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Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Titel: Das Geheimnis des verlassenen Schlosses
Autoren: Alexander Wolkow
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schliefen dort arglos bereits reichlich siebzehn Jahre.
Die Zeit hatte ihre Macht über sie verloren. Das war ein echtes Wunder. Selbst wenn
man die Sternschiffer erst nach tausend Jahren wecken würde, so würden sie in derselben Verfassung erwachen, in der sie seinerzeit eingeschläfert worden waren.
Einem Uneingeweihten mochten die Sektionen wie riesige Kühltruhen mit einer
Vielzahl von Zellen erscheinen, in denen jeweils ein Besatzungsmitglied lag. Die
Oberfläche der Zellen war spiegelblank poliert. Bei genauem Hinsehen bemerkte man
rote, blaue und grüne Reglerventile. Dazwischen blinkten die verschiedenfarbigen
Lämpchen der Kontrollapparatur.
Der Pilot Kau-Ruck saß im Raumobservatorium, berechnete die Position des
Raumschiffs und zeichnete den Kurs auf der Sternkarte ein. Außer Kau-Ruck wachten
noch drei Männer: der Kommandant, General Baan-Nu, der im Kartenraum die Daten
der Geräte kontrollierte; der Arzt Lon-Gor, der den Zustand der schlafenden Besatzung, die Temperatur und Luftfeuchtigkeit im Raumschiff überwachte, die
Zusammensetzung des Sauerstoffs sowie die Zuführung des Kühlmittels, des flüssigen
Heliums, regelte. Dann war da noch der Flieger Mon-So, der treue Adjutant des
Generals, der stets dienstbeflissen alle Anordnungen ausführte und sich niemals einen
Einwand oder gar Widerspruch anmaßte.
Die Stille in den Flugschlaf-Sektionen schien bereits eine Ewigkeit zu währen.
Bisweilen nur ertönte in der Kajüte des Arztes das herrische Signal der Sirene. Dann
glitt Lon-Gor rasch, fast unhörbar zu den Zellen, schaltete ein grünes, rotes oder blaues
Ventil um, und wieder trat Stille ein.
Mon-So hatte nichts zu tun. Seine Flieger schliefen in ihren Zellen, und Bücher las er
nicht gern. Deshalb spielte er meist für sich allein in der Kajüte „Kreuzchen”. Hin und
wieder streifte er auch ziellos durch die Korridore oder spielte Fußball in den Gängen;
das tat er jedoch nur, wenn alle anderen schliefen. Er war Torwart der Fußballmannschaft und mußte trainieren, um fit zu bleiben. Auf Rameria war es üblich, daß
jedermann Sport trieb.
Die vier Sternschiffer, die die Weltraumwacht übernommen hatten, machten
allmorgendlich, auch hier auf dem Raumschiff, eine besondere Fluggymnastik. Selten
einmal verspätete sich dazu Kau-Ruck, höchstens, wenn er sich in einem interessanten
Buch festgelesen hatte. Es mußte nicht unbedingt von der Geschichte eines Volkes, von
einem außergewöhnlichen Charakter oder von spannenden Abenteuern handeln. KauRuck las genauso gern Bücher über technische Probleme.
Vor dem Abflug hatte der Oberste Gebieter auf Rameria, Guan-Lo, zum General gesagt:
„Kau-Ruck ist der befähigste Ihrer Besatzung. Nur aus einem einzigen Grunde ernenne
ich ihn nicht zum Kommandanten, er ist nicht zuverlässig genug.”
Dafür wurde er zum stellvertretenden Kommandanten bestellt.
ILSORS ERWACHEN
    An dem Kommandanten Baan-Nu, dem Flieger Mon-So, dem Piloten des Sternschiffs
und dem Bordarzt war die Zeit allerdings nicht spurlos vorübergegangen. Während des
Fluges waren sie um genau siebzehn Jahre gealtert. Nun wurde auf Rameria das Alter
allerdings anders berechnet, denn die Bewohner lebten dort dreimal länger als auf der
Erde. Deshalb waren die vier Sternschiffer, die die Wache übernommen hatten, für ramerianische Begriffe noch immer jung und im Vollbesitz ihrer Kräfte.
Von keinem außer den vier wachenden Sternschiffern wurde die Stille im Raumschiff
gestört. In den Kajüten, in den Diensträumen, im Maschinensaal und auf den Gängen
war es leer, deshalb schien das Raumschiff unbewohnt.
In Wirklichkeit gab es noch einen, der nicht schlief, oder, besser gesagt, der sich im
Zustand des Erwachens befand. Das war Ilsor, der Diener von General Baan-Nu. Er war
auf Befehl des Generals geweckt worden. Baan-Nu war es müde, ohne seinen Diener
auskommen zu müssen. Deshalb ärgerte ihn seit langem einfach alles: Die Türen
knallten zu laut, Kugelschreiber und Filzstifte schrieben schlecht, das Essen aus den
Konservenbüchsen schmeckte nicht, und das Bett war ihm zu hart. Der Kommandant
hätte eher den Arzt Lon-Gor gezwungen, ihn zu bedienen, als noch länger auf das
Erwachen der Raumschiffbesatzung zu warten. Er war es nicht gewohnt, sich allein
anzukleiden und auf sein Äußeres zu achten. Deshalb hatte sein rothaariger zerzauster
Bart märchenhafte Ausmaße angenommen; der Jacke, die er über den Overall gezogen
hatte - er ersetzte ihm die
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