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0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg

Titel: 0369 - Das Grauen aus dem Bleisarg
Autoren: Jason Dark
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Da malte sich nichts, aber auch gar nichts ab, und von ihrem Begleiter war auch nichts zu hören.
    Lady Thelma gehörte zu den Menschen, die man nicht gerade als überängstlich bezeichnen konnte. Ihr Selbstvertrauen kehrte auch in dieser alten stockdunklen Gruft wieder zurück, und sie ging einige Schritte zur Seite, um sofort erschreckt stehen zu bleiben, denn etwas hatte ihr Gesicht berührt.
    Ein Hauch nur, mehr nicht. Wie feine Finger hatte es die Haut gestreichelt, und Lady Thelma schüttelte sich, bevor sie das Fremde zu packen versuchte.
    Sie spürte etwas zwischen den Fingern. Dünn, dennoch irgendwie zäh. Das waren Spinnweben!
    Lady Thelma schüttelte sich. »Verdammter Mist!« sagte sie und dachte im nächsten Augenblick anders darüber, denn Spinnweben gehörten eigentlich in eine alte Gruft.
    Lady Thelma war vor kurzem sechzig Jahre alt geworden, und sie hatte sich immer sehr gut inmitten einer Männergesellschaft durchs Leben geschlagen. Das wollte sie auch jetzt beibehalten, und da ging es ihr vor allen Dingen um ein Problem.
    Die Lady sah nicht ein, dass sie in dieser kalten Gruft so lange wartete, bis es ihrem Führer einfiel, zurückzukehren.
    Sie wollte vor der Tür auf ihn warten. Draußen war es zwar kalt, aber Lady Thelma Lockhead hatte sich der Witterung entsprechend angezogen.
    In ihrem Club war sie als eine besondere Raucherin bekannt.
    Während andere Damen höchstens mal eine Zigarette rauchten, griff sie zu härteren Dingen. Lady Thelma qualmte starke Zigarren, deshalb trug sie auch immer ein Feuerzeug bei sich.
    Das holte sie hervor, knipste es an und schaute sich im Schein der kleinen Flamme um.
    Viel sah sie nicht. Die Reste der Spinnweben hingen als Fragmente von der Decke und glitzerten, wenn sie vom Licht der ruhig brennenden Flamme getroffen wurden. Auf den Bodensteinen lag eine dünne Staubschicht, in der sich deutlich ihre Fußabdrücke abzeichneten, die dort begannen, wo sich auch der Ausgang befand.
    Da wollte sie hin.
    Lady Thelma hielt sich an die Spuren, erreichte die breite Tür des Totenhauses und drückte die Klinke nach unten. Sie hatte bei ihrem Eintritt festgestellt, dass nicht abgeschlossen worden war.
    Jetzt war die Tür zu.
    Noch immer hielt sie das Feuerzeug in der linken Hand. Durch ihre Bewegungen begann die Flamme zu zittern. Ihr Widerschein malte Figuren an die Decke und an die Wände, er strich auch über die Tür. Sosehr Lady Thelma an ihr rüttelte, die Tür blieb verschlossen.
    »Der hat mich reingelegt!« flüsterte sie. Ihr kraftloser Finger konnte den Kontakt des Feuerzeugs nicht mehr halten. Die Flamme verlöschte, und Lady Thelma stand wieder in der Finsternis. Selbst durch die Türritze fiel kein Lichtstreifen.
    »Reingelegt!« wiederholte sie. »So ein verfluchter Hundesohn! Er hat es doch geschafft.« Sie schüttelte den Kopf und war mehr wütend als ängstlich.
    Gleichzeitig dachte sie darüber nach, wie sie aus dieser verdammten Klemme wieder herauskommen konnte. Noch einmal ging sie jeden Schritt genau durch. Der andere hattesich von ihr verabschiedet.
    Er war in die Tiefe der Gruft getaucht, aber nicht zum Ausgang gegangen, um dort zu verschwinden. Dann hätte sie zumindest das Offnen der Tür vernehmen müssen. Da dies nicht geschehen war und der andere sich dennoch nicht in der Gruft aufhielt, musste es noch einen zweiten Ausgang geben, durch den man die Gruft verlassen konnte.
    Den wollte sie suchen und finden!
    Lady Thelma überlegte, in welch eine Richtung der Kerl gegangen war. Hatte er sich nach links oder nach rechts gewandt? Sie glaubte, dass er nach links gegangen war, demnach tiefer in die Gruft hinein, dessen Größe Thelma nicht kannte.
    Auch sie schlug diesen Weg ein.
    Allein schritt sie in die Finsternis hinein. Niemand begleitete sie, dennoch hatte sie einen Gast, der aber nicht zu ertasten oder zu spüren war.
    Das Grauen war ihr Gast!
    Dieser bedrückende Atem, der innerhalb der alten Gruftmauern lag und dafür sorgte, dass selbst Lady Thelma, die sich sonst vor nichts fürchtete, Angst bekam.
    Die Gruft war für sie zu einer Falle geworden. Immer stärker kam ihr der Gedanke. Mit jedem Schritt, den sie zurücklegte, dachte sie weiter darüber nach, und auch das andere Gefühl des Schreckens veränderte sich nicht.
    Es blieb, und es wurde auch stärker.
    Wie ein schleichendes Gift war es, drang hinein in ihren Kreislauf und putschte ihn in die Höhe. Auf einmal schien die Dunkelheit tausend Arme zu haben, die sich
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