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Nick Adams Stories

Nick Adams Stories

Titel: Nick Adams Stories
Autoren: Ernest Hemingway
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Vorwort
    «Die Gegend, in der er als Knabe gelebt hatte, die hatte er wirklich ganz gut beschrieben. So gut er es damals verstand.» Das denkt ein sterbender Schriftsteller in einer frühen Fassung von Schnee auf dem Kilimandscharo. Der Schriftsteller ist natürlich Hemingway selbst, die Gegend das sommerliche Michigan seiner Knabenjahre; und ‹so gut er es damals verstand›, das bedeutet schon sehr gut.
    Doch sind von den Geschichten, in denen Nick Adams vorkommt, bisher immer einfach soundso viele pro Buch erschienen, ohne Rücksicht auf die chronologische Reihenfolge – mit dem Ergebnis, daß der Zusammenhang seiner Abenteuer verdeckt und die Kraft ihrer Aussage zersplittert wurde. In ‹Männer ohne Frauen› , Hemingways zweiter Story-Sammlung, tritt Nick zuerst als Soldat in Italien auf, dann als Halbwüchsiger in Summit, Illinois, dann nacheinander als Junge in Michigan, als verheirateter Mann in Österreich und wieder als Soldat in Italien. Oder auch die Schwierigkeit bei Großer doppelherziger Strom , einer der bekanntesten Stories von Hemingway: dort, wo sie bisher veröffentlicht wurde – am Schluß von ‹In unserer Zeit› –, hat sie so manchen Leser verwirrt. Chronologisch eingeordnet, nämlich gleich nach den Geschichten, die im Ersten Weltkrieg spielen, werden die unterschwelligen Spannungen, die da geschildert werden, wird der Eindruck, daß Nick sich müht, eine undefinierbare Angst loszuwerden, völlig verständlich. Und doch wurde So, wie du niemals sein wirst vor Großer doppelherziger Strom geschrieben und – Voraussetzung für das Verständnis dieser Story – erst viel später veröffentlicht: acht Jahre und mehrere Bücher lagen dazwischen.
    Wenn man Nicks Erlebnisse in chronologischer Reihenfolge ordnet, entsteht ein Bericht, in dessen Verlauf eine einprägsame Gestalt vom Kind zum Halbwüchsigen und weiter zum Soldaten, Kriegsheimkehrer, Schriftsteller und Familienvater wird – eine Abfolge, die starke Parallelen zu Hemingways eigenem Leben aufweist. In dieser Anordnung tritt uns Nick Adams, der lange Zeit von den meisten gar nicht als feste, eigenständige Gestalt erkannt wurde, auf einmal als das erste in einer langen Reihe fiktiver Hemingway-Ichs entgegen, dessen spätere Versionen, von Jake Barnes und Frederic Henry bis hin zu Richard Cantwell, alle ein Stück Lebensgeschichte mit Nick Adams – und entsprechend mit Hemingway – gemeinsam haben.
    Wie für viele Schriftsteller gilt auch für Hemingway, daß zwischen Leben und Werk eine unmittelbare und komplexe Beziehung besteht. In manchen Stories erweckt er den Anschein, als berichte er über reale Erfahrungen so detailliert und getreu, wie er sie in einem Tagebuch festgehalten haben könnte. In anderen ist Erfahrung im freien Spiel der Phantasie in eine neue, andere Realität verwandelt worden. Die Verbindungen zwischen Faktischem und Fiktivem bei Hemingway zu erforschen, kann fesselnd sein; Leser, die daran interessiert sind, seien auf die am Ende dieses Vorworts aufgeführten biographischen Studien hingewiesen. Hemingway selbst hingegen wollte seine Stories natürlich frei von solchen Überlegungen gelesen und verstanden wissen – so, wie sie lange Zeit gelesen und verstanden worden sind.
    Die erste der Nick Adams-Erzählungen ist vor fast fünfzig Jahren, die letzte 1933 erschienen, und im Laufe der Jahre ist viel über sie geschrieben worden. Doch nun sind unter den unveröffentlichten Manuskripten in Hemingways Nachlaß acht neue Beiträge entdeckt worden, die den Bericht über Nick Adams abrunden. Sie werden hier zum erstenmal veröffentlicht – so eingeordnet, wie es dem zeitlichen Ablauf der Ereignisse entspricht. Ihrer Länge und auch den Absichten nach, die der Autor mit ihnen offenbar verfolgte, sind sie sehr unterschiedlich. Drei der Berichte – wie die Indianer die Gegend verließen, in der Nick aufwuchs, wie er zum erstenmal den Mississippi erblickte und was unmittelbar vor und nach seiner Hochzeit geschah – sind ganz kurz. Wenn Hemingway mit dem einen oder anderen dieser Stoffe größere Pläne verfolgte, so ist nichts davon bekanntgeworden; man könnte sie einfach als Skizzen aus dem Notizbuch eines Künstlers betrachten. In zwei anderen Fällen ist leicht zu erkennen, was der Autor mit den Stoffen vorhatte; hier haben wir es mit den Anfängen von Werken zu tun, die nie vollendet wurden. Nick an Bord der ‹Chicago›, im Ersten Weltkrieg unterwegs nach Frankreich – das war der Anfang eines ‹Along
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