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Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies
Autoren: Petra Durst-Benning
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sich wie ein Lauffeuer in Lauscha. Niemand wußte etwas Genaues, dafür wucherten die Gerüchte wie Pilze auf feuchtem Waldboden.
    Es könne nicht schaden, sich im Laufe des Tages immer mal wieder vor der Gründler-Hütte einzufinden, sagte Benno denen, die ihn fragten, ob er mehr wisse. Und hob dabei vielsagend die Augenbrauen. Nein, einen genauen Zeitpunkt könne er nicht nennen. Auch wolle er noch nicht sagen, worum es ging.
    Gegen Mittag hatten sich alle, wirklich alle versammelt – gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Friedhelm Strobel abgeführt wurde. Die Arbeiter natürlich. Und Karl der Schweizer Flein, der seine Frau Maria mitgebracht hatte. Sie hatte in der Eile ihre Schürze umgelassen undnur ihren dicken Mantel übergezogen. Christoph Stanzer, der wieder genesen war. Die versammelte Mannschaft der Glasbläserei Steinmann-Maienbaum, allen voran Johanna, die Hand in Hand mit ihrer Tochter dastand. Thomas Heimer, Eva mit Sylvie. Keiner von beiden wußte, worum es ging, Wanda hatte ihnen lediglich gesagt, daß die Nachforschungen, die sie in den letzten Wochen betrieben hatte, an diesem Tag Früchte tragen würden. Neben Thomas Heimer stand David Wagner, aus dessen Anzugtasche ein grünes Seidentuch lugte. Benno, der Wirt, hatte sich neben ihm eingefunden. Seiner Frau Monika hatte er allerdings nicht Bescheid gesagt – als man Friedhelm Strobel Handschellen anlegte, fegte sie gerade das letzte Laub hinter dem »Schwarzen Adler« zusammen. Auch Richard fehlte – was das dörfliche Leben anging, hatte er in den letzten Wochen nicht mehr viel mitbekommen. Er war schon am Morgen nach Sonneberg aufgebrochen, um seinen Agenten Gottfried Täuber aufzusuchen.
    Als sich das Eingangstor der Hütte öffnete und zwei Polizisten erschienen, die in ihrer Mitte Friedhelm Strobel abführten, ging ein Raunen durch die Menge.
    Das übertraf ja sämtliche Gerüchte! Was war hier los?
    Erst jetzt erzählten Benno, Karl und Christoph den Leuten, welch schwerer Verbrechen der Verleger und Hüttenbesitzer angeklagt werden würde. Seit Wochen hätten sie in dieser Angelegenheit Nachforschungen angestellt. Sogar die Amerikanerin und Anna hätten mitgemacht! Im Grunde hätte Wanda den Stein erst ins Rollen gebracht.
    Und die »Chefin« hätte das ganze Unternehmen finanziert. Warum gerade sie, wußte niemand so genau. Anscheinend hatte auch sie mit Strobel noch eine Rechnung offen.
    Der entscheidende Hinweis sei allerdings von ihm gekommen! rief Benno, damit das nur ja niemand übersah.
    Die Menschen ringsum brachen in aufgeregtes Geplapper aus. Ihre Verwirrung war groß, und ihre Wut und Entrüstung waren es auch.
    Die falschen Aktien waren von Strobel? Von dem Mann, der wie eine Made im Speck mitten in Lauscha saß? Das war ja unglaublich! Wie um alles in der Welt …?
    David Wagner, der sich am frühen Morgen beim Advokaten des Bankhauses schlau gemacht hatte, führte die Erklärungen der Männer weiter aus: Urkundenfälschung – in Strobels Fall könne man sogar von einem besonders schweren Fall sprechen, weil er einen Vermögensverlust großen Ausmaßes herbeigeführt hatte – zöge eine Gefängnisstrafe von etlichen Jahren nach sich. Dazu kam der Vorwurf des Betrugs.
    Â»Dieb!« rief einer. »Betrüger!« ein anderer. »Elender Verbrecher!« ein dritter. »Wie kann man redlichen Leuten auf so gemeine Weise ihr Geld abluchsen?«
    Die Polizisten hatten Mühe, sich einen Weg durch die aufgebrachte Menge zu bahnen. Obwohl sie die Leute beidseitig zurückdrängten, konnten sie nicht verhindern, daß Strobel hier geknufft, da gezwickt und dort getreten wurde. Schimpfworte flogen durch die Luft, doch die Polizisten taten so, als hörten sie nichts. Als das Dreiergespann bei Karl dem Schweizer Flein angekommen war, sprang Maria Schweizer ihnen vor die Füße. Ehe jemand reagieren konnte, hatte sie Strobel eine Ohrfeige verpaßt, deren Klatschen einige Meter weit zu hören war. Ohne ein Wort zu sagen, wischte sie sich danach die Hände an ihrer Schürze ab und tauchte wieder in der Menge unter. Karl drehte sich verdutzt zu ihr um. »Hätte ich lieber dir eine verpassen sollen, dafür, daß du so garstig zu mir warst?«fuhr sie ihn an, doch er sah dabei ein Grinsen über ihr zerfurchtes Gesicht laufen.

    Irgendwann waren die Polizisten mit
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