Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salvatore, R.A. - Todfeind2

Salvatore, R.A. - Todfeind2

Titel: Salvatore, R.A. - Todfeind2
Autoren: R.A. Salvatore
Vom Netzwerk:
 
VORSPIEL
     
    EINIGE JAHRE ZUVOR …
     
     
     
     
    Er wanderte über das windumtoste Eis des Gletschers, der als Cold’rin bekannt war. Dessen gefrorene Oberfläche bereitete ihm nicht das geringste Unbehagen, nicht einmal seinen Füßen, und dies, obwohl er offene Sandalen trug.
    Es war Badden, Altvater Badden, Anführer der Samhaistaner, die den Zauber der Welt besser kannten als jeder andere ihrer Bewohner. Und Badden war der Bedeutendste von ihnen; kein lebendes Wesen hatte eine engere Verbindung zu diesem Zauber als er. Daher spürte er, während er auf Hunderten Fuß soliden Eises stand, unter diesem Kältepanzer auch die Erde, und zwar an solchen Stellen, wo die heißen Quellen sprudelten. Die Quellen selbst hatten ihn an diesen Ort geführt, und als er sich dem Rand des Gletschers näherte und die weiten Gefilde von Alpinador sich vor ihm öffneten, zitterte der alte Samhaistaner geradezu vor Erregung.
    Er wusste es nämlich.
    Er wusste, noch ehe er vom Rand des Gletschers aus hinabblickte, dass er ihn gefunden hatte: Mithranidoon, den dampfenden See aus der Legende, jenen sonderbaren Ort, wo der Gott Samhain die Mühsal der Sterblichkeit hinter sich ließ und mit der Erde verschmolz, der Quelle all des Zaubers, der Wächterin der Ewigkeit. Der Diener Samhains – dies glaubten solche Männer wie Altvater Badden – war der Tod, der die Seelen vor das strenge Gericht des Gottes führte, der sich niemals irrte.
    Es war ein klarer Morgen. Als er hinunterschaute, verschlug es ihm den Atem, und es dauerte viele Herzschläge, bis er wieder Luft holen konnte. Unter ihm erstreckte sich also ein riesiger warmer See, mit Nebel verhangen, etwa zwanzig Meilen lang und halb so breit.
    Mithranidoon.
    Der alte Mann lächelte beim Anblick dieses Ortes, der nur so selten aufgesucht wurde. Kaum dass im Süden sein Krieg gegen die Abellikaner in Vanguard aufgeflackert war, hatte er den heiligsten der samhaistanischen Orte und den Ursprung seines größten Zaubers gefunden.
    »Lady Gwydre«, murmelte er den Namen der Anführerin jener Männer von Abellikan. »Du hast eine schlechte Wahl getroffen, als du dir einen Abellikaner zum Geliebten nahmst.« Er kicherte, und kein altersschwaches Schnaufen war in der Stimme des starken Mannes wahrzunehmen, so viele Dekaden seit seiner Geburt auch verstrichen waren. Die meisten, die ihn kannten – oder die von ihm wussten, denn nur wenige kannten Badden richtig –, glaubten, dass acht ganze Dekaden und die neunte zum Teil auch schon hinter ihm lagen.
    Altvater Badden drehte sich langsam, um die Gegend zu betrachten. Er konnte die Kraft Mithranidoons jetzt deutlich spüren, nun da er den Ort als das erkannt hatte, was er war. Der Mithranidoon hatte den Gletscher besiegt, seine Macht durchdrang das Eis, auf dem er stand. Er vermochte sie in seinen Füßen zu spüren.
    Dieser Ort konnte ihm nützlich sein, dachte er und ließ den Blick weiterschweifen. Von hier oben auf dem Gletscher hatte er einen leichten Zugang zu den Gebirgspässen, die ihn zu den Straßen bringen mochten, die nach Vanguard im Süden führten. Außerdem bot ihm dieser Aussichtspunkt eine sichere Verteidigungsstellung gegen jede vorrückende Armee, auch wenn ihm klar war, dass keine feindliche Armee jemals in seine Nähe gelangen würde. Nicht, wenn er sich hier befand, wo ihn der Mithranidoon an seiner Kraft Anteil haben ließ.
    »Mithranidoon«, sagte der alte Mann voller Ehrfurcht, als ob der Anblick allein schon ausreichte, um seinem Dasein, seinen sechzig Jahren als samhaistanischer Priester, einen Sinn zu geben. Aber plötzlich erkannte er, dass es nicht ausreichte, und er blickte zum Himmel.
    »He, du da!«, sagte er laut und deutete mit der Hand auf eine ferne, ihre Kreise ziehende Krähe.
    Der Vogel hörte ihn und konnte den Ruf nicht unbeachtet lassen. Sofort machte er kehrt, flog einen Bogen, stieß herab und stellte die Flügel im letzten Augenblick auf, um sanft auf Altvater Baddens ausgestreckter Hand zu landen.
    »Ich will einen Blick unter den Nebel werfen«, sagte der alte Samhaistaner flüsternd zu dem Vogel. Badden strich mit der Hand über das Antlitz der Krähe und schloss die Lider. »Flieg zu der Narbe, die Samhain der Erde geschlagen hat.«
    Auf einmal warf Badden die Krähe mit einer Handbewegung in die Luft, die Augen nun fest geschlossen, denn er brauchte sie nicht mehr. Altvater Badden blickte von jetzt an durch die Augen der Krähe. Der Vogel befolgte seine Anweisungen, schwang sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher