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Das Herz aus Eis

Das Herz aus Eis

Titel: Das Herz aus Eis
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Brust enger zusammen.
    »Schon das vierzehnte Mal versuchen Sie, das Eis zu schmelzen«, entgegnete sie. »Bester, lieber Patrik – ich kann Ihnen immer nur das eine sagen: Ich gehöre am liebsten mir selbst allein! Was können Sie mir als Mann schon zusätzlich bieten?«
    »Das herrliche, freie, betörende, pulsierende Leben …«
    »Glauben Sie, daß ich darauf warte – daß ich es vermisse …?«
    »Sie sind jung, Valeria …«
    »Achtundzwanzig Jahre! In zwei Jahren bin ich dreißig, schon dreißig!«
    »Sie sind ein Engel! Sie leben ohne den Druck der Jahre …«
    »Allein, ja …« Valeria lächelte wissend. »Mit einem Mann würde ich die Häufung meiner Jahre am Nachlassen seiner Liebe abzählen können!«
    »Valeria …« Patrik hob beteuernd die Hände.
    Sie rollte sich eine ihrer blonden Locken um den Zeigefinger. »Beschwören Sie nichts! Eide, die Männer Frauen leisten, sind der Inbegriff der Inkonsequenz! Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Patrik.«
    »Bitte!«
    »Warten wir noch etwas!«
    McJohn verzog sein Gesicht, als habe er in eine Zitrone gebissen. Gleichzeitig erhob er sich, knipste eine Rose ab – den Strauß hatte er vorhin mitgebracht – und steckte sie in ein Knopfloch seines Jacketts.
    »Also nochmals sechs Wochen! Okay! Heute haben wir den 17. Mai. Am 28. Juni komme ich mit neuen Rosen. Streichen Sie sich auf Ihrem Terminkalender den Tag bitte an, Valeria: 28. Juni 1938 – Erscheinen Patrik McJohns zwecks Heirat!«
    Valeria Thurner lachte ihr helles, fröhliches Lachen und streckte Patrik beide Hände entgegen. »Sie sind ein liebenswerter Kauz, Patrik! Kommen Sie wieder, wann immer Sie wollen! Sie sind stets willkommen … nur, jetzt stören Sie!«
    »Oh …«
    »Ja, denn ich möchte baden. Das Wasser wartet schon auf mich …«
    McJohn küßte ihr galant die rechte Hand und ging zur Tür. Dort wandte er sich noch einmal um und grinste jungenhaft.
    »Glückliches Wasser«, sagte er. »Es ist das einzige, das Ihren herrlichen Körper umschmeicheln darf. Ich beneide es.«
    Damit verließ er das Zimmer, während Valeria ihm erheitert nachblickte.
    Als sich auch die Wohnungstür geschlossen hatte, ging sie ins Badezimmer, prüfte mit der Hand die Temperatur des Wassers, lief nochmals ins Wohnzimmer, nahm einen Stapel Briefe der Morgenpost auf, um sie, wie es ihre Angewohnheit war, im Bad zu lesen, und kehrte endgültig in den hell gekachelten Baderaum zurück.
    Dort öffnete sie das kleine Fenster, das einen Blick auf einen engen Hof mit grauen Hauswänden und vereinzelten blinden Fensterscheiben freigab, schloß die Tür des Badezimmers und begann sich geruhsam zu entkleiden.
    Dann stand sie nackt vor der breiten Wanne, reckte genüßlich mit ausgebreiteten Armen ihren vollendet geformten, weißen Körper und zuckte zusammen. Ein heftiger, schneller Stich schoß durch ihre Brust. Die Nerven, dachte sie, ich habe mich bei den letzten Atelieraufnahmen überanstrengt. Langsam ließ sie sich in das warme, duftende Wasser gleiten und plätscherte darin wie ein übermütiges Kind.
    Merkwürdig! Sie mußte plötzlich an Patrik McJohn denken.
    Als Patrik sich in schneller Fahrt seinem Haus etwas außerhalb Manhattans näherte, hatte er einen verwegenen, aber typisch männlichen Plan gefaßt.
    Müde des ständigen Wartens auf ein ›Ja‹ Valerias, hatte er sich überlegt, ob es nicht zweckmäßiger sei, die Eroberung dieser anbetungswürdigen Frau auf eine Karte zu setzen und die Methode anzuwenden, die schon den Rittern im alten Europa als wirksam bekannt war: die Auserwählte einfach zu entführen!
    Patrik McJohn malte sich die Durchführung in den schillerndsten Farben aus. Er besaß in Ohio ein großes, gemütliches Landgut, das sich ideal zum Liebesnest eignete. Bei der Gelegenheit würde natürlich Valerias Abwehr nachlassen, weil sie ständig in seiner Nähe wäre und endlich entdecken könnte, welch prachtvoller Kerl er war.
    Patrik McJohn war ein unübertrefflicher Optimist!
    Vergnügt stieg er vor seinem Haus aus dem Wagen, übergab ihn seinem Boy und eilte sofort in sein Arbeitszimmer, um die nötigen Vorbereitungen für seinen Streich zu treffen.
    Zunächst galt es, den Verwalter seiner Farm in Ohio anzurufen und ihn auf sein Kommen vorzubereiten. In Valerias Zimmer müßten neue Sessel und eine breite Couch gestellt werden. Alles sollte so sein, daß sie New York und die Behaglichkeit ihrer Wohnung nicht vermißte. Ferner müßte ein Freund verständigt werden, der ihn auf
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