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Das Haus der Rajanis

Das Haus der Rajanis

Titel: Das Haus der Rajanis
Autoren: Alon Hilu
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eine Antwort auf dem Postwege erhielt ich von ihr noch nicht. Der Abschied, den vor der Reise ich von ihr nahm, war kühl, ja nicht einmal einen Kuss auf die Wange die gnädige mir gewährte. Noch immer sind wir uns in unversöhnlichem Händel zugetan.
    Einen geschlagenen Monat schon ziehe ich von Kolonie zu Kolonie, um einen Eindruck vom Leben der Landmänner und Weinbauern zu gewinnen, der Chowewei Zion im Heiligen Land.
    Vielerlei Gerüchte waren mir zuvor über die Kolonisten zu Ohren gekommen. In der Zeitung
Ha-Melitz
wurden die guten, fruchtbaren Böden gepriesen, huldigte man ihrer ertragreichen Weinberge, sodass ich begierig war, all dies mit eigenen Augen zu sehen. Zudem sollte es neben den Kolonisten auch Kolonistinnen des schönen Geschlechts geben. Einem Gerücht nach, dasich gehört, seien diese um einiges freizügiger als die Jüdinnen Europas. Auch habe der Glanz der Sonne Israels ihrer Haut einen schönen, in sexueller Hinsicht anregenden Teint verliehen. Neugierig und aufgeregt war ich, all dieser Wunder ansichtig zu werden. Doch zu dem größten Leidwesen, alles, was ich gehört, sollte sich als Lug und Trug erweisen.
    Agronomisch betrachtet ist das Land der Chowewim derart schlecht, dass in tausend Jahren nichts dort wachsen wird. Gute, fruchtbare Böden, ja beste Erde findet sich zuhauf in der Levante, doch auf all dieser sitzen die Araber, die sie bestellen und hüten. Nicht ein gepflegtes Gärtchen findet sich, auf dem nicht ein Araber säße. Alles, was den Kolonialisten bleibt, sind minderwertige, schlechte Böden, Sand- und Sumpfland, Tropenfieber und Schwindsucht.
    Ein weiteres Übel ist die korrumpierte Sitte der Kolonialisten. Denn diese zehren vom Geld des Baron de Rothschild und den Geldern des Komitees der Chowewim in Odessa und sehen keinerlei Segen in ihrem eigenen unbedeutenden Tagwerk. Um die Wahrheit zu sagen, diese Kolonialisten sind fauler noch als alle rothinternen Affen, die auf den Ästen der Bäume in Afrika dem Nichtstun frönen. Selbst da man ihnen Aufseher als Fronvogte schickt, lassen sie von ihren Unsitten nicht.
    Eigene Felder und Obstpflanzungen bestellen sie keine, was darin seinen Grund hat, dass solches Mühe bedeutet. Daher kaufen die Kolonialisten alles, wessen sie für den Winter bedürfen – wie Weizen, Gerste, Hülsenfrüchte und Linsen –, von ihren arabischen Nachbarn. Ja selbst Sommerfrüchte, Baumwolle, Sesam, Hirse, Wassermelonen, Gurkengemüse und verschiedene Kürbisarten erwerben gegen gutes Geld sie in den nahe gelegenen Dörfern der Araber.
    Viel Segen fand ich auch nicht unter den Kolonialistinnen inall den Kolonien, die ich besucht. Hinsichtlich der Schönheit dieser Landfrauen und Weinbäuerinnen kommt man nicht umhin festzustellen, dass acht oder zehn Jahre im Lande unserer Vorväter sie mürrisch und übellaunig haben werden lassen; die Haut ihrer Gesichter ist von Falten ohne Zahl durchfurcht, und ihr verlassener und träger Blick gemahnt an den Wasserbüffel, der die Sümpfe durchwatet.
    Ungeachtet des Widerwillens, den diese Weibspersonen bei mir weckten, versuchte ich trotz allem mein Glück bei einigen der Kolonialistinnen, die ohne Ehemann sich befanden und auf ihre Weise freizügiger schienen. Viel Erfolg indes ward mir nicht beschieden, allein hier in der Kolonie Mishmar Hayarden, meinem derzeitigen Domizil.
    Am heutigen Abend, vor einer Stunde oder deren zweie, schenkte meinen Blick ich einer Kolonialistin, kahl geschoren und um den Kopf ein Tuch gewickelt, wie es ihre Sitte ist, von der mir gesagt ward, sie sei einsam und sehne sich nach einem Manne, der ihre Furchen beackere. Sie erwiderte meinen Blick und bedachte mich mit dem Anklang eines Lächelns. Ich sagte ihr: «Zeige mir das Zimmer, in dem du wohnst.»
    «Komm mir nach», sagte sie.
    Da sie die Türe hinter uns geschlossen, umfing ich ihre Hüften und küsste sie auf die Lippen.
    Ihre Augen waren braun und traurig, ihr Körper hager und abgezehrt, doch zeigte jeden Aktes oraler Natur sie sich willens, den ihr gegenüber ich Andeutungen machte. Auch ihre Spalte ward alsbald zur Genüge geschmiert, und sie verstand es, ihr Becken höchst wirksam zu heben und zu senken. Kurzum, sie verschaffte mir Befriedigung.
    Jetzt liegt die glatzköpfige Kolonialistin in ihrer Kammer, eine Zigarette zwischen den Lippen, doch ich, der mich der Ekelangekommen ob des Aktes, den ich mit ihr begangen, habe mich in eine kleine Hütte geflüchtet, die das Tal überblickt, um noch einige Zeilen in
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