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Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Titel: Das Geheimnis des verlassenen Schlosses
Autoren: Alexander Wolkow
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sein Manuskript. Das war der größte Schatz des Generals. Er beabsichtigte, die
Geschichte der Bezwingung von Belliora zu verfassen. Während des Fluges hatte er sie
bereits begonnen. Mit diesem Werk wollte der General die Militärkunst der Menviten
verherrlichen, vor allem aber träumte er davon, sich selbst ein ewiges Denkmal zu
setzen.
Das Raumschiff stand am Fuße der Großartigen Berge, deren verschneite Gipfel in den
Sternenhimmel aufragten. Ganz in der Nähe rauschten die Wälder, und das
einschläfernde Zwitschern der Vögel tönte durch die Nacht. Als der Kommandant über
den feuchten weichen Grasteppich schritt, empfand er die Genugtuung des Eroberers,
das Herz stockte ihm, um dann umso rascher zu pochen. Baan-Nu mußte den
Reißverschluß seines Kragens öffnen.
An diesem Ort werden die Würdigsten unter den Menviten leben, dachte er. Sklaven
gibt es überall genug.
Als er sich zum Raumschiff umwandte, sah er, daß fast alle ausgestiegen waren. Stolz
schritten die Menviten in ihrer ordensbestickten Kleidung auf und ab und starrten
bisweilen einem Arsaken, der unnütz gesäumt hatte, strafend in die Augen.
„Nun aber schneller”, befahl dieser Blick. Und der Arsake bewegte sich flink wie ein
aufgezogenes Spielzeug.
Die Arsaken machten sich an ihre gewohnte Arbeit: Sie schufen den Menviten
komfortable Lebensbedingungen.
Sie stellten ein Luftzelt auf und legten den Boden mit Luftmatratzen aus. Andere
bereiteten das Abendbrot und brachten Getränke. Die dritten schleppten Zweige aus
dem Wald herbei, um das Zelt zu tarnen. Außerdem breiteten sie über das Sternschiff
ein riesiges Netz mit aufgedruckten Blättern und Zweigen, das wie ein prächtiger
Teppich wirkte.
Eine Gruppe Menviten trug vorsichtig ein Riesenporträt Guan-Los aus dem Raumschiff
und stellte es auf einem Hügel auf.
Der General trat vor die versammelten Menviten, hob seinen Blick zur fernen Rameria
und sprach feierlich
„ Im Namen des Obersten Gebieters von Rameria, des Würdigsten unter den Würdigen,
Guan-Lo, erkläre ich Belliora auf ewige Zeiten zu einem Bestandteil seiner Besitzungen
Gorr-au!”
„Gorr-au ! Gorr-au ! !” riefen die Menviten.
Die Arsaken schwiegen. Verstohlen blickten auch sie zu dem Teil des Himmels auf, wo
sich ihre Heimat befand.
Kurz wandte sich der General an Kau-Ruck:
„Pilot!” Er war zwar guter Laune, konnte sich jedoch nicht überwinden, freundlicher zu
Kau-Ruck zu sein. Er mochte den fähigen Flieger nicht, der nach seiner Ansicht zuhäufig überflüssige Selbständigkeit bewies. „Im Morgengrauen ziehen Sie auf
Kundschafterdienst.” Bei sich dachte der General: Der erste Kundschafterdienst ist der
gefährlichste. Sieh man zu, wie du mit diesem Auftrag fertig wirst, denkst ja immer, du
bist besonders klug.
„Sie beobachten alles mit größter Sorgfalt! Doch seien Sie schon heute auf der Hut!”
befahl er.
„In Ordnung, mein General”, erwiderte Kau-Ruck mit einer Lässigkeit, die keineswegs
den militärischen Vorschriften auf Rameria entsprach. Aber der Pilot machte ja sowieso
grundsätzlich alles anders. Er verfügte über ein profundes Wissen, deshalb griff er auch
niemals zur Zauberei wie die anderen Menviten.
„Ich begebe mich jetzt zur Ruhe”, verkündete der General und streckte sich wohlig. „Ich
finde, auf Belliora sind die Nächte doch reichlich kühl.”
Einer der Sklaven bot Baan-Nu auf einem Tablett Früchte an, die sie im Hain gepflückt
hatten.
Genüßlich kauend, wandte sich der General an seinen Diener:
„Na, Ilsor, ist alles zum Schlafen vorbereitet?” „Jawohl, mein General”, Ilsor machte so
eine tiefe Verneigung, daß es schien, als hänge sein Körper an Scharnieren. Als der
General diese unelegante Haltung des Dieners sah, brach er in Lachen aus
„Du spürst wohl deine Beine nicht vor Glück, daß du auf einem so herrlichen Planeten
stehst, was, Ilsor?” „Jawohl, mein General.” Ilsor nickte. „Mir muß doch gefallen, was
Ihnen gefällt.”
„Eben, eben!” Baan-Nu klopfte Ilsor leutselig auf die Schulter und ging ins Zelt.
Mit seinem Feldstecher trat er der Reihe nach an alle Fenster des Zelts, ließ seinen Blick
gelangweilt über die Berge gleiten und betrachtete gründlich die Bäume am
Waldesrand. Vielleicht hatte sich dort der Feind in den Hinterhalt gelegt. Doch da er
nichts sah, außer den Schatten der Vögel, streckte er sich wohlig auf dem Matratzenberg
aus, den Ilsor mit weichen, weißen Fellen bedeckt hatte, die
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