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Das Herz aus Eis

Das Herz aus Eis

Titel: Das Herz aus Eis
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ihnen ein bißchen mulmig in der Magengegend wurde.
    Eine dumpfe Stimme sagte knarrend nur einen Satz: »Boys, ich warne euch! Laßt eure Finger von dem Fall Valeria Thurner!«
    In dem riesigen Atelier der ›Pearson-Film‹, Halle 3, war der Teufel los. Rodrigo Balenco, der Filmliebling aller Frauen zwischen 15 und 35 Jahren und Held unzähliger gefahrvoller Filmabenteuer zwischen Shanghai und dem Nordpol, tobte. Im Moment schrie er den hilflos wirkenden Direktor, Samuel Pearson, an.
    »Eine Schweinerei ist das!« brüllte das Idol und donnerte einen schweren Stuhl auf den Boden. »Seit vier Stunden warte ich auf die Aufnahmen! Wenn sich der werte Herr Combattier nicht von seiner angebeteten Thurner trennen kann, sehe ich nicht ein, warum ich unter diesem Herrn zu leiden habe! Entweder verzichten Sie auf Ihren göttlichen Jules, oder ich gehe!«
    Direktor Samuel Pearson seufzte und ließ sich mitten in der Atelierhalle auf ein Dekorationssofa plumpsen. Nun war er wieder aufgeflammt – dieser dusselige alte Streit zwischen Balenco und Combattier!
    Jules Combattier war durch den französischen Film bekannt geworden und jetzt für drei Jahre an die ›Pearson-Film‹ verpflichtet worden. Schon mit dem ersten Streifen hatte er sich in die Herzen der amerikanischen Frauen gespielt und galt als der gefährliche Rivale des bisher konkurrenzlosen Rodrigo Balenco. Dieser, der Typ des ›schönen Mannes‹ ohne besondere geistige Fähigkeiten, beobachtete voll Neid und bitterem Groll das unaufhaltsame Steigen des neuen Sterns. Aber er versteinerte völlig, als er erfuhr, daß Combattier zu den wenigen auserwählten Verehrern Valeria Thurners gehörte und oft bei ihr zu Gast war. Die Gerüchteküche im Atelier brodelte heftig, ohne jemals handfeste Beweise geliefert zu bekommen.
    In dieser Situation war Samuel Pearson auf eine blendende Idee gekommen und drückte sie mit begeisterungswürdigem Starrsinn durch. Er produzierte einen Film mit allen drei Stars und hoffte, dadurch die Spannungen aufzufangen.
    Der verwegene Plan schien nicht aufgehen zu wollen, denn die erste Katastrophe war hereingebrochen.
    Rodrigo Balenco drohte, seinen Vertrag mit Pearson zu lösen, wenn …
    »Beruhige dich, Rod«, brummte Pearson jovial und schüttelte mißbilligend den Kopf. »Ich habe vorhin bei Valeria angerufen, sie ist nicht zu Hause.«
    »Natürlich!« brüllte Balenco. »Sie ist mit dem Fatzken hinaus ins Grüne. Pearson, ich mache diesen Affenzirkus nicht mehr mit! Entweder wird hier gefilmt, und zwar nach Programm, oder diese göttlichen Stars machen, was sie wollen. Dann gehe ich eben zur ›Fox-Film‹!«
    ›Fox-Film‹ war der schwache Punkt bei Pearson. Sein Gesicht bekam eine ungesunde Blässe, und seine Ohren wurden puterrot. Er sprang auf und machte drei Schritte auf Balenco zu.
    »Rod, Mensch, nimm Vernunft an! Die Thurner hat heute aufnahmefrei …«
    »Aber Combattier nicht …«
    »Mein Gott, er kann durch irgendwas verhindert sein!«
    »Natürlich, wer in den Armen einer schönen Frau liegt, ist immer verhindert!« kreischte Rodrigo.
    Nun lächelte Pearson kaum merklich und klopfte dem erregten Schauspieler kameradschaftlich auf die Schulter.
    »Auch du, mein Sohn?« sagte er gütig. »Hätte nicht gedacht, daß du eifersüchtig sein kannst. Na, wenn es dich beruhigt, kann ich Jules gleich nochmal anrufen lassen. – Ja, was ist denn?«
    Ein Junge von der Telefonzentrale kämpfte sich gerade durch die Mauer der Kameraleute, Kulissenarbeiter, Beleuchter und Garderobieren. Atemlos stürzte er auf Direktor Pearson zu und hielt ihm wortlos, mit weit aufgerissenen Augen einen Zettel hin.
    Mißmutig über die Störung nahm Pearson das Papier und überflog es. Dann stutzte er, schluckte, ein Zittern durchlief den großen, massigen Körper, und die Hand, die den Zettel hielt, sank schlaff herab.
    Tiefe Stille lag plötzlich über der weiten Filmhalle. Alle gafften gespannt auf das Schauspiel, das ihnen der Chef bot.
    »Jungs«, sagte Pearson endlich langsam, und seine Stimme klang spröde und zerrissen, »löscht die Lampen, baut ab und geht nach Hause. Etwas Furchtbares ist geschehen. Valeria Thurner ist tot!«
    »Nein!« Balenco schrie auf und hielt sich an der Lehne eines Stuhls fest. Durch die weite Halle ging ein entsetztes Raunen. Die Schauspielerin Iren Shaw verfiel in haltloses Schluchzen und sank dann in gnädige Ohnmacht, was allerdings momentan niemanden interessierte.
    »Doch! Heute morgen gegen halb
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