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Die Orestie

Titel: Die Orestie
Autoren: Aischylos
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Aischylos
Die Orestie
(Oresteia)
     
Aischylos
Agamemnon
(Agamemnon)
     
Personen.
    Wächter
     
    Klytaimestra
     
    Herold
     
    Agamemnon
     
    Kassandra
     
    Aigisthos
     
    Chor argivischer Greise
     
     
    Königspalast zu Argos. Auf dem flachen Dach der Wächter.
     
    WÄCHTER.
    Die Götter bitt ich um Erlösung dieser Mühn
    Der langen Jahreswache, die ich, lagernd hier
    Im Dach des Atreushauses wie ein Wächterhund,
    Der stillen Sterne Nachtverkehr mit angesehn,
    Und die den Menschen Winter bringen und Sommerzeit,
    Die hellen Führer, funkelnd durch des Äthers Raum.
    Und wieder späh ich nach des Flammenzeichens Schein,
    Dem Strahl des Feuers, das von Troja Kunde bringt
    Und Siegesnachricht; also, denk ich, hat es mir
    Geboten meiner Herrin männlich ratend Herz.
    Und halt ich so hier meine nachtgestörte Ruh,
    Vom Tau durchnäßt, nie mehr von Träumen aufgesucht,
    So steht ja statt des Schlafes neben mir die Furcht,
    Zufallen könnte gar im Schlaf mein Augenlid.
    Und wenn ich ein Lied mir singen oder pfeifen will,
    Den besten Schlaftrunk für den Wachestörer Schlaf,
    So wein ich seufzend über dieses Hauses Los,
    Das nicht, wie sonst wohl, allem Wetter glücklich trotzt.
    So käm erwünscht mir meiner Müh Erlösung jetzt,
    Erschien' des nächtgen, botenfrohen Feuers Schein.
     
    Auf den Bergen steigt eine Flamme auf.
     
    O sei gegrüßt mir, Licht der Nacht! Taghelle Lust
    Weckst du in mir, erweckst in Argos weit und breit
    Festchorgesänge, diesem Glück zum Dank geweiht!
    Hoiho, hoiho!
    Agamemnons Gattin will ich es laut verkündigen,
    Daß schnell ihr Lager sie verlasse, im Palast
    Den freudenhellsten Jubel diesem Feuerschein
    Entgegenjauchze, da die Troerfeste ja
    Gefallen ist, wie dort der Schein es hell erzählt!
    Dann will ich selbst beim Fest den Vortanz halten; mir
    Auch klecken soll's, daß meiner Herrschaft Würfel jetzt
    Gut fiel; die achtzehn Augen bringt mein Spähen mir.
    Nun aber will ich meines Fürsten liebe Hand,
    Des Heimgekehrten, schütteln hier mit dieser Hand;
    Vom andern schweig ich; mir verschließt ein golden Schloß
    Den Mund; das Haus selbst, wenn es sprechen könnte, würd
    Am besten ihm erzählen; denn der's weiß, mit dem
    Besprech ich gern; für den, der's nicht weiß, schweig ich gern.
     
    Wächter ab.
    Der Chor der Greise tritt auf.
     
    CHORFÜHRER.
    Zehn Jahre nun sind's,
    Seit Priamos' mächtiger Rechter, der Fürst
    Menelaos, mit ihm Agamemnon zugleich,
    Das erhabene Paar der Atriden, in Zeus'
    Zweithroniger Macht, Zweizeptergewalt,
    Der Argiver tausendschiffigen Zug
    Von jenem Gestad
    Fortführten, Genossen des Krieges.
     
    Voll Zornmut schrien sie gewaltigen Kampf,
    Wie der Weih des Gebirgs im verwilderten Schmerz
    Um die Brut hoch hin sein einsam Nest
    Unermüdlich umkreist,
    In der Fittiche ruhendem Ruder gewiegt;
    Der ins Nest bannenden,
    Für die Küchlein der Sorge verwaiset!
     
    Doch droben ein Gott, ist's Pan, ist's Zeus,
    Ist es Apollon, er vernimmt des Geschreis
    Weithallenden Schmerz um die fehlende Brut;
    Die Vergelterin schickt,
    Die Erinnys, er dem Verruchten!
     
    Also zum Gericht Alexanders hat Zeus,
    So des Gastrechts Hort, die Atriden gesandt;
    So läßt um das männerumbuhlete Weib
    Unablässigen, gliederzerschmetternden Kampf,
    Das ermattende Knie an den Boden gestemmt,
    In des Vorkampfs Tosen die Lanze zerschellt –
    So läßt er die Danaer kämpfen,
     
    Und die Troer zugleich! Mag's immer denn sein,
    Wie es sei; es erfüllt das Verhängte sich doch,
    Nicht Spend und Gebet, nicht Zauber beschwört,
    Nicht Tränen vertilgen den lauernden Zorn
    Der sühnevergessenen Gottheit!
     
    Doch wir, kraftlos mit gealtertem Leib,
    Die vom Zuge zurück man damals ließ,
    Wir weilen daheim,
    Die kindische Kraft mit dem Stabe gestützt,
    Denn das jugendlich rüstige Mark in der Brust,
    Das zur Tat anfacht, alt ist's; hier wohnt
    Nicht Kampflust mehr.
    Wer dem Alter erliegt, wem herbstlich die Stirn
    Sich entlaubet, er wankt dreifüßigen Gang,
    Nicht kräftiger mehr denn ein kraftlos Kind,
    Ein tagumwandelndes Traumbild!
     
    Aus der königlichen Pforte ist ein festlicher Zug Dienerinnen getreten. Dann erscheint die Königin Klytaimestra.
     
    CHORFÜHRER.
    Doch, Königin, sprich,
    Du des Tyndaros Kind, Klytaimestra, was ist?
    Was Neues geschah?
    Auf welches Gerücht, auf wessen Bericht
    Ist's, daß du die Opfer verteilest?
     
    Und den Göttern zumal, den Beschirmern der Stadt,
    Himmlischen, Unteren,
    Den Behütern des Markts, den Olympiern flammt's
    Von
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