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Das helle Gesicht

Das helle Gesicht

Titel: Das helle Gesicht
Autoren: Liselotte Welskopf-Henrich
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Vielleicht wird noch etwas aus dir.«
    »Du kannst das hier alles in die Hand nehmen«, sagte Tom zu Percival, nicht mit Ärger, sondern mit Erleichterung. »Bleib nur gleich auf Isaacs Stuhl sitzen, da gehörst du hin. Ich tue, was du sagst. Bei Vater Patrick paßt es mir nicht mehr. Mit Joan mußt du eben fertig werden.«
    »Muß ich dann wohl«, Percival sprach frei heraus. »In deine Tanzpferde, Joan, rede ich dir nicht hinein.«
    »Ich dir nicht in deinen Rappen und eure Kinder.«
    »Essen wir erst mal«, entschied Sarah. »Mich soll ja wundern, ob aus dieser Ranch, die sogar einen natürlichen Brunnen hat wie nur wenige und nicht eine teure Motorpumpe wie die Kings, ob also aus der nicht wieder etwas wird wie zu Zeiten von Mary Booth und Joe King.«
    »Unser Brunnen steht auch den Kings zur Verfügung«, warf Ron ein, in knurrendem Ton wie ein bissiger, noch nicht überzeugter Hund.
    »Hat das Gericht entschieden, ja.« Sarah sprach abschließend. Sie mochte die Streitereien nicht, weder die alten noch etwaige neue. »Deshalb ist er auch gegen die Kings nicht abgezäunt und sieht aus wie ein öffentlicher Brunnen. Aber für die Weiden der Kings hinterm Berg ist unser Brunnen viel zu umständlich zu erreichen und zu weit. Soll’n sie jeden Tag in der Hitze die ganze Herde über die Straße treiben?«
    Das Essen war ausgeteilt. Es gab genug für alle, wenn auch keine leckeren Dinge, sondern nur ein Bohnengericht. Jeder beschäftigte nun seinen Mund lieber mit Bohnen als mit Worten.
    Um die Zeit, als man erwarten konnte, daß fertig gegessen war, tauchten Hanska und Ite-ska-wih auf. Herzlich begrüßte man sich. Obgleich Ungeduld nicht indianisch war, konnte Hanska bis zu der Frage: »Was für eine Möglichkeit für die Büffel?« nicht allzulange warten.
    »Hanska-Mahto! Ein Viehtrieb, ein Büffeltrieb bis zur nächsten Reservation der Stammverwandten. Die haben schon welche! Seit vorigem Jahr. Geht alles gut. Sie nehmen die unseren vorläufig mit auf. Zu besseren Bedingungen als Kingsley. Morgen reiten wir zwei dahin! Mit Rappen und Schecken ist’s nicht weit. Und ein Stück von Joans Geld tun wir gleich in unsre Tasche. Als Anzahlung. Recht?«
    »Recht so!« rief Hanska überwältigt. »Wenn’s klappt, gleich weiter zur Kingsley-Ranch. Freust du dich, Büffel zu treiben, Percival? Ohne Stampedo?«
    »Wenn du dabei bist, Hanska, schon.«
    »Gut.«
    Harry Kte Ohitaka konnte nicht mehr an sich halten. »Und ich? Hanska!«
    »Du hast zehn Winter gesehen.«
    »Und du, großer Bruder, hattest zwölf gesehen, als du zum erstenmal…«
    »Ja. Es ist wahr. Du kommst also mit, nimmst die Appalousastute. Hau. Zu dritt ist es besser.«
    »Könnt ihr nicht auch Philip Myer mitnehmen?« fragte Tom.
    Ein allgemeines Gelächter antwortete ihm. »Nein, Tom. Und dich auch nicht. Sonst trinkst du unterwegs noch eine Flasche, und die Büffel sagen dann, du stinkst ihnen.«
    »Philip ist wieder ganz ordentlich. Er ist heimgekommen. Sie haben doch jetzt die MacLean-Ranch. Weißt du schon, Percival? Die King-Ranch ist wieder King – King-Bighorn.«
    »Habe ich schon bemerkt beim Herreiten. Aber ordentlich sein und Büffel treiben, das, mein lieber Tom, ist zweierlei.«
    Der Abend wurde lang, denn die Anwesenden vertieften sich gleich in die Besprechung aller Einzelheiten.
    Als man um Mitternacht auseinanderging, schlenderten alle noch durch die Wiesen, schauten im Sternenschein hinauf zu den weißen Felsen und hinüber zu dem dunklen Blockhaus, neben dem schon Tschetansapas prächtiges Zelt stand. In der Entfernung und in der nächtlichen Dunkelheit konnte man es für das Zelt des alten Inya-he-yukan halten, neben dem es einst im Zeltdorf der Jagdgruppe gestanden hatte.
    Es bildeten sich Paare; Ite-ska-wih ging eng Seite an Seite mit Hanska, Tom mit seiner jungen Frau, Ron mit seiner Braut. Sarah war von der Kinderschar umgeben.
    Joan stand allein ein wenig abseits.
    Percival trat wie ein guter Schatten an sie heran, schlug seine Lederdecke, ein Geschenk Rote Krähes, um sie und sich selbst und sagte: »Joan, meine Frau.« Er sah ihr Gesicht im Sternenleuchten, den abgewandten Verzicht in ihren Zügen, über den sich ein leises Leuchten von innen her legte. Sie umschlangen und küßten sich unbefangen.
    Sechsunddreißig King-Büffel stießen nach einem tollen Viehtrieb, der die Männer viel Schweiß und Gefahren kostete und von Kte Ohitaka auf der Appalousastute jauchzend mitgemacht wurde, zu der großen Büffelherde der
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