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Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)

Titel: Das Schwert der Wahrheit 9: Die Magie der Erinnerung (German Edition)
Autoren: Terry Goodkind
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    »Wie viel von diesem Blut stammt wohl von ihm?«, fragte eine Frauenstimme.
    »Das meiste, fürchte ich«, antwortete eine zweite. Die beiden Frauen liefen mit hastigen Schritten neben ihm her.
    Für Richard, der größte Mühe hatte, seine Gedanken auf die unbedingte Notwendigkeit zu konzentrieren, nicht das Bewusstsein zu verlieren, klangen die gehetzten Stimmen, als kämen sie schemenhaft irgendwo aus weiter Ferne. Er war unsicher, wer die beiden waren, er wusste nur, dass er die beiden kannte, aber das schien im Augenblick nicht weiter von Belang.
    Der überwältigende Schmerz in seiner linken Brusthälfte sowie seine Atemnot ließen ihn allmählich panische Reaktionen zeigen. Er schaffte es gerade noch, einen lebenswichtigen Atemzug nach dem anderen in die Lungen zu saugen.
    Doch eigentlich quälte ihn eine viel größere Sorge.
    Unter Aufbietung seiner letzten Kraftreserven versuchte er, dieser brennenden Sorge Ausdruck zu verleihen, doch war er außerstande, die Worte zu formen, und brachte nicht mehr als ein stöhnendes Keuchen über seine Lippen. In dem verzweifelten Bemühen, die beiden zum Stehenbleiben zu bewegen und dazu, ihm zuzuhören, packte er den Arm der neben ihm laufenden Frau. Sie missverstand die Geste und trieb die Männer, die ihn trugen, zu noch größerer Eile an, obwohl die ungeheure Anstrengung, ihn durch das felsige Gelände im tiefen Schatten der hohen Föhren zu schleppen, sie bereits jetzt schwer atmen ließ. Sie gaben sich größte Mühe, so behutsam wie möglich dabei vorzugehen, wagten aber nicht, das Tempo zu drosseln.
    Unweit in der stillen Luft krähte ein Hahn, so als wäre dies ein ganz normaler Morgen wie jeder andere.
    Mit einem seltsam entrückten Gefühl beobachtete Richard den Aufruhr hektischer Aktivität, deren Mittelpunkt er bildete. Nur die Schmerzen erschienen ihm wirklich. Er erinnerte sich, irgendwo einmal gehört zu haben, dass man stets einsam und allein starb, ganz gleich, wie viele Menschen dabei zugegen waren. Genauso fühlte er sich jetzt – einsam und allein.
    Als sie aus dem dichten Baumbestand auf eine spärlich bewaldete, unebene Fläche klumpigen Grases gelangten, erblickte Richard über den belaubten Zweigen einen bleiernen Himmel, aus dem jeden Augenblick ein Regenguss herabzustürzen drohte. Dies war das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Hoffentlich ließ er wenigstens noch eine Weile auf sich warten.
    Endlich kamen die nackten, ungetünchten Außenmauern einer kleinen Kate in Sicht, und kurz darauf ein zu einem silbrig grauen Farbton verwitterter, schiefer Viehzaun. Aufgescheuchte Hühner stoben verängstigt gackernd aus dem Weg. Richard, dessen Körper sich gegen die Schwindel erregenden, durch den holprigen Transport verursachten Schmerzen versteift hatte, nahm von den aschfahlen Gesichtern kaum Notiz, die zuschauten, wie er vorübergetragen wurde. Er fühlte sich, als würde er in Stücke gerissen.
    Der gesamte Trupp, der ihn umgab, zwängte sich durch eine schmale Türöffnung und drängte in das dahinter liegende Dunkel.
    »Hierher«, rief die erste Frauenstimme. Zu seiner Überraschung erkannte Richard jetzt, dass es sich um Niccis Stimme handelte. »Legt ihn hierher, auf den Tisch. Beeilt euch.«
    Richard vernahm das Scheppern von Blechtassen, als jemand diese zur Seite fegte. Weitere Gegenstände fielen mit dumpfem Poltern zu Boden. Dann wurden mit einem Knall die Fensterläden aufgestoßen, um ein wenig trübes Licht in die muffig riechende Stube zu lassen. Offenbar handelte es sich um eine aufgegebene Bauernkate, deren Wände sich in schiefem Winkel neigten, so als hätte das Haus Mühe, sich aufrecht zu halten, und könnte jeden Augenblick in sich zusammenfallen. Ohne seine Bewohner, die es einst zu ihrem Heim gemacht und mit Leben erfüllt hatten, verströmte es die Atmosphäre eines Ortes, der nur darauf wartete, dass sich der Tod dort häuslich niederließ.
    Einige Männer packten Richard an Armen und Beinen, hoben ihn hoch und legten ihn behutsam auf einen Tisch aus grob behauenen Planken. Am liebsten hätte er das Atmen vollends eingestellt, so schier unerträglich waren die von seiner linken Brusthälfte ausstrahlenden Schmerzen, doch er benötigte die Luft, die zu bekommen nahezu unmöglich schien, dringend.
    Er brauchte sie, um sprechen zu können.
    Es blitzte. Einen Lidschlag darauf folgte heftiges Donnergrollen.
    »Reines Glück, dass wir es noch vor dem Regen bis zu diesem trockenen Plätzchen geschafft haben«,
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