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Das Herz aus Eis

Das Herz aus Eis

Titel: Das Herz aus Eis
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Spuren. Einfach gar nichts, außer einer Erschossenen ohne Geschoß. Die Briefe, die wir auf dem Schreibtisch und im Badezimmer fanden, sind sichergestellt und werden momentan ausgewertet. Ich kann aber die Lage schon soweit überblicken, um zu sagen: Es bleibt ein ungeklärter Mord!«
    Der Captain sah Jacklow und Collins stirnrunzelnd an.
    »Sie bekommen jegliche Unterstützung«, sagte er dann. »Jacklow, Sie müssen den Täter fangen! Es geht um unseren Ruf!«
    Inspektor Jacklow zuckte die Achseln und sagte leise:
    »Ich versuche alles, habe aber nicht viel Hoffnung.«
    Die Auswertung der Briefe ergab das übliche Bild der Filmstarpost: Autogramm-Bitten, Bildsendungen, Heiratsanträge, Werbeprospekte, Kollegen-Korrespondenz, Interview-Anfragen und Ausschnitte aus Tageszeitungen, die sich mit Valeria Thurner beschäftigten. Dazwischen lagen einige belanglose Briefe von Bekannten und Verwandten und mehrere Zeitungen, die Valeria Thurner abonniert hatte.
    Inspektor Jacklow und sein Assistent, Lieutenant Michael Collins, standen vor dem absoluten Nichts. Wenn es auch undenkbar schien, daß Valeria Thurner grundlos erschossen worden war, so sahen sie doch nirgendwo einen Anhaltspunkt, zumal Patrik McJohn nachweisen konnte, daß sein Verhältnis zu der Filmschauspielerin herzlich und freundschaftlich gewesen war und er am 17. Mai gegen halb zehn Uhr die Freundin gesund und munter verlassen hatte.
    »Wer sagt überhaupt, daß sie erschossen wurde?« meinte Collins und blätterte durch die Fotografien. »Eine innere Verblutung braucht nicht von einem Schuß herzurühren.«
    Inspektor Jacklow sah ihn giftig an und nahm ihm das Aktenstück aus der Hand. »Michael, fangen Sie jetzt nicht auch noch an, mich nervös zu machen. Mir reicht's! In der Brust war deutlich ein Einschuß!«
    »Aber im Körper ist kein Geschoß!«
    »Das ist es ja, was mich wahnsinnig macht! Ein Geschoß kann doch nicht einfach im Herzen verschwinden!«
    »Und es steht fest, daß die Wunde an der Brust unzweifelhaft ein Einschuß ist?«
    »Allerdings! Das heißt …« Er hielt verblüfft inne, weil ihm plötzlich etwas einfiel, das er längst hätte zu Ende denken müssen. »So sicher ist das nicht. Die Wunde zeigte kein Blut! Auch wenn der Stich durch ein noch so dünnes Stilett erfolgt wäre, muß die Stelle bluten. Jedenfalls war die Herzkammer zerstört, und das kann ja wohl nur gewaltsam erfolgen.« Er hieb die Faust auf den Tisch und zuckte dann resigniert mit den Schultern. »Was hilft das alles? Wir drehen uns im Kreise. Fest steht, daß wir nichts wissen und vor einem einmaligen Rätsel stehen.«
    »Man müßte einmal die Kollegen Mrs. Thurners genauer betrachten«, meinte Collins nach einer kurzen Pause. »Vielleicht entdeckt man bei ihnen einen Anhaltspunkt. Ich habe mir eine Liste der jetzigen Partner geben lassen. Rodrigo Balenco, Jules Combattier und die reizende Iren Shaw.«
    Inspektor Jacklow verzog die Mundwinkel und schaute seinen Assistenten strafend an. »Collins, wollen Sie durch blöden Atelierklatsch einen Mord klären? Ich hätte Sie für klüger gehalten. Aber fahren Sie von mir aus zur ›Pearson-Film‹. Ich werde wohl in den sauren Apfel beißen müssen und die Presse freigeben. Vielleicht kann uns das Publikum helfen.«
    Michael Collins kam nicht mehr zu einer Antwort. Es klopfte, und geführt von einem Polizisten betrat ein kleiner, dürrer Mann in abgetragenem Anzug das Zimmer, sah sich scheu um und näherte sich vorsichtig dem Tisch.
    »Verzeihen Sie, wenn ich den Herrn Polizisten bat, mich zu Ihnen zu führen«, fing er plötzlich gar nicht mehr ängstlich an, bevor der Beamte eine Meldung machen konnte. »Aber ich halte es für meine Pflicht, Ihnen meine Beobachtungen mitzuteilen. Ich bin nämlich sozusagen der Nachbar von Mrs. Thurner und erfuhr, daß sie gestern ermordet worden ist. Die Hinterfront meiner Wohnung stößt auf den Hof, den die Hinterfront von Mrs. Thurners Wohnung bildet.«
    »Ja, und?« Inspektor Jacklow fühlte sich gelangweilt. Den aufkeimenden Gedanken, den Besucher hinauszuwerfen, führte er aber höflicherweise nicht aus.
    »Tja, und in meiner Wohnung lebte zwei Monate als Untermieter ein junger Herr, der seit gestern ohne Abmeldung mit seinem ganzen Gepäck verschwunden ist.«
    »Ach!« Rasch blickte Jacklow zu Collins hinüber und mußte lächeln. Der gute Michael war schon dabei, die Aussagen des Mannes mitzustenographieren.
    »Ja, die Miete hatte er auf den Tisch gelegt, sonst nichts. Keinen
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