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Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Titel: Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
Autoren: Scott Mariani
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Ben hinaus in die kalte, klare Luft und das Schneegestöber. Er stieg in ein wartendes Taxi. Im Radio wurde Sinatras Version von I’ll be Home for Christmas gespielt, und am Rückspiegel baumelte silbernes Lametta.
    Der Fahrer drehte sich zu Ben um. «Wohin soll’s denn gehen, Kumpel?»
    «Carleton University Campus», erwiderte Ben.
    «Über die Weihnachtstage hier?», fragte der Fahrer, während der Wagen über die breite, von Schnee gesäumte Umgehungsstraße der Stadt glitt.
    «Nur auf der Durchreise.»
     
    Der Vorlesungssaal der wissenschaftlichen Fakultät war voll, als Ben dort eintraf. Er fand einen Platz in der hintersten Reihe des ansteigenden Auditoriums, in der Nähe des mittleren Ausgangs. Er war genau wie die dreihundert anderen Studenten hergekommen, um sich einen Biologievortrag der Doktoren D. Wright und R. Kaminski anzuhören. Das Thema lautete Auswirkungen schwacher elektromagnetischer Felder auf die Zellatmung .
    Der Saal war erfüllt von leisem Stimmengemurmel. Die Studenten hielten ausnahmslos Schreibblöcke und Stifte parat, um sich Notizen zu machen. Am unteren Ende des Auditoriums befand sich ein Podium mit einem Rednerpult und zwei Stühlen, dazu ein Mikrophonständer, ein Diaprojektor und eine Leinwand. Die Dozenten waren noch nicht erschienen.
    Ben interessierte sich keinen Deut für das Thema der Vorlesung. Er war wegen Dr.   R. Kaminski gekommen.
    Die Gespräche verstummten, und leiser Applaus ertönte, als die beiden Dozenten, ein Mann und eine Frau, die Bühne betraten. Sie nahmen ihre Plätze links und rechts vom Rednerpult ein und stellten sich den Zuhörern vor. Ein kurzer Test der Lautsprecheranlage, und die Vorlesung begann.
    Roberta war jetzt blond und hatte die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden. Sie sah äußerst seriös aus, genauso wie bei ihrer ersten Begegnung. Ben war erfreut, dass sie seinen Rat angenommen und ihren Namen geändert hatte. Sie war nicht einfach zu finden gewesen – auch das ein gutes Zeichen.
    Ringsum lauschten die Studenten konzentriert dem Vortrag und schrieben eifrig mit. Ben ließ sich ein wenig nach hinten sinken und versuchte sich so unauffällig wie möglich zu machen. Er verstand kein Wort von dem, was Roberta sagte, doch der Klang ihrer Stimme und das warme, weiche Geräusch ihres Atems fühlten sich so nah an, dass er beinahe glaubte, ihre Berührung zu spüren.
    Erst jetzt, in diesem Augenblick, wurde ihm klar, wie sehr er sich danach gesehnt hatte, sie wiederzusehen, und wie sehr er sie tatsächlich vermissen würde.
    Er hatte gewusst, noch bevor er sich auf den Weg nach Kanada gemacht hatte, dass dies ihr letztes Zusammentreffen sein würde. Es war nicht seine Absicht, sich hier lange aufzuhalten. Er wollte sich lediglich davon überzeugen, dass sie wohlbehalten und in Sicherheit war, und sich insgeheim von ihr verabschieden. Bevor er in den Vorlesungssaal gekommen war, hatte er beim Empfang einen Umschlag für sie abgegeben. In diesem Umschlag steckte ihr rotes Adressbüchlein und ein kurzer Brief von ihm, in dem er sie wissen ließ, dass er gesund und unverletzt aus Frankreich zurückgekehrt war.
    Er beobachtete ihren Kodozenten Dan Wright. An der Körpersprache des Mannes – der Art und Weise, wie er sich auf dem Podium in ihrer Nähe hielt, wie er lächelte und nickte, wenn sie redete, wie seine Augen ihr folgten, wenn sie sich zwischen Rednerpult und Leinwand bewegte – konnte er erkennen, dass Wright sie mochte. Vielleicht sogar sehr mochte. Er schien ein anständiger Kerl zu sein. Die Sorte von Mann, die Roberta wirklich verdiente. Beständig, zuverlässig, ein Wissenschaftler wie sie selbst, ein Familienmensch, der einen guten Ehemann abgab und eines Tages einen guten Vater.
    Ben seufzte. Er hatte getan, weswegen er hergekommen war. Jetzt war er fertig und wartete auf einen günstigen Moment, um zu gehen. Er würde nach draußen schlüpfen, sobald sie dem Publikum ein paar Sekunden den Rücken zuwandte.
    Es war nicht einfach. In den vergangenen Tagen hatte er sich diesen Moment eine Million Mal vorgestellt – doch jetzt, in ihrer Gegenwart, beim Klang ihrer Stimme, erschien es ihm absurd, einfach so zu gehen, sich in das nächste Flugzeug nach Hause zu setzen und sie niemals wiederzusehen.
    Muss es denn so sein? , dachte er. Was, wenn er nicht ging? Was, wenn er blieb? Konnten sie nicht doch zusammenbleiben? Ein gemeinsames Leben führen? Musste es wirklich auf diese Weise enden?
    Ja. Es ist am besten so. Denk nicht nur
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