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Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Titel: Das Geheimnis des verlassenen Schlosses
Autoren: Alexander Wolkow
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violetten, sondern grüne. Er tat das nicht aus böser
Absicht, er hatte einfach einen ungeselligen Charakter. Seine einzige Gesellschafterin
war die Eule Guamokolatokint, mit der er täglich ein paar Worte wechselte.
„Na, liebe Freundin Guakomo”, pflegte Urfin des morgens zu fragen, „sind auf den
Schwingen der Elstern neue Nachrichten eingetroffen?”
Und gemächlich diskutierten sie alle Neuigkeiten, die die kluge Eule von anderen
Vögeln erfahren hatte. Guamokolatokint erzählte beispielsweise:
„Der Eiserne Holzfäller hat dem Dreimalweisen Scheuch einen Besuch abgestattet. Der
Tapfere Löwe ist auch unterwegs. Aber er ist schon alt. Er kommt auf seinen müden
Tatzen nur langsam voran und muß häufig rasten.”
„Und was macht unser Dreimalweiser?” wollte Urfin wissen.
„Der hat sich wieder etwas ausgedacht. Will irgendeine Bibliothek einrichten und liest
ernsthafte Bücher.” „Das ist seine Sache”, seufzte Urfin.
Urfin war stets ein geschickter Tischler gewesen. Es hatte zwar Zeiten gegeben, das läßt
sich nicht bestreiten, als die Tische, Stühle und anderen Gegenstände, die er aus Holz
fertigte, den griesgrämigen Charakter ihres Meisters annahmen und es darauf abgesehen
hatten, die Käufer zu stoßen oder zu treten. Kurz, sie bereiteten den Menschen
Ungemach. Deshalb kaufte keiner mehr diese widerspenstigen Gegenstände, und Urin
mußte sich wohl oder übel auf die Gemüsezucht verlegen. Wovon hätte er sich sonst
ernähren sollen?
Urfin wurde also Gärtner, er arbeitete flink, aber irgendwie lustlos. Die Arbeit machte
ihm keine Freude. Doch dann begann Urfin über sich und seine Taten nachzudenken
und war miteins wie neugeboren. Rundum schien sich alles zu verändern. Seltsame
Dinge trugen sich zu. Ihm ging alles so hurtig von der Hand, daß es ihn selbst erstaunte.
Er renovierte ein kleines Häuschen im Tal und strich es mit den lustigen Farben, die
sich in seiner Wirtschaft fanden. Er fühlte direkt, wie die Gärtnerei begann, ihm Spaß zu
machen.
Von dem Tage an, da ihm der Scheuch angeboten hatte, in die Smaragdenstadt zu
ziehen, wußte er, daß die Einwohner des Zauberlandes ihm nicht mehr zürnten. Da
erwachte in ihm der Wunsch, ständig etwas für sie zu erfinden.
Mut und Geduld besaß Urfin reichlich, so daß er in seinem Anwesen so ungewöhnliche
Früchte züchtete, daß selbst die Eule Guakomo, die anfangs Urfins Unternehmungen
mißtrauisch betrachtet hatte, von grenzenloser Hochachtung zu ihm erfaßt wurde.
„So ein Wunder!” krächzte sie und spreizte die Flügel. „Unglaublich! Du scheinst
immer noch zaubern zu können!”
In Urfins Garten gediehen goldene Mohrrüben, blaue Gurken, dunkelrot leuchtende
Pflaumen, die an Granatfrüchte erinnerten, und Äpfel, sonnenfarben wie reife
Apfelsinen. Die Früchte sahen herrlich aus. Aber sie prangten nicht nur in leuchtenden
Farben, sondern waren auch außergewöhnlich süß, groß und schmackhaft.
Urfin hatte es wohl nicht von ungefähr zur Gärtnerei gezogen. Es machte ihm Spaß,
Obst und Gemüse für andere zu züchten, und so gelang ihm auch alles.
Wenn die herrlichen Früchte reiften, lud sie Urfin auf einen Schubkarren und brachte sie
in die Smaragdenstadt.
Dort fand ein richtiges Schmausefest statt. Alle, die es sich einrichten konnten, kamen
aus allen Enden und Ekken des Zauberlandes zu Gast.
Urfin wollte keinen kränken, sondern alle Einwohner und Gäste reichlich beschenken.
So belud er immer wieder seinen Schubkarren mit Früchten und eilte mehrmals in die
Stadt. Der Weg war jedoch weit und beschwerlich. Da schickten die Einwohner des
Zauberlandes Urfin einen hölzernen Läufer zu Hilfe. Der wurde niemals müde und
beförderte Urfins Gaben mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit in die Stadt.
Urfin erntete beizeiten Obst und Gemüse, wusch alles im klaren Quellwasser, und die
liebe Sonne trocknete es im Handumdrehen. Dann sortierte er die Früchte sorgfältig im
Schubkarren. Die Einwohner der Smaragdenstadt wiederum ließen den Gärtner erst
heimziehen, wenn er einen ganzen Berg Piroggen verzehrt hatte, schmackhaft, wie sie
allein die Einwohnerinnen der wunderbaren Stadt zu bakken verstanden.
DAS GELBE FEUER
    Diese Schmausefeste fanden alljährlich statt, und jedermann erwartete sie voll
Ungeduld, wie man auf seinen Geburtstag wartet. Denn so herrlich das Leben im
Zauberland auch sein mochte, glich dennoch ein Tag dem anderen. Morgens stieg die
Sonne am Himmel auf und versank, wenn
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