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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis
Autoren: Alon Hilu
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einer ganzen Weile, ihr in Gänze beizuwohnen.
    Doch die gnädige Frau verschloss ihre Ohren meinen guten Worten und drängte mich stattdessen, den Akt zu vollziehen und von ihr abzulassen. Nicht einmal für mein Streicheln und meine Liebkosungen ward sie empfänglich, da ihr Körper über alle Maßen kitzlig war. Ich begab mich also auf direktem Wege zu ihrer Öffnung, doch ein Vergnügen wurde dort mir nicht zuteil. Dies hatte darin seinen Grund, dass das Land, das mich zwischen ihren fest zusammengepressten Schenkeln erwartete, ausgedorrt war, eine Wüstenei ohne Oase, siebenmal trostloser als die Sahara und die Wüste Negev zusammen. So zerklüftet und widerspenstig war es, dass es sich nur unter größer Mühe durchpflügen ließ.
    Derweil ich auf ihrem nackten Leibe lag, um sie zu erfahren, gab die gnädige Frau vernehmliche Stöhnlaute von sich.
    «Stöhnst du vor Liebe?», fragte ich.
    «Nein, vor Schmerz», erwiderte sie.

    In dem geschlagenen Monat, der seit dem Tage unserer Vermählung vergangen, war dies das eine und einzige Mal, dass wir einander beigewohnt. Je mehr Tage verstrichen, desto größer ward mein Verdruss, da ich, man gestatte mir dieses Wortspiel, zu
impotenza
verdammt war. Die gnädige Frau ihrerseits blieb in allen Nächten bei ihrem Gebaren: entledigte sich all ihrer Kleider und offenbarte ihre verführerischen Rundungen, erlaubte jedoch nicht, sie zu berühren, und verfiel auf immer neue Ausflüchte. Einmalgab sie an, des Aktes nicht fähig zu sein, da sie angesichts von schlechten Neuigkeiten über jene Antisemiten, die den Juden übel wollen, verängstigt und aufgewühlt sei, ein andermal hatten graue Wolken am Himmel sie in einen Zustand der Melancholie versetzt, während sie bei dritter Gelegenheit in sexologischer Hinsicht gänzlich erweckt gewesen wäre, jedoch ihre Scham von einer Art östlichem Wurm befallen war oder einer seltenen Rötung oder sich ein gewisser Pilz dort eingenistet hatte, weshalb sie mir beschied, meine Triebe fürderhin zu zügeln.
    Derweil segeln wir einem neuen Leben im Lande Zion entgegen, um dort nach den Geboten des Idealismus zu leben, unter Landmännern und Weinbauern, auf unserer von alters her versprochenen Erde, dem Boden des jüdischen Volkes. Doch hatte der Manne die Hoffnung gehegt, die Meeresbrise würde Schwäche über die Frau bringen, bis sie sich ihm empfänglich und willens auslieferte, so sollte sich diese auf das Lächerlichste als Trugschluss erweisen. Die gnädige Frau steht ganz unter dem Eindruck der Seekrankheit, sodass es unmöglich ist, mit welchem Anliegen auch immer an sie heranzutreten. Ja nicht einmal ein verkniffenes Lächeln ist tunlichst zu erbitten, da ihre ganze Existenz nur noch Übelkeit und Krämpfe.
    Eine winzige Kabine hat man uns auf diesem Schiff zugewiesen, und der gnädigen Frau Augen verfolgen jede Regung ihres Gatten. Aus dem Grunde, da alle Kunstgriffe, die der Mann bei sich und an sich selbst vollziehe, in ihren Augen höchst unschicklich sind, ist er gehalten, sich solcher zu entsagen.
    Was also beflügelt meine Tage und kupiert meine Nächte? Allein die goldene Hoffnung, dass, so wir denn Jaffa erreicht, das warme Klima Asiens seine heilsame Wirkung bei der gnädigen Frau entfalte. Auch ist mir zu Ohren gekommen, die Orangen seien überaus saftig dort, und vielleicht ist ja ein Bad im Meer,mitten im August, geschaffen, die Lust zu wecken und der Wüstenei Feuchtigkeit zu bescheren.
    Frauen finden sich nicht viele an Bord und keine einzige, die es an Schönheit mit der gnädigen Frau aufnehmen könnte. Heute, zur Mittagsstunde, habe ich mich zu einer unschicklichen Handlung verleiten lassen. Eine Köchin, schon älter und von tantenhafter Erscheinung, das Haar dünn, jedoch adrett, servierte den Passagieren ihre Mahlzeit. Da sie sich vornüberbeugte, um die Kartoffeln auf die Teller zu platzieren, ward für einen Moment der rosige Spalt zwischen ihren prallen, üppigen Brüsten zu sehen. Einmal dieser Pracht ansichtig geworden, konnte ich sie nicht mehr aus meinen Sinnen vertreiben. Ich stellte ihr nach, küsste ihre Hand und befingerte ihren Busen. Sogleich röteten sich meine Wangen, füllten sich mir Rachen und Kehle mit einem Sekret des Ekels ob dieser verabscheuungswürdigen Tat. Was die Köchin anbetraf, diese bedachte mich mit einem Kalbsblick voller Bestürzung.
    Ich begriff, ich war auf dem besten Wege, den Verstand zu verlieren. Also nahm ich Papier und Feder und begann zu schreiben.

    Heute, da
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