe leben?
    Je mehr Patrik McJohn darüber nachdachte, um so sicherer wurde er. Diese fremde, offensichtlich verstellte Stimme ließ ihn nicht los.
    Und plötzlich überfiel ihn eine unerklärliche, grundlose Angst, die seinen Herzrhythmus verdoppelte. Rasch griff er nach seinem Mantel, ließ sich sein Auto vorfahren und raste auf dem kürzesten Weg zu seinem Club, wo er bis zum späten Nachmittag blieb.
    Man konnte ja nicht wissen, vielleicht lag in diesem unverschämten Anruf doch ein Körnchen Wahrheit, und sein Club war auf jeden Fall ein sicheres, vorzügliches Alibi!
    Zwei versuchte Anrufe bei Valeria blieben ohne Antwort.
    Als er am Abend nach Hause kam, hatte er den Entführungsplan fallengelassen. Ein Gefühl von Wut, Eifersucht und Enttäuschung hatte ihn gepackt, das ihn zu keinem klaren Gedanken befähigte.
    Immer wieder hörte er die Worte: »Sie haben Valeria als letzter gesehen …«

2
    Kriminalinspektor Fred Jacklow war ein untersetzter, stämmiger, blondhaariger vierzigjähriger Mann. Das einzig Ausgefallene an ihm war, daß er Bieruntersetzer aus aller Welt sammelte. Sein Schatz umfaßte außer sämtlichen Pappuntersetzern der USA nicht weniger als 2.779 Bierfilze aus Europa, Deutschland an der Spitze, dann Asien, Afrika und sogar – das seltenste Exemplar – einen Bieruntersetzer der deutschen Union-Brauerei für
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