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0952 - Dr. Sensenmann

0952 - Dr. Sensenmann

Titel: 0952 - Dr. Sensenmann
Autoren: Jason Dark
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Die Zellenkollegen waren froh, ihn bald nicht mehr in ihrer Nähe zu wissen, denn er galt als gewalttätig. Er setzte seine Wünsche brutal durch, ohne irgendwelche Rücksicht zu nehmen. Sogar die Wärter faßten ihn mit Samthandschuhen an.
    Das war die eine Seite, es gab auch noch eine andere, und die kehrte immer dann zurück, wenn es dunkel wurde, der Tag sich zurückzog und der Nacht Platz schaffte.
    Wie auch heute, wie auch immer, wie auch an seinem letzten Abend in der Zelle.
    Um 22 Uhr wurde automatisch das Licht gelöscht. Wer es dann heller haben wollte, mußte sich auf den schwachen Schein einer Kerze verlassen, wasviele Gefangene auch taten, doch Mickey zumeist nicht.
    Ob es hell war oder er in der Dunkelheit auf seinem Bett lag, immer wieder kamen die verdammten Gedanken, die wie Verfolger waren und ihn einfach nicht in Ruhe ließen.
    Gedanken der Angst, die bei ihm tatsächlich eine Furcht vor der Zukunft hinterließen.
    Im Knast war er nicht sicher gewesen, draußen würde er es auch nicht sein. Da würde der Verfolger sogar zuschlagen können, ohne Zeugen zu hinterlassen, und mit diesem Gedanken hatte sich Ferrano oft genug in den letzten Monaten beschäftigt. Er war sogar so brennend und stark geworden, daß er sich vor gut vier Wochen an den Direktor des Zuchthauses gewandt und ihm von seinen Problemen berichtet hatte.
    Der Mann hatte ihm ruhig zugehört, sich Notizen gemacht und sich auch seine Bitte angehört, sich doch an die Polizei zu wenden, um für den nötigen Schutz zu sorgen.
    Den hatte er allerdings nicht bekommen. Er war Ferrano auch nicht zugesichert worden. Statt dessen hatten sie ihm den Knast-Psychologen geschickt, damit dieser sich seine Ängste anhörte und eventuell etwas dagegen tat.
    Der Mann wollte ihm nicht glauben. Er tat zwar so, aber innerlich fühlte sich Mickey von ihm ausgelacht, so daß er ihn schließlich der Zelle verwiesen hatte.
    Mickey war es schließlich gelungen, den Direktor zu sprechen und ihn auf seine Probleme hinzuweisen. Bei diesem zweiten Gespräch hatte der Mann nur die Schultern gehoben, allerdings versprochen, die Meldung weiterzuleiten.
    Ob er dies tatsächlich getan hatte, wußte Ferrano nicht. Er glaubte nicht daran, denn die Zivilen steckten allesamt unter einer Decke, und in ihrer Ablehnung gegenüber den Knastologen waren sie sich ziemlich einig.
    So war er wieder allein mit seiner Angst. Mit der Gestalt, die nur in der Nacht erschien. Er konnte sich ihr nicht entziehen. Sie war so etwas von schrecklich, daß er eine Beschreibung einem fremden Menschen nicht zumuten konnte. Deshalb hatte er auch bei dem Direktor und dem Psychologen geschwiegen und nur von einer monströsen Bedrohung aus einer anderen Welt gesprochen, was natürlich keiner begreifen konnte, der das nicht durchgemacht hatte. Er konnte den Typen nicht mal einen Vorwurf machen.
    Noch brannte die Lampe unter der Decke, als wollte sie ihm Gelegenheit geben, sich in der Zelle ein letztes Mal umzuschauen. Einen Raum, den er sich in den langen Jahren recht persönlich eingerichtet hatte. So besaß er ein Radio, Zeitschriften, Bilder nackter Mädchen an den Wänden, und er hatte sich sogar zwei Topfblumen besorgt, die nahe des Fensters standen.
    Draußen lauerte schon die Dunkelheit, die so vieles verbarg, auch den Grund seiner Angst.
    Unwillkürlich schaute er zum Fenster hin, sah dort die Gitter, die dicke Scheibe und dahinter die beinahe dunkelblau erscheinende Nacht. Sie lag da wie ein bewegungsloses Ungeheuer, das seinen Rachen weit geöffnet hatte, um das Grauen auszuspeien.
    Würde es wieder zu ihm kommen?
    Sicher. Eine dumme Frage. Warum sollte es sich in der letzten Nacht anders verhalten als in all den Nächten zuvor. Es würde sich wieder heranschleichen und genießen, wie die Angst des einsamen Insassen weiter wuchs.
    Mickey Ferrano schüttelte sich bei dem Gedanken an das grinsende Maul, und er fing dabei an zu zittern. Er merkte, wie er sich selbst in Rage brachte und das Gefühl hatte, schreien zu müssen. Trotzdem blieb es in seiner verdammten Zelle still.
    In seiner ja, in den anderen nicht. Er hörte aus der Nachbarzelle das scharfe Lachen des Doppelmörders, der seine Frau und seine Geliebte umgebracht hatte, um Ruhe vor den Weibern zu haben, wie er immer wiederholte. Jetzt hatte er Ruhe bis zu seinem Lebensende, wahrscheinlich würde er in seiner Zelle das Leben aushauchen oder in der Psychatrie, in die man den Mann bereits dreimal gesteckt hatte.
    Fluchen vernahm er
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