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Stille meine Sehnsucht

Stille meine Sehnsucht

Titel: Stille meine Sehnsucht
Autoren: R Dale
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1. KAPITEL
    In Elk Tooth geschah eigentlich alles Interessante im Gemeindezentrum.
    Das hübsche Holzgebäude am Rand des kleinen Ortes in Montana diente für Partys und Hochzeiten, politische Versammlungen und Clubtreffen.
    Tilly Collins lebte jetzt seit über fünfzig Jahren in diesem Ort, aber noch nie hatte sie so viele traurige Gesichter auf einmal gesehen. Verständlich war das allerdings schon, denn drei der begehrtesten jungen Frauen von ganz Montana zogen aus Elk Tooth weg, zusammen mit ihrer beliebten und immer gut gelaunten Großmutter.
    “Möchtest du noch ein Glas Punsch, Tilly?”
    Mason Kilgore, der Fotograf, der auch Vorsitzender der örtlichen Handelskammer war, reichte ihr einen kleinen Pappbecher. Tilly bedankte sich lächelnd.
    Ungläubig schüttelte Mason den Kopf. Er saß auf einem Klappstuhl neben Tilly. “Ich fasse es immer noch nicht, dass du mit den Mädchen wegziehst. Da bin ich mal zwei Wochen nicht in der Stadt, und gleich passiert so etwas.”
    “Uns hat es ja auch überrascht”, gab Tilly leise lachend zu. “Wir konnten doch nicht damit rechnen, dass der nichtsnutzige Vater der Drillinge, der die Mutter und die Kinder vor all den Jahren verlassen hat, ihnen etwas vererbt.”
    Mason verzog das Gesicht. “Dass ihr eine Ferien-Ranch übernehmen und weiterführen wollt, verstehe ich ja. Aber in Texas?”
    “Doch, sogar in Texas.” Tilly nickte bekräftigend. “Es ist das einzig Vernünftige, was Will Keene jemals für seine Mädchen getan hat.”
    “Wann geht’s denn los?”
    “Morgen früh. Unser Gepäck haben wir schon vorausgeschickt. Die Mädchen und ich fahren mit dem Pferdeanhänger hinterher. Ohne ihr Pferd würde Dani nirgendwo hingehen.”
    “Das ist doch klar. Dieser Appaloosa ist sehr viel Geld wert, und Dani ist klug genug, um das zu wissen.”
    Tilly sah zu Danielle. Sie war die älteste der fünfundzwanzigjährigen Drillinge, sprachgewandt und ehrgeizig, und galt als die klügste der Schwestern.
    Sie stand beim Punschtopf und unterhielt sich mit dem älteren Rancher, für den sie in den vergangenen Jahren gearbeitet hatte. Der Blick ihrer braunen Augen wirkte verständnisvoll, als sie nickte. Sie trug Jeans und Stiefel, und das wellige dunkelbraune Haar fiel ihr bis auf den Rücken. Dani Keene war genauso schön wie klug, und das fiel nicht nur ihrer stolzen Großmutter auf.
    “Wie wird Toni denn damit fertig?”, erkundigte Mason sich. “Ich weiß, dass sie mit dem jungen Barnes zusammen ist. Ist das denn etwas Ernstes?”
    “Für sie nicht.”
    Tilly verschwieg, dass Antonia ohnehin nach einem Weg gesucht hatte, um sich von Tim Barnes zu trennen. Sie galt als der “nette” Drilling, und genau deswegen fiel es ihr auch schwer, Tim die Wahrheit zu sagen, da es ihn bestimmt verletzen würde. Von Anfang an war er für sie nicht der Richtige gewesen, denn Toni träumte insgeheim von einem Cowboy.
    Toni stand bei Tim Barnes und strich ihm aufmunternd über den Arm. Ihre dunklen Augen blickten traurig. An Toni bemerkten alle immer zuerst, wie nett sie war. Erst anschließend fiel ihnen die Schönheit ihres lockigen hellbraunen Haars und ihres schlanken Körpers auf.
    Tilly blickte zu dem bedrückten Mann neben sich. “Ich schätze, bei Niki fällt es dir am schwersten, sie gehen zu lassen.”
    “Jemanden wie sie werden wir niemals wieder hier im Ort sehen”, stellte Mason traurig fest. “Texas kann sich freuen, eine solche Frau zu bekommen.”
    Tilly konnte ihn verstehen. Niki hatte fünf Jahre für Mason gearbeitet, sowohl im Fotoatelier als auch in der Handelskammer. Sie galt als die Schöne der Drillinge und hatte drei Jahre in Folge den Schönheitswettbewerb von Elk Tooth gewonnen.
    Auch in dieser Menschenmenge war sie leicht auszumachen. Niki war immer von Männern umgeben. Sie war etwas größer als ihre Schwestern, das dichte glatte Haar reichte ihr bis zu den Hüften. Im Gegensatz zu ihren Schwestern hatte sie das schwarze Haar und die blauen Augen von Will Keene geerbt. Von wem sie die langen Beine hatte, konnte allerdings niemand sagen.
    Nicole Keene war die attraktivste Frau, die jemals in Elk Tooth gelebt hatte, und dennoch war sie immer bescheiden geblieben.
    Mason stand auf, und es knackte in seinen Knien. “Daran kann man wohl nichts ändern”, sagte er. “Ich gehe jetzt nach Hause. Ich wünsche dir alles Gute für die Zukunft, Tilly.”
    “Danke. Das wünsche ich dir auch.” Sie sah ihm nach und überlegte, was für Abenteuer ihnen in
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