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Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Das Geheimnis des verlassenen Schlosses

Titel: Das Geheimnis des verlassenen Schlosses
Autoren: Alexander Wolkow
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Nestern.
Die unerwartete Umsiedlung blieb den Fremdlingen nicht lange verborgen. Als sie die
verlassenen Wälder und Dörfer in der Umgebung des Schlosses bemerkten, wurden sie
unruhig. Sie kamen sich plötzlich vor wie auf einem sinkenden Schiff, das alle
Lebewesen verlassen hatten. Weshalb suchten alle ihre Rettung in der Flucht? Spürten
sie etwa eine nahende Naturkatastrophe - den Ausbruch eines Vulkans oder ein
Erdbeben? Man mußte achtgeben, um in diesem unbekannten Land zu überleben.
Die Arbeiten unter der Erde wurden indes mit unvermindertem Tempo fortgesetzt.
Endlich kam der Augenblick, da die Wasserleitung, durch die das Schlafwasser in den
Brunnen fließen sollte, angeschlossen wurde. Die Feldmäuse, die einen sehr feinen
Geruchssinn besitzen, bestanden darauf, in Käfigen in den Brunnen hinabgelassen zu
werden. Jetzt blieb nur eins: Man mußte abwarten. Wenn das Schlafwasser in den
Brunnen floß, würden die Mäuse einschlafen.
Die Flüchtlinge fanden Aufnahme im Gelben Land, den Besitzungen der gütigen Fee
Willina. Ob die Auswanderer jemals in ihre Heimat zurückkehren könnten, oder für
immer in der Fremde leben müßten, hing nun einzig und allein von den Mäusen ab.
DIE MÄUSE SIND EINGESCHLAFEN!
    Es geschah in der Nacht. Keiner hatte bemerkt, wie sich Tim heimlich zum Brunnen
gestohlen hatte. Er legte das Ohr an die Brunnenwand, konnte jedoch nichts hören.
Endlich vernahm er ein schwaches Pfeifen.
Tim überlegte: Ob die Mäuse im Schlaf pfeifen? Schnell zog er am Strick einen Käfig
hoch, dann einen zweiten. Der Knabe hatte sehr gute Augen. Er sah sogar im Dunkeln,
daß die Tierchen in den Käfigen lagen, hilflos die Pfötchen ausgestreckt. So schnell ihn
seine Füße trugen, rannte er in die unterirdische Höhle und rief:
„Sie schlafen, sie schlafen! Sie sind endlich eingeschlafen! Das Wasser fließt!”
Rushero befand sich gerade in der Nähe. Der Meister eilte zu Tim und nahm ihm
behutsam die Käfige ab. Er kitzelte die Mäuse mit einem Grashalm an den Nasenspitzen, zog sie an den Schwänzchen und an den Pfötchen. Doch die grauen Tierchen
erwachten nicht. Rushero hatte seinerzeit die unterirdischen Könige eingeschläfert,
deshalb erkannte er sofort, daß die Mäuse in keinen gewöhnlichen, sondern in einen
Zauberschlaf gesunken waren. Diese Nachricht, von der vielleicht die Existenz des
Zauberlandes abhing, ließ sich in vier Worte fassen: ,,Die Mäuse sind eingeschlafen !”
Rushero wollte die Meldung auf dem gewohnten Weg mit einer Vogelstafette in die
Smaragdenstadt durchgeben, doch in den Wäldern war weit und breit kein Vogel mehr
zu finden. Zum Glück erblickte er an einem Bach die Eule Guamoko. Die erkannte
sofort die Bedeutung dieser Nachricht und meldete sie unverzüglich Kaggi-Karr. Als
Guamoko in der Smaragdenstadt auftauchte, brachte der Scheuch alle Einwohner auf
die Beine. Faramant, Din Gior, Ann, Tim, Kaggi-Karr, alle liefen durch die Straßen,
klopften an die Haustüren - selbst Guamoko mit ihrem kräftigen alten Schnabel tat
mit - und verbreiteten die Kunde:
,,Die Mäuse sind eingeschlafen!”
Die Einwohner wußten bereits, was das bedeutete. In der Smaragdenstadt lebten
kleine vertrauensselige Menschen, die von ganzem Herzen wünschten, daß die Fremdlinge heimwärts zögen. Deshalb hätten sie den Menviten um nichts in der Welt die
Wahrheit über das Schlafwasser verraten. Doch die Zeit drängte. Noch war das
Sternschiff vermint. Ilsor mußte die Bombe entfernen oder zumindest entschärfen.
Vorerst aber mußte man dem Führer der Arsaken mitteilen, daß ,,die Mäuse
eingeschlafen sind”.
Der Weg zu Ilsor war nicht weit, aber gefährlich. Deshalb schickte man nicht nur einen
Läufer, dem unterwegs ja etwas zustoßen konnte, sondern sandte den Eisernen Ritter,
den Drachen Oicho und sieben hölzerne Läufer aus.
Tilli-Willi stürmte die Gelbe Backsteinstraße entlang. In seiner Kabine saß Faramant
und stöhnte vor Schmerz bei jedem Sprung. Er war schließlich nicht Lestar, der in den
vielen Jahren seiner Freundschaft mit dem Riesen an solche Reisen gewöhnt war. Unter
Willis eisernen Sohlen bildeten sich tiefe Schlaglöcher in der Straße. Doch was tat das
schon? Schlaglöcher lassen sich reparieren. Hauptsache, man kam nicht zu spät.
Munter trällerte Tilli-Willi vor sich hin:
,,Die Mäuse sind eingeschlafen. Ich schwöre es bei den Riffen. Die Mäuse sind
eingeschlafen, die Mäuse sind eingeschlafen. Ich schwöre es bei der Ebbe
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