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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis
Autoren: Alon Hilu
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Vermählung, und noch immer war sie mir unbekanntes Terrain, bedeutete ich der gnädigen Frau, ihre Unbeflecktheit sei in meinen Augen weder zu- noch abträglich, so sie mir denn endlich Zutritt zu ihrer Pforte gewährte. Darauf lies die gnädige Frau ein kurzes, neurotisches Lachen hören und sagte, ein modernes Mädchen wie sie sei für gewisslich vertraut mit den Gepflogenheiten der Welt und den Gepflogenheiten zwischen Mann und Frau.
    «Wenn es so ist, dann zeige mir diese Gepflogenheiten», sagte ich.
    Und sie darauf: «Nicht eben jetzt.»
    «Und warum nicht?», beharrte ich missgestimmt.
    So ward ich aufgeklärt, von Seiten der Psychose sei sie sehr wohl des Aktes fähig, ja wünsche und sehne diesen gar mit allen Sinnen herbei, seitens der Mechanik jedoch verkrampften und verspannten sich ihr die Organe, sodass sie in einem Zustand unerträglicher Schmerzen befangen sei und darum bitte, den Akt noch zwei, äußerstenfalls drei Tage aufzusparen.
    Ich unterdrückte den Ärger, der mich anwandelte, und sagte ihr: «Also gut, am morgigen Freitag werde ich dir beiwohnen, geschehe, was wolle.»
    Die Gnädige Frau schwieg wie eine Auster.
    Insgeheim wunderte ich mich sehr über dieses Gebaren ihrerseits. Sollte die Gnädige Frau womöglich etwa gar nicht den Manne begehren, sondern ihre Liebe dem Weibe geben? Immerhin hatte diese Neigung, die seit Generationen als Grille von Perversen und Verrückten gegolten, unter den Frauen Europas jüngst zunehmend Verbreitung gefunden. Ja, mir war sogar zu Ohren gekommen, in Berlin und Wien flanierten kurz frisierte Frauen offen durch die Straßen, hielten sich in aller Öffentlichkeit an den Händen und frönten dem Zungenspiel. Ich sann noch über solches und Ähnliches, als die gnädige Frau ihre Kleider ablegte, um sich zu waschen und dann zur Nachtruhe zu begeben, und beim Anblick der Reinheit dieses süßen Weiberkörpers, der nach dem Liebesakt verlangte, verscheuchte ich derlei bösen Argwohn. Vielleicht war es ja nicht mehr als nur eine unglückliche Fügung, war sie am ersten Tag gewisslich von der Trauung erschöpft, am zweiten Tag über den neu erworbenen Ehestand verzagt und nun, nach Verstreichen einer Woche, hatten sich ihre Muskeln verschworen, alle Wollust zu unterbinden.
    Am Freitag, da sich die Nacht herabsenkte, ließ ich die gnädigeFrau in unserem Bett zurück und ging in die Speisekammer, entnahm ihr eine Flasche Branntwein und entkorkte sie, um meiner Liebsten des Menschen Freude zu bescheren und sie aller Hemmnisse zu entheben, die unserer Liebe und Vereinigung im Wege stünden. Bei meiner Rückkehr in unser Schlafgemach fand ich die gnädige Frau nackt auf den Laken ausgestreckt.
    «Mein Täubchen», gurrte ich gewinnend.
    «Tu, wie dir beliebt», erwiderte sie kühl und mit verhaltener Stimme.
    Ich machte mich daran, sie auf den Mund zu küssen. Die gnädige Frau öffnete ihre Lippen zu einem schmalen Spalt. Dorthinein stieß ich meine Zunge, doch nur, um auf die ihre zu stoßen, die sich mir in den Wege stellte, als wollte sie sagen: «Bis hierher und nicht weiter.»
    Eine geliebte Frau in den Tiefen ihres feuchten Mundes zu küssen, ist eines der schönsten Geschenke, das dem Manne gegeben. Wie schade wär’s, auf ein derart schönes Geschenk zu verzichten. Doch ich sagte mir, nicht jede Frau weiß in Vollendung um die Fertigkeit des Küssens. Die Geschichte hat schon gesehen, dass die schlechtesten Kussmäuler zu den allervorzüglichsten wurden. Alles, dessen es bedarf, ist ein Ehemann, der die Frau anzuleiten und sie in dieser angenehmen Fertigkeit zu unterweisen versteht.
    Also machte ich mich daran, sie für den Liebesakt zu präparieren. Nun war die gnädige Frau geschämig und verkrampft am ganzen Körper. Nicht nur ihre Lippen waren aufeinander gepresst, sondern auch ihre Schenkel verschanzten sich wie eine belagerte Stadt gegen die Ramme der Barbaren. Ich ließ meine Finger durch ihr Haar gleiten, strich über ihr Gesicht, um sie auf den Pfad der Wollust zu führen. Der Körper der Frau ist nach einer sonderbaren und sonderlichen Form gemacht, die es gewissenhaftzu erlernen gilt. Er muss gänzlich unterworfen sein, um erst dann mit Speer und Schwert angegriffen zu werden. Die Unterwerfung jedoch muss verhalten und mit Bedacht erfolgen, niemals überhastet, zunächst allein mit Worten, mit kokettierenden Verlockungen, hernach mit süßem Gewisper, und erst dann mit Andeutungen von Gelüsten, mit Umarmungen und Küssen, um schließlich, nach
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