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Das Ekel von Datteln

Das Ekel von Datteln

Titel: Das Ekel von Datteln
Autoren: Leo P. Reinhard; Ard Junge
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Volkstribun von Datteln. Schön wär’s. Aber in Wirklichkeit bist du das größte Schwein. Ein Ekelpaket. Ja – das Ekel von Datteln. Das wäre der richtige Titel für dich.«
    Roggenkemper zog die Schultern hoch.
    »Reg dich nicht auf, Gustav. Ich habe nie etwas gegen dich unternommen. Ich war immer fair …«
    »Fair?«
    Puth spuckte das Wort aus wie eine Spinne.
    »Mensch, ich sehe das alles noch vor mir. Dieses Besäufnis Ende Januar fünfundvierzig. Damals hat das alles angefangen. Weil du die Finger nicht von den Weibern lassen konntest …«
    »Die Finger schon«, versuchte Roggenkemper den alten Herrenwitz, doch damit konnte er bei dem anderen nicht landen.
    »Das Mädchen wollte nicht, das war klar. Aber du wolltest. Und was man dir nicht freiwillig gibt, das holst du dir. Und als sie geschrien hat, hast du sie umgebracht. Einfach so. Und ich habe mir das alles von unten angehört und gehofft, dass der Sturm laut genug ist und keiner was merkt.«
    »Es hat auch keiner was gemerkt …«
    »Nein. Nur das Mädchen. Ich hätte raufkommen und dich abknallen sollen. Das wäre die beste Lösung gewesen …«
    Er schüttelte den Kopf, dachte nach.
    »Wenn ich mir überlege, was wir für einen Massel hatten. Zehn Tage Schneetreiben. Ich sehe uns noch im Garten wühlen. Mit dem Klappspaten. Ein Grab für Hanna So-und-so …«

46
     
     
    Magers Hände zitterten, sein Gesicht war kalkweiß. In ohnmächtigem Zorn blickte er über Böschung und Acker, als suchte er einen geeigneten Gegenstand, um Saale damit zu verprügeln. Aber außer einem roten Toyota, der den Feldweg entlangschnurrte, war nichts zu erkennen.
    Die beiden Insassen verlangsamten ihre Fahrt und spähten neugierig herüber: Das Fernsehen in Datteln, obwohl das Kanalfest vorüber war? Welche Sensation gab’s da zu sehen, von der die Morgenpost bei Redaktionsschluss noch nichts gewusst hatte?
    Fahrt bloß weiter, beschwor Mager sie in Gedanken. Fahrt weiter, oder ihr sterbt auf diesem Acker!
    Der Toyota rauschte davon. Mager atmete auf.
    »Was ist mit deinem Kamera-Akku?«, fragte Saale. »Hat der noch Saft?«
    Der Dicke schulterte die Kamera und schaltete sie ein. Nickte erleichtert.
    »Saft ist da. Aber ich weiß nicht, wie viel …«
    Er stellte die Kamera auf einer Grasnarbe ab, die einigermaßen trocken aussah, entriegelte die Sicherung und koppelte die kiloschwere Box vom Ende der Kamera ab.
    »Los!«
    Als der Akku am Aufnahme-Rekorder angeschlossen war, versuchte Saale sein Glück erneut. Doch die Maschine rührte sich nicht. Ratlos starrten sie sich an.
    »Mensch, ich muss auf Extern umschalten«, erinnerte sich Mager und tastete nach dem Hebel. Die Kontrolllampe am Rekorder morste aufgeregt los, das Kassettenfach sprang auf.
    »Na, also!«, seufzte Saale und blickte Mager so triumphierend an, als hätte er selbst die rettende Idee gehabt. Doch der starrte wie gebannt auf die Batterie-Anzeige. Der Pegel stand in gefährlicher Nähe zu dem roten Feld. Wenn er es erreicht hatte, konnten sie einpacken.
    »Das gibt nicht mehr viel!«
    »Versuchen wir’s!«, beschwor ihn Saale und ließ die Kassette einfädeln. Dann schaltete er das Gerät aus und wuchtete es über seine Schulter.
    Mager nahm die Kamera und bewegte seine Füße. Das Vier-Meter-Kabel, das die beiden Hauptteile ihrer Ausrüstung verband, hing durch und blieb immer wieder an Sträuchern hängen.
    »Nicht so schnell, Saale!«
    Der kurze Anstieg war schwerer als erwartet. Der schlanke Exhamburger litt unter den zehn Kilo, die der Rekorder wog, Mager unter den fast neunzig, die er an privatem Ballast mit sich herumschleppte.
    Zeit zum Verschnaufen gab es nicht. Mager stieß seinen Kopf in Richtung Kanal, wo das Duell der Gladiatoren noch immer nicht beendet war. Als er über die Fahrbahn huschte und wieder hinter den Bäumen in Deckung ging, wieselte Saale hinterher. Er zerrte das Mikro heraus und machte es startklar. Noch stand der Pegel der Batterieanzeige im grünen Bereich.
    Mit der linken Hand presste sich Saale die Kopfhörer auf die Ohren und hielt das Mikro in Richtung Kampfplatz. Bis zum Anschlag musste er den Aufnahmeregler drehen, ehe der Zeiger auf der Aussteuerungsskala leise ausschlug. Dünn, sehr dünn. Von Sendequalität konnte keine Rede sein, auch wenn jedes Wort zu verstehen war.
    »Das Mädchen wollte nicht!«, schrie Puth gerade. »Aber du wolltest. Und was man dir nicht freiwillig gibt …«
    Saale blickte zu Mager hinüber. Der kämpfte noch mit ein paar tief
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