Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis
Autoren: Alon Hilu
Vom Netzwerk:
labte sich in einem Waschzuber mit warmem Wasser und kämmte ihr Haar, das duftete wie der Garten Eden. Die Luft war flirrend heiß und meeresfeucht, ein Vögelchen in seinem Käfig pfiff nach seiner Liebsten, und alles schien bereitet für jenes Fest der Liebe und der Leidenschaft, das ich einen geschlagenen Monat herbeigesehnt, seit dem Tage, da wir unter dem Traubaldachin gestanden.
    Ich trat zu ihr und legte meine Finger auf ihre nackten Schultern.
    Ihre Miene verfinsterte sich.
    Ich führte eine Dattel an ihre Lippen.
    Sie spie den Kern aus.
    Ich umfasste ihren Arm und sagte: «Es ist Brauch und Sitte, dass dieser Akt vollzogen.»
    «Nur eben nicht jetzt, da ich indigniert ob der Araber bin», erwiderte sie.
    Ich fasste sie härter und sagte: «Jetzt, und zwar zu dieser nämlichen Stunde.»
    Sie brach in Tränen der Hysterie aus und begann, mich eine Kanaille zu rufen, da ich ihr mit Forderungen und Vorhaltungen käme.
    «Eine Kanaille das Weib, das sich dem Gatten ungehorsam gebärdet», entfuhr es mir.
    «Ehebrecher!», keifte sie, «verkommener Lump, Hurentreiber!»
    Ich ohrfeigte ihre lästerliche Visage und stürmte aus dem Zimmer.
12. August 1895, Hotel Kaminitz, Jaffa
(nach Verstreichen einiger Stunden)
    Soeben bin ich aus Jaffa zurückgekehrt und fahre mit Freude und Lust in der Darstellung meiner Erlebnisse fort.
    Nachdem der Abend sich herabgesenkt, erhob ich mich und verließ die Deutsche Kolonie, um voller Ungeduld einem Ort in der Stadt Jaffa zuzustreben, den ich die Seeleute hatte rühmen hören. Suchend schritt ich aus, gewahrte zunächst jedoch bloß dichte Obstpflanzungen, die Bienen und Wespen mit ihrem Getöse erfüllten, hernach die zugesperrten Türen von Läden, einige von ihnen mit Schildern in der Sprache der Hebräer versehen, ehe sich die Straße mit einem Male zu einem weitläufigen Platz auftat, der zu dieser nächtlichen Stunde bevölkert ward von einem munteren Pöbel Araber, von denen einige ihre Lippen in saftige Wassermelonenschnitze vergraben hatten, andere durch einen Schlauch samt Mundstück aus mit Qualm gefüllten gläsernen Flaschen rauchten und noch andere Kalbskadaver über Kohlenfeuern brieten und eine Art flachen, schindelförmigen Kuchen kauten.
    Ein Kuppler erhaschte meine umherirrenden Blicke und meinen exaltierten Gang, um in all seiner Durchtriebenheit sogleich auf das Ziel meiner Suche zu schließen, da er mir bedeutete, ich solle ihm folgen, ein paar Schritte nur, zu einem hinter dem Platz gelegenen Ort, unweit des Meeresstrandes, wo rosa gestrichene Häuschen und Kabinen verschachtelt übereinander sich türmten wie Flicken, die von einer einarmigen Schneiderin gesetzt.
    Ich drückte ihm einige
Bishliks
in die Hand, worauf der kleinwüchsige, plattnasige Kuppler einen groben Pfiff ausstieß und sogleich eine Madame aus einem der Häuser trat und mich hineingeleitetezu kleinen, mit roten Teppichen ausgelegten und nur spärlich beleuchteten Kämmerchen, die nichts anderes als Liebeskuben waren, auf das Schönste hergerichtet für Akte des Leibesvergnügens und der Freude, all jene Gelüste mithin, nach denen es die gnädige Frau, die zu jener Stund wie ein Kadaver im Hotel Kaminitz lag, seit dem Tage unserer Eheschließung nicht verlangt hatte.
    Um nicht die Gier bei ihr zu wecken, sagte ich der arabischen Koberin, ich sei unwissentlich in ihr Etablissement gelangt, unbescholten, worauf sie lachte, dass ihr schmuckumgürtetes Becken Lust verheißend bebte, und mich beschied, ich könne die Kuben besuchen oder gehen. Ich tat kund, unverzüglich gehen zu wollen, fand mich jedoch bereit, einen flüchtigen Blick auf die Frauen zu werfen, die dort dem heiligen Gewerbe des Gebens und Nehmens nachgingen, und fürwahr, die Kuben allesamt boten das lebhafteste Treiben, ward man Zeuge süßen Schweißes und spitzer Stöhnlaute, und was die Dirnen selbst anbelangte, so weckten diese unstrittig die Lust des Beiwohnens mit ihren kolossalen, bebenden, von Milch und Nektar tropfenden Brüsten, dem Wohlgeruch der Essenzen, mit denen sie sich parfümiert, dem dunklen Teint ihrer Füße, den gelackten Nägeln und vor allem durch die unterwürfige Haltung, in der sie sich befanden, auf allen vieren, ihre feuchte, geschwollene Scham zwischen den üppigen Backen aufklaffend, wie um dem Manne zu sagen: «Tu mit mir, wie dir beliebt».
    Und ein Mann, dem zu handeln befohlen, handelt.
    Hernach setzt ich meinen Hut, der ein wenig zerknautscht, wieder aufs Haupt. Die Koberin, die mit dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher