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Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Titel: Das Geheimnis des verlassenen Schlosses
Autoren: Alexander Wolkow
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Uniform - fehlten alle Knöpfe und dem völlig
zerknautschten Overall die Reißverschlüsse. Die Ärmel hingen dem General in Fetzen
herab, weil er ständig irgendwo hängenblieb, außerdem hielt es Baan-Nu kaum der
Mühe wert, den linken vom rechten Stiefel zu unterscheiden: So trug er den rechten
Stiefel ständig am linken Fuß, und das war selbst dem General höchst unbequem.
Lon-Gor hatte lange zunächst ein Ventil und dann ein anderes gedreht, bis es sperrte.
Anschließend hatte er gewartet, bis alle verschiedenfarbigen Lämpchen aufhörten zu
blinken und somit das volle Auftauen anzeigten. Endlich öffnete sich eine glänzend
polierte Zelle, und der dort eingeschlossene Ilsor wurde von Mon-So und Kau-Ruck
auf Befehl des Kommandanten aufgerichtet und aus der Sektion in die Kajüte des
Arztes gebracht.
„Na, du Tagedieb, steh auf”, sagte der General munter, als Ilsor unter Lon-Gors
Aufsicht aus der Sektion fortgetragen wurde.
Ilsors Erwachen ging nur langsam vonstatten. Er schaukelte sanft auf der
aufgehängten Luftmatratze hin und her, die an eine Hängematte erinnerte, wie sie
gewöhnlich die Matrosen in ihren Kojen benutzen.
Der Raumflieger nahm eine Sonderstellung ein: Ilsor war dem General nicht nur ein
treuer Diener, er war auch ein hervorragender Erfinder. Nach seinem Entwurf war das
Sternschiff gebaut worden, auf dem die Menviten zur Erde flogen. Es hieß „Diavona”,
was in der Sprache der Auserwählten „Die Ungreifbare” bedeutet.
Ilsor schlief. Miteins zuckte er zusammen, erwachte je doch noch immer nicht und
öffnete auch nicht die Augen. Er spürte lediglich, wie sich Baan-Nu über ihn beugte.
Die Worte des Bordarztes tönten dumpf wie aus einer Tonne. Lon-Gor wiederholte
mehrmals
„Das Erwachen braucht Zeit. Das Erwachen braucht Zeit.”
Der General glaubte natürlich nicht, daß sein Diener Zeit brauchte. Deshalb machte er
eine ungeduldige Bewegung. Er streckte die Hand aus und schlug Ilsor derb auf die
Schulter. Seiner Ansicht nach hätte der Diener beim ersten Anruf aufspringen müssen.
Doch als er merkte, daß seine Versuche, Ilsor aus dem Schlaf zu reißen, fruchtlos
blieben, ließ Baan-Nu von ihm ab.
ARSAKEN UND MENVITEN
    lsor begriff noch immer nicht, daß er sich auf dem Sternschiff befand. Er erwachte. Das
war ein Gefühl, als würde sein ganzes Leben auf Rameria noch einmal an seinen Augen
vorüberziehen. Er sah die ferne Heimat vor sich, sah sein Volk, die Arsaken, und ihre
Häuser, die an aufgetürmte Felsbrocken erinnerten, an den Silberbergen. Nicht nur die
Berge glänzten dort silbern, über ganz Rameria lag ein sanftes graues Leuchten. Silbern
glänzte die Erde, das Gras, Bäume und Sträucher, und es war, als ob die Blätter, wenn
man sie nur mit der Hand berührte, zu klingen anhöben.
Auf dem Planeten Rameria lebten Arsaken und Menviten.
Die Arsaken waren freundlich und vertrauensselig wie Kinder. Sie hatten aufmerksame
Augen und einen offenen Blick.
Sie waren ein begabtes Volk. Unter den Arsaken gab es viele Künstler, Ärzte, Wissenschaftler, Schriftsteller, Konstrukteure, Ingenieure und Lehrer. Sie besaßen reiche
Kenntnisse und waren stets bereit, sie ihren Nachbarn, den Menviten, weiterzugeben.
Das taten sie mit großer Freude. Doch die Menviten waren von teuflischer Arglist.
Sie hatten einen Obersten Gebieter, Guan-Lo. Er war zudem ein Zauberer und
vermochte, andere zu hypnotisieren und ihnen seinen Willen aufzuzwingen. Versuchte
einer, ihm zu widersprechen, so starrte Guan-Lo ihm in die Augen, und der andere
verstummte. Diese Kunst hatte der Oberste Gebieter unter dem Siegel der tiefsten Verschwiegenheit von seinen Vorfahren geerbt und sie die Menviten gelehrt. Er hatte
nämlich sehr bald erkannt, daß die Arsaken ein begabtes Volk waren.
Guan-Lo dachte also bei sich: Man muß dieses Volk zwingen, uns zu Diensten zu sein.
Schon früh hatte der Oberste Gebieter bemerkt, daß die Arsaken wohlerzogene Leute
waren. Wenn man mit ihnen sprach, schauten sie einem arglos in die Augen. In
solchem Moment war es ein leichtes, den Zauber wirksam werden zu lassen.
Euch wird eure gute Erziehung noch teuer zu stehen kommen, dachte Guan-Lo bei sich
und knurrte sogar vor Befriedigung. Ihr seid schon heute unsere Sklaven und werdet
uns, glaub ich, treue Dienste leisten. Den Menviten be
gann er einzureden, daß sie das auserwählte Volk seien und daß alle anderen
vernunftbegabten Wesen lediglich dazu geschaffen seien, ihnen zu dienen. Der
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