Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)

Titel: Das gelbe Hurentuch: Hannerl ermittelt (Historischer Roman) (German Edition)
Autoren: Anna Fuchs
Vom Netzwerk:
Wolkenbergs.
    Katharina bedachte ihn mit einem vernichtenden Blitzen aus ihren sonst so sanften Augen: »Unterstellen Sie mir, Sänger, meine eigene Verwandtschaft nicht zu kennen?«
    Jetzt lachte Wolkenberg geradeheraus und gluckste: »Nicht direkt, aber …« Dann riss er erstaunt die Augen auf, als ihn Yrmel grob am Ärmel packte und ihm ohne Worte zu verstehen gab, den Mund zu halten. Völlig überrumpelt blieb er stehen und starrte Yrmel argwöhnisch von der Seite an.
    Inzwischen beäugte Katharina die zweite junge Frau. Das soll die Enkelin der Gräfin sein, dachte sie erstaunt. So ein sanftes, blauäugiges Wesen, ein Blondschopf, der so unbedarft und ahnungslos in die Welt blickte? Doch als sie den Blick der jungen Frau auffing und die Geradlinigkeit und Festigkeit ihres Blickes spürte, sog sie geräuschvoll die Luft ein. Keine Frage, hier stand wohl der Löwe der Görzer in einem Lammfell verkleidet vor ihr! Aufmerksam erkannte sie den verliebten Blick Randeggs, mit dem er die junge Frau bedachte. Du wirst dich auch noch wundern, wen du dir da eingefangen hast, was aber nicht meine Sorge sein soll, dachte sie, wollte sich dann an die junge Frau wenden und erkannte mit Bestürzung, dass sie gar nicht wusste, wie sie sie ansprechen sollte! Eine ungute Geschichte. Offiziell war sie ja die Büßerin von Sankt Hieronymus, wie der junge Randegg immer wieder beteuerte, inoffiziell jedoch die Enkelin der Gräfin. Nun kam es einzig darauf an, was sie selbst sein wollte
    Da kam Katharina der Pater unwissentlich entgegen. Herzlich nahm er die schmale Hand der jungen Frau in seine beiden tellergroßen Pranken und meinte leise: »Wie schön, Euch zu sehen, Gretlin, wie viel Zeit ist vergangen, seit Ihr mit Eurer Elsbeth hier in die Kirche gekommen seid! Ich habe Euch gar nicht wiedererkannt!« Die junge Frau lächelte wehmütig, und Katharina musste sich eingestehen, dass man der Anmut dieses Geschöpfes nur zu leicht erliegen konnte. Sogar jetzt, wo sie stumm nickte und ihre Augen sich mit Tränen füllten, sah sie einfach nur bezaubernd aus. Aus der Sakristei kam ein weiterer Pater angelaufen und flüsterte Nicolas leise zu: »Wir wären dann bereit, die Messe kann beginnen.« Nicolas nickte beflissen und meinte zu der jungen Frau. »Gretlin, schau nur, Pater Alfons trägt den grünen Messornat!« Auf deren fragenden Blick erklärte er: »Wir haben ihn nähen lassen aus einem Kleid der Gräfin, das sie uns vermacht hat!« Gretlin lächelte unsicher, und Katharina verdrehte die Augen. Forsch sagte sie, um diese Beweihräucherung abzukürzen: »Na, dann bringen wir es doch einfach hinter uns!« Einer Prozession gleich folgten der Sänger, der junge Randegg, die beiden Frauen und Katharina den beiden Patres bis in die Ludwigskapelle. Nach einer kurzen Ehrenbezeugung vor dem Grab der Königin Elisabeth von Aragon wandten sie sich der Sakristei zu. Vor dem Dreikönigsaltar war auf einem Podest das Hochgrab der Gräfin von Tirol, das jetzt ohne seine Grabplatte aus rotem Marmor zerstört und anklagend zugleich aussah. Während der Pater im grünen Ornat eine Messe las, stellten sich Katharina und Pater Nicolas auf die eine Seite des Grabes, Sander und Gretlin auf die andere. Yrmel, die sich dahinter postieren wollte, wurde von Ewald die andere Ecke der Ludwigskapelle gezogen. Unwirsch riss sie sich los und blitzte den Sänger zornfunkelnd an. Der scherte sich aber überhaupt nicht um den Zorn der Büßerin und flüsterte: »Woher kennen Sie meine Lieder?« Ein Schulterzucken war die Antwort. Ewald wischte diese Geste mit einer abfälligen Handbewegung weg und fragte wieder: »Woher kennen Sie meine Lieder, warum können Sie so wunderbar singen, wenn Sie nicht sprechen können?« Yrmel starrte ihn bewegungslos an. Da bekam seine Stimme einen weichen Klang und er meinte: »Bitte Yrmel, ich muss es wissen, so schön war das.« Nach einer langen Pause nickte die junge Frau und räusperte sich ganz leise.
    »Gut«, flüsterte sie noch leiser, »unter einer Bedingung werde ich dir, Ewald, verraten, woher ich deine Lieder kenne.« Belustigt starrte sie in das Gesicht des Sängers, der nun, als er die Stimme der stummen Yrmel vernahm, plötzlich seine verloren hatte.
    »Also hör gut zu, denn ich spreche nur einmal. Mein Name ist nicht Yrmel. Ich heiße Sibylle von Montfort. Die Büßerinnen haben damals, als sie mich aufgelesen haben, falsch von meinen Lippen abgelesen.« Yrmel schwieg und schaute Ewald ernst an. »Ich habe sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher