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Das Aktmodell

Das Aktmodell

Titel: Das Aktmodell
Autoren: Jina Bacarr
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mit einem Tritt geöffnet. Sprachlos atmen wir beide tief ein, als ein herrliches weißes Licht unsere Augen blendet. Ich rieche brennendes Holz, verkohlte Reste. Grauer Rauch steigt in langsamen Kringeln hoch, aber das Feuer ist aus. Ein leichter Nieselregen mischt sich mit den Tränen auf meinen Wangen. Und fühle ich da Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen? Ein langsames Feuer bildet sich in meiner pulsierenden Mitte, und auch wenn ich versuche, meine Gefühle zu verbergen, habe ich keinen Zweifel daran, dass in meinen Augen die unterdrückte Leidenschaft funkelt, die ich bei dem Gedanken an die unausgesprochenen sexuellen Versprechungen zwischen uns empfinde. Aber auf deren Einlösung werden wir noch eine Weile warten müssen.
    Wir schauen uns an, unsere Blicke halten einander fest, ein stilles Gebet des Dankes schwingt zwischen uns. Dann fassen wir uns bei der Hand und treten durch die Tür.
    Gemeinsam.
    Über Nicole Kidman in ihrer Rolle als
Satine
in dem Film
Moulin Rouge
mache ich mir keine Gedanken. Kinoheldinnen sterben nicht, sie spielen immer und immer wieder auf der DVD, schwingen endlos durch die gleichen heißen Musicalnummern. Sie ist glücklich, sieht göttlich aus, und singt sich ihren Weg durch einen Orgasmus nach dem anderen auf einem Plasmabildschirm irgendwo im Universum.
    Und ich? Ich habe in der Helden-Lotterie gewonnen. Und zwar den Jackpot! Ich habe Paul. Ein Traumprinz in jeder Epoche.
    Oh, wahrscheinlich sind Sie neugierig, ob ich mich wieder in meinen alten Körper zurückverwandelt habe? Und ob Paul eine Frau aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert mit Falten und einigen Extrapfunden lieben kann?
    Hey, allein durch meine Zeitreise habe ich fünf Pfund verloren – und das soll auch so bleiben. Oder wird er vielleicht unsere Beziehung nur als eine Affäre sehen, die wir einzig den Launen des ägyptischen Gottes Min zu verdanken haben?
    Ich vertraue meiner Liebe zu Paul. Wissen Sie, ich habe meine eigene schwarze Magie. Und damit meine ich nicht die kleine Bonbondose zwischen meinen Beinen.
    Die Fantasie ist zwar vorbei, aber trotzdem ist da noch
    La Joie de L’Amour (Die Freude der Liebe)
    Sie füllt mein Leben wie Luft, durchdrungen von
    dem Duft des Geißblatts. Und meine unersättliche Seele
    füllt sie mit der Sehnsucht nach Ewigkeit.
    Charles Baudelaire
    (1821 – 1867)

21. KAPITEL
    P aris heute
    Die schwere blaue Tür seines Studios knarrte, als Paul sie öffnete. Was werde ich hier finden?, fragte er sich. Irgendetwas, das beweist, dass Paul Borquet hier vor über hundert Jahren gelebt hat?
    Der intensive Geruch von Terpentin und Ölfarben, der an den Wänden hing, sagte ihm, dass diese Räume über die Jahre immer wieder an Künstler vermietet worden waren. Dazu kam ein leichter Geruch nach Schimmel und Verfall. Autumn folgte ihm in das Studio im zweiten Stock hinein, dessen Holzfußboden unter den Füßen knackte und in dessen Luft der Geruch von vielen leidenschaftlichen Nächten noch so stark in der Luft hing wie in der ersten Nacht, als er sie, mit seidenen Kordeln an den Diwan gefesselt, geliebt hatte.
    Selbst jetzt konnte er wieder dieses lustvolle Ziehen in seinen Lenden spüren. Er erinnerte sich daran, wie seine Lippen über ihren Körper glitten, er sie an jeder Stelle küsste, wie sein Daumen und Zeigefinger ihre Lippen öffneten, jede ihrer pinkfarbenen Hautfalten liebkoste, ihre hilflose Knospe mit der Zunge umspielte. Dann hatte er sie auf seinen harten Schwanz gehoben, ihren schlanken, eleganten Körper auf ihm, ihre Seufzer der Wonne und Erfüllung, ihre Leidenschaft, die zu seiner passte, als sie ihre enge Möse langsam auf sein Schwert senkte. Ihre Kontraktionen brachten ihn zum Höhepunkt, sein Samen floss an ihren Schenkeln hinunter.
    Ihre völlige Hingabe an den Akt der Liebe, ihre unveränderte Akzeptanz seiner Männlichkeit, auch als er sich verändert hatte, die Schönheit ihres Gesichts und ihres Körpers waren lebendige Perfektion. Paul hielt den Atem an und stöhnte dann, als er versuchte, die Erinnerung an ihre erste gemeinsame Nacht lebendig zu halten. Es war so lange her, und jetzt stand er wieder in diesem Raum. Er hatte keine Ahnung, was er erwartete, und war nur diesem unwiderstehlichen Drang gefolgt, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen.
    Sie redeten nicht, als sie sich umschauten, einige abgewetzte Stühle zur Seite schoben, Kisten mit Plunder, Kleidungsstücke, abgebrochene Spachtel und eine geöffnete Kiste mit Ölfarben
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