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Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)
Autoren: Anna Fuchs
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roten Kopf. Versöhnlicher fuhr Katharina fort: »Aber heute haben wir ja Wichtigeres zu tun, Pater Nicolas. Ich hoffe, die notwendigen … Vorkehrungen … wurden bereits getroffen?«
    Pflichtschuldigst antwortete der Pater: »Selbstverständlich, Äbtissin, selbstverständlich. Die Grabplatte wurde bereits gehoben, jetzt wollten wir noch warten, bis …«
    »Wer, wir ?«, unterbrach Katharina schroff, »hatten wir nicht besprochen, dass diese … Angelegenheit … eine Sache zwischen Ihnen und mir bleibt?« Streng blickte Katharina den Pater an. Zum ersten Mal bot der Minderbruder so etwas wie Widerstand und richtete sich zu seiner vollen Größe auf, während er mit fester Stimme antwortete: »Wir werden das so zu Ende bringen, wie es von der Verstorbenen gewünscht wurde. Äbtissin, ich halte mich da genau an die Anweisungen, die sie sehr klar und präzise im Vollbesitz ihrer geistigen und …«
    »Ja, ja, schon gut«, seufzte Katharina und winkte ab. Die Angelegenheit dürfte sich schwieriger für sie gestalten als erwartet. Da plötzlich war der Widerhall vieler Schritte im ganzen Kirchenraum zu hören, unterbrochen von lautem Gekreische, dumpfem Murmeln und vereinzeltem Lachen. Als Katharina nicht weniger als acht Personen in die Kirche kommen sah, raffte sie besorgt ihr dunkles Habit und eilte der Gruppe entgegen. »Kommen Sie gefälligst mit und helfen Sie mir, Pater«, rief sie unwirsch über ihre Schulter, und Pater Nicolas hatte Mühe, ihr nachzukommen, so schnell lief Katharina.
    Noch vor dem zweiten Joch des Langhauses traf sie auf die Menschengruppe und breitete achtunggebietend ihre Arme aus. »Halt, halt, so geht das nicht. Das ist kein Jahrmarkt und keine Weinschenke!«
    »I hob’s da g’sogt, dass des net geht«, meinte da ein alter Mann an eine dicke Büßerin gewandt, die Katharina sofort als ihre Essiggurkerl-Hannerl erkannte. Kopfschüttelnd verließ der Mann die Kirche und drehte sich nicht einmal mehr um, als Johanna »Wart auf mich draußen …!« schrie.
    »Wie wär’s, wennst gleich mitgehen würdest, Hannerl, das hier drinnen regt dich doch nur auf!« Scheinbar fürsorglich fasste Katharina die Köchin an der Schulter und schob sie resolut Richtung Kirchenpforte, »und nimmst gleich die junge Reuerin 42 und die Alte mit!« Damit deutete sie auf Marlen, die sofort »Immer, wenn was los ist, darf ich nicht mit« maulte, und auf die alte Barbel, die Katharina mit einem finsteren Blick bedachte und sagte: »Sie do, machen’s liaba wos gegen Ihren Schwindel, i hob a Melisse, also a Herzkraut draußen in der Kraxen, des sollten Sie nehmen!« 43 Verdutzt hielt die Äbtissin inne. »Jetzt schleich di scho, Barbel«, meinte Johanna und zerrte sie nach draußen.
    Nacheinander sah Pater Nicolas diejenigen an, die noch in der Kirche geblieben waren. Zuerst wandte er sich höflich an den vornehmen jungen Mann: »Sie müssen Alexander von Randegg sein!« Der Angesprochene nickte und verbeugte sich leicht vor dem Pater und etwas tiefer vor Katharina.
    »Ich stelle mich wohl gleich selbst vor«, preschte da ein vierschrötiger Mann vor. »Ewald von Wolkenberg! Ich bin der Sänger!«
    »Nun«, meinte Katharina etwas von oben herab, »ob wir bei unserer Unternehmung einen Sänger benötigen, das bezweifle ich.«
    »Werte Äbtissin: Es gibt nur ganz wenige Augenblicke im Leben und im Tod, wo man keinen Sänger benötigt. Glauben Sie mir, vertrauen Sie mir!« Damit küsste er ihr ungeniert die Hand und verbeugte sich so tief, dass sein Kichern nur sehr dumpf von unten bis zu den Ohren Katharinas drang.
    »Na sei’s drum«, meinte sie und unterdrückte mühsam ein kleines Lächeln. Pater Nicolas Blicke wanderten nun unsicher zwischen den beiden jungen Frauen, die ebenfalls noch auf eine Vorstellung warteten, hin und her. »Und jetzt darf ich die Person begrüßen, die heute die Hauptlast der Verantwortung trägt«, nach einem weiteren unsicheren Blick ging er entschlossen auf die hochgewachsene, schlanke Gestalt mit den braunen Augen zu. Katharina, die die Frau mit einem kurzen Nicken bedacht hatte, zog Nicolas zurück und meinte: »Nein Pater, da ist Ihnen ein Fehler unterlaufen, denn hier handelt es sich nicht um die Hauptperson, sondern um meine Base!«
    »Entschuldigung!«, entfuhr es dem Pater.
    »Da ist Ihnen wohl ein Fehler unterlaufen, werte Äbtissin, diese Dame ist die Büßerin Yrmel, wohl kaum Ihre Base! Nicht auszudenken!«, ein Schmunzeln zeigte sich auf dem Gesicht
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