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Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)

Titel: Das Fulcanelli-Komplott (German Edition)
Autoren: Scott Mariani
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kunstvollen goldenen Heft, auf dem Juwelen glitzerten. Die lange, schmale Klinge troff vor Blut.
    Erst in diesem Moment wurde dem Priester klar, was der Fremde getan hatte. Er selbst hatte sich diese Schnittwunden zugefügt.
    «Was hast du nur gemacht?», entfuhr es Pater Pascal, und Entsetzen erfüllte ihn.
    Der Fremde beobachtete ihn, während er sich auf die Knie erhob. Plötzlich wurde sein schmutziges, blutbesudeltes Gesicht von einem weiteren Blitz erhellt. Seine Augen waren leer, verloren, als wäre sein Verstand längst an einem anderen Ort. Er hob die verzierte Waffe.
    Einige schreckliche Sekunden lang war der Priester überzeugt, dass ihn der Fremde töten würde. Da war er also, der Tod. Was käme danach? Pascal glaubte fest daran, dass er in irgendeiner Form weiterexistieren würde, wenngleich er nicht sicher war, in welcher. Er hatte sich oft gefragt, wie er dem Tod gegenübertreten würde, wenn der Zeitpunkt kam. Er hatte gehofft, dass seine tiefe Religiosität ihm helfen würde, mit Würde und Gelassenheit zu ertragen, was immer Gott ihm auferlegte. Doch jetzt, angesichts des kalten Stahls, der im Begriff stand, sich in sein Fleisch zu senken, wurden seine Knie weich.
    In diesem Moment, als er nicht länger daran zweifelte, dass sein Tod unmittelbar bevorstand, überlegte er, wie man ihn in Erinnerung behalten würde. War er ein guter Mensch gewesen? Hatte er ein würdiges Leben geführt?
    Herr, gib mir Kraft.
    Der Geistesgestörte starrte zunächst in verzückter Faszination auf die Klinge in seiner Hand und dann auf den hilflosen Priester. Plötzlich fing er an zu lachen – ein leises, gurgelndes Gackern, das zu einem hysterischen Kreischen anschwoll. «Igne natura renovatur integra!» Er schrie die Worte wieder und wieder.
    Und voller Entsetzen sah Pascal Cambriel zu, wie der Fremde sich mit der Klinge immer wieder in den eigenen Hals schnitt.

Kapitel 2
In der Nähe von Cadiz, Südspanien,
September 2007
     
    Ben Hope sprang von der Mauer und landete lautlos im Hof. Einen Moment verharrte er geduckt in der Dunkelheit und lauschte. Doch außer dem Zirpen der Grillen, dem Ruf eines Nachtvogels, den er eben im Wald aufgeschreckt hatte, und seinem kontrollierten Herzschlag war alles ruhig. Er schob den engen schwarzen Ärmel seiner Combat-Jacke zurück. Vier Uhr vierunddreißig.
    Ein letztes Mal kontrollierte er seinen 9-mm-Browning, um sicherzugehen, dass sich eine Patrone in der Kammer befand und die Pistole einsatzbereit war. Er entsicherte sie leise und steckte die Waffe zurück ins Holster. Er nahm die schwarze Skimaske aus der Tasche und zog sie sich über den Kopf.
    Das halbverfallene Haus lag in völliger Dunkelheit. Ben folgte nun dem Plan, den er von seinem Informanten erhalten hatte. Er umrundete die Begrenzungsmauer – fast in Erwartung der grell aufflammenden Lichter von Sicherheitsscheinwerfern, die jedoch niemals kamen – und erreichte den Hintereingang. Alles war so, wie man es ihm gesagt hatte. Das Türschloss bot nur wenig Widerstand, und einige Sekunden später schlich er ins Innere.
    Er folgte einem dunklen Korridor und gelangte in ein Zimmer, das er durchquerte, um den Raum dahinter zu betreten. Er zog seine Pistole heraus, an der eine kleine LED-Lampe befestigt war. Ihr schmaler Lichtkegel wanderte über verrottende Dielen und feuchte Wände. Auf dem Boden lagen Berge von Abfällen. Ben erreichte eine Tür, die mit einem Riegel und einem Vorhängeschloss gesichert war. Als er beides im Licht seiner Lampe untersuchte, sah er, dass selbst ein Amateur hier ein leichtes Spiel gehabt hätte. Der Riegel war einfach auf das wurmzerfressene Holz geschraubt worden. Es dauerte weniger als eine Minute, bis er das Schloss völlig lautlos von der Tür entfernt hatte. Langsam und vorsichtig schob er sich in den Raum, um den schlafenden Jungen nicht aufzuwecken.
    Der Elfjährige rührte sich auf seiner Pritsche und stöhnte, als Ben sich zu ihm herunterbeugte. «Tranquilo , soy un amigo» ,flüsterte er dem Knaben ins Ohr. Er leuchtete ihm mit seiner Lampe in die Augen: so gut wie kein Pupillenreflex – Julián Sánchez war offensichtlich betäubt worden.
    Der Raum stank nach Feuchtigkeit und Dreck. Eine Ratte, die sich an dem kleinen Tisch am Fußende des Bettes über die Reste einer kärglichen Mahlzeit in einem Blechteller hergemacht hatte, sprang zu Boden und huschte in Deckung. Behutsam drehte Ben den Knaben auf den verdreckten Laken um. Seine Hände waren mit einem Kunststoffkabel
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