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Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Titel: Das Geheimnis des verlassenen Schlosses
Autoren: Alexander Wolkow
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zusprachen. Das Ergebnis ließ nicht lange auf sich warten. Noch war das
Mittagsmahl nicht beendet, da fielen die Menviten, die Flieger mit Mon-So an der
Spitze, die Wachsoldaten des Sternschiffs, die Ilsor durch Arsaken ersetzt hatte, der
Arzt Lon-Gor und Baan-Nu höchstpersönlich in einen tiefen Schlaf. Ihre Köpfe sanken
haltlos auf den Tisch. Die Gesichter strahlten sorglose Ruhe aus, die Hände hingen
kraftlos herab, die Augen, die so hoffärtig in die Welt geblickt hatten, waren geschlossen.
Nur der Pilot Kau-Ruck wurde nicht eingeschläfert. In der letzten Zeit war
offensichtlich geworden, daß Baan-Nu ihn nur noch duldete. Auch Kau-Ruck verhielt
sich dem General und den anderen Menviten gegenüber äußerst zurückhaltend.
Ilsor hatte von Baan-Nu erfahren, daß Kau-Ruck, sobald sie auf Rameria landen
würden, dem Obersten Gebieter Guan-Lo persönlich ausgeliefert werden würde. Der
Pilot hatte eine strenge Strafe zu erwarten, weil er eigenmächtig den Kampf mit den
Adlern aufgegeben hatte. Vielleicht würde er sogar in der Wüste von Rameria an einen
Stein gefesselt und allein zurückgelassen werden. Nach menvitischem Gesetz war es
dann seine Sache, wie er überleben würde.
Ilsor fragte den Piloten:
„Mein Oberst, sind Sie bereit, den Arsaken zu helfen?”
„Jawohl”, entgegnete Kau-Ruck, ohne zu zögern. „Ich habe Sie lange beobachtet und
habe immer größere Hochachtung vor Ihnen bekommen, Ilsor. Ich habe hier öfter
darüber nachgedacht, daß Sie wohl nicht auf ewige Zeiten Diener bleiben werden.
Offenbar diente Ihnen diese Position nur zur Tarnung … Jetzt werden sich wohl die
Zeiten ändern?”
Ilsor nickte. „Ich biete Ihnen ein Bündnis mit uns Arsaken an. Unser Auftrag ist
folgender: Sie müssen gemeinsam mit mir das Raumschiff nach Rameria
zurückbringen. Dort dürfen Sie jedoch über alles, was Sie hier erlebt haben und noch
erleben werden, erst dann sprechen, wenn wir es Ihnen gestatten.”
„Ich will mit Freuden all Ihre Aufträge ausführen”, erwiderte der Pilot. „Aber ich kann
nicht versprechen, mich Ihnen anzuschließen, denn ich bin gewohnt, für mich allein zu
sein.”
So hatte man sich denn geeinigt. Dann ertönten im Lager von Ranavir zuerst unsichere,
gar verwunderte Ausrufe:
„Freiheit? Freiheit?”
Allmählich klangen die Stimmen immer entschiedener: „Freiheit! Freiheit!”
Die Arsaken fielen einander froh in die Arme und beglückwünschten sich gegenseitig.
Einige weinten vor Freude, andere taten es dem Dreimalweisen Scheuch gleich, der in
Augenblicken höchsten Jubels stets begeistert zu tanzen pflegte.
Ilsor, dem mutigen Anführer der Arsaken, der jahrelang in menvitischen Diensten sein
Leben riskiert hatte, wurde eine ganz besondere Ehre zuteil. Die Arsaken brachten einen
Mantel, der unter anderen Kleidungsstükken in der „Diavona” gelegen hatte, die
Menviten hatten ihm keine sonderliche Bedeutung beigemessen. Dabei hatte es mit ihm
folgende Bewandtnis: Nach altem Brauch legten die Arsaken zu besonders festlichen
Anlässen, wenn jemand’ mit dem höchsten Titel ihres Landes - „Volksfreund” ausgezeichnet wurde, dem so Geehrten diesen Mantel an. Heute wurde diese Ehrung
Ilsor zuteil.
Da stand er nun vor seinen Landsleuten in dem prächtigen, mit goldenen Sternen
durchwirkten blauen Mantel, strahlend vor Glück und vor Stolz, und seine großen
schwarzen Augen leuchteten heute noch herrlicher als gewöhnlich.
Die Arsaken lasen Ilsor buchstäblich jedes Wort vom Munde ab und befolgten seine
Anordnungen präzise und ohne Widerspruch.
Seine erste Anordnung galt den Menviten. Keiner wußte, wie lange das Schlafwasser
auf sie wirken würde. Unter Umständen konnten sie sehr bald erwachen. Die
Erdbewohner schliefen zwar mehrere Monate hindurch und erwachten unschuldig wie
kleine Kinder, die sich an nichts mehr erinnerten. Die Menviten hingegen konnten
schon nach ein paar Stunden erwachen und sich, als sei nichts geschehen, an ihr
gewohntes Tagewerk begeben.
Aus diesem Grunde befahl Ilsor, die schlafenden Auserwählten umgehend ins
Sternschiff in jene Schlafkojen zu schleppen, in denen die Außerirdischen zur Erde geflogen waren. So geschah es. Gegen Morgen befanden sich alle Menviten, die in den
Zauberschlaf gesunken waren, wieder in den Unterdruckkammern, wo der Schlaf viele
Jahre währt.
„So ist es sicherer!” meinte Ilsor.
Jetzt war die Zeit gekommen, um in die Hauptstadt von Rameria, Bassani, eine
Meldung durchzugeben.
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