Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gläserne Paradies

Das gläserne Paradies

Titel: Das gläserne Paradies
Autoren: Petra Durst-Benning
Vom Netzwerk:
verbergen. Nach seinem letzten Berlinbesuch war es dasselbe gewesen!
    Was hatte das alles zu bedeuten?
    Wahrscheinlich steckte doch eine andere Frau dahinter! Morgen, gleich morgen früh würde sie Benno zur Rede stellen! Wenn er sich einbildete, daß sie für ihn die Magd abgab, während er sich mit einem feinen Dämchen in Berlin vergnügte, hatte er sich getäuscht. Aber gründlich!
    Mit einem erbosten Schnaufer wälzte sich Monika auf die andere Seite.

    Wie schön das Papier glänzte! Wie dick es sich anfühlte. Kein Knittern, nicht einmal nach x-maligem Durchblättern. Hochglanzpapier – das hatte sich Gotthilf Täuber wirklich etwas kosten lassen. Zart, als berühre er filigranste Spitze, fuhr Richard mit der Hand über die aufgeschlagenen Seiten seines Ausstellungskatalogs. Neben fast jeder Exponatsbeschreibung prangte ein roter Haken: verkauft.
    Verkauft! Verkauft! Verkauft! Richard lachte auf.
    Bis auf drei Teile war alles verkauft – konnte man das glauben? So viel Geld hatte er noch nie in seinem Leben besessen. Zugegeben, die Provision, die Täuber verlangte, war stattlich – zwanzig Prozent! Dazu kamen die anteiligen Kosten, die er, Richard, für die Anmietung der Räume, den Empfang und diverse andere Dinge zu tragen hatte. Wenn man das alles zusammenrechnete, sah die Bilanz schon nicht mehr ganz so gut aus …
    Gedankenverloren schwenkte er den Sekt in seinem Glas, nahm dann einen Schluck. Dies war der letzte Tag der Ausstellung, den Sekt hatte Täuber ihm geschenkt.
    Â»Mit meiner besten Empfehlung – trinken Sie ihn mit Ihrer Dame!« hatte er gesagt. Richard hatte die Flasche angenommen. Aber er hatte darauf verzichtet, Gotthilf Täuber darüber aufzuklären, daß es keine »Dame« mehr gab, die seinen Erfolg mit ihm hätte feiern können.
    Die winzigen Sektperlen zerplatzten kühl und erfrischend auf seiner Zunge. Und dennoch: Was ein prickelnder Moment hätte sein sollen, schmeckte irgendwie … schal.
    Mit einem Seufzer preßte Richard den Korken zurück in die Flasche. Hätte er sich doch besser ein Bier gegönnt!
    Er stand auf und begann, sich für die Nacht fertigzumachen. Am Morgen würde er weiter über seine nächsten beruflichen Schritte nachdenken.
    Schließlich war er nun ein angesehener Glaskünstler …

58. K APITEL
    Â»Haben Sie alles notiert?« Kritisch beäugte Friedhelm Strobel seinen Obergesellen. Er hatte den Mann eigens aus der Glashütte Unterneubrunn abgeworben und war hochzufrieden mit seiner Arbeit, was er ihn natürlich nicht wissen ließ. Wozu auch?
    Der Mann blätterte auf seinem Notizblock eine Seite zurück.
    Â»Die einstündige Frühstückspause wird bis zum 24. Dezember auf eine halbe Stunde reduziert. Wer sich nicht an diese Regel hält, muß zehn Kreuzer Strafe zahlen. Dasselbe gilt für die Mittagspause, die ebenfalls bis zum genannten Zeitpunkt auf dreißig Minuten reduziert wird.«
    Strobel nickte. Sehr gut. Mit einer ungeduldigen Handbewegung wies er den Mann an weiterzumachen.
    Â»Gustav Müller Sohn bekommt diese Woche ein Fünftel seines Lohnes als Strafe dafür abgezogen, daß er ohne Anweisung eine andere Arbeit als die vorgeschriebene verrichtet hat.«
    Â»Sagen Sie ihm ruhig dazu, daß er beim nächsten Mal seinen Hut nehmen kann. Für immer!« bemerkte Strobel schmallippig. Er konnte Gustavs Impertinenz einfach nicht fassen. Statt wie vorgeschrieben Christbauschmuck aufzublasen, hatte er am Tag zuvor bei den Glasmachern ausgeholfen. Was er hier mache, hatte Strobel wissen wollen, der diesen Wechsel zufällig durch die Glasscheibe beobachtet hatte. Er habe bemerkt, daß die Glasmacher mit ihrer Arbeit nicht mehr nachkamen, und habe ihnen helfen wollen, hatte der Mann Strobel treuherzig zur Antwort gegeben.
    Strobel hatte seinen Ohren kaum getraut. »Seit wannentscheidet hier jeder Hinz und Kunz, wie die Arbeit eingeteilt wird?« hatte er geschrieen.
    Jetzt zuckte der Obergeselle mit den Schultern. »Wie Sie meinen. Aber, ehrlich gesagt, ein paar Hände mehr an den Öfen wären nicht schlecht, ich habe selbst schon überlegt, ob ich nicht einen Mann zusätzlich –«
    Strobel hob eine Hand. »Bitte verschonen Sie mich mit Details, ich habe heute weiß Gott noch wichtigere Dinge zu erledigen.« Seine Hand zeigte auf den Stapel mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher