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Vereist (German Edition)

Vereist (German Edition)

Titel: Vereist (German Edition)
Autoren: Kendra Elliot
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    »Das ist die letzte bekannte Position des Flugzeugs.« Sheriff Patrick Collins tippte auf die wasserfeste Karte des Kaskadengebirges, die er auf der Motorhaube seines Suburban ausgebreitet hatte. Ernst musterte er mit seinen braunen Augen das Team. Brynn studierte fröstelnd die nasse Karte und versuchte, nicht auf das Kribbeln im Bauch zu achten, das ihr die Adrenalinschübe bescherten.
    Ein schönes Gefühl.
    »Gestern rief spätabends ein Jäger an. Er hat ein Flugzeug beobachtet, das ziemlich tief flog und sich nicht gut anhörte«, sagte Collins grimmig. Er war ein dunkler, hagerer Typ. Fünfundzwanzig harte Jahre im Polizeidienst hatten tiefe Furchen um seinen Mund hinterlassen. »Der Mann sagte, die kleine Maschine hätte es nur knapp über die Cougar-Kette geschafft, und er möchte wetten, dass sie auf der anderen Seite in den Wald gestürzt ist. Rauch hat er allerdings keinen gesehen.«
    Die drei Mitglieder der Such- und Rettungsmannschaft des Madison Countys prägten sich die entsprechende Stelle auf der Landkarte ein. Eisiger Regen lief über ihre roten Kapuzen. Brynn wischte sich ein kaltes Rinnsal von der Wange und vergrub die Hände in den Taschen ihres Winterparkas.
    »Hat er nicht versucht, näher ranzukommen? Konnte er keine genaueren Angaben machen?« Jim Wolf, der Teamleiter, warf einen düsteren Blick auf die Karte. Den stämmigen Mann umgab eine Aura von Selbstbewusstsein. »So, wie es aussieht, haben wir ein riesiges Suchgebiet.«
    Collins schüttelte den Kopf. »Er war allein und hat das Flugzeug nur von einem Waldweg aus gesehen.« Mit dem Finger fuhr er eine gepunktete Linie auf der Karte nach. »Dieser Waldweg ist nicht mehr als eine sumpfige, holprige Fahrspur. Zu den Gipfeln der Cougar-Kette hätte der Jäger weit über dreihundert Meter nahezu senkrecht bergauf kraxeln müssen, um in das tief eingeschnittene Tal auf der anderen Seite sehen zu können. Das war nicht zu machen.«
    Brynn versuchte, anhand der Karte die Distanz zwischen dem Punkt unter Collins’ Finger und ihrem derzeitigen Standort abzuschätzen. »Wir sind meilenweit entfernt«, murmelte sie. Von der Stelle, an der
vielleicht
ein kleines Flugzeug in den Wald gestürzt war.
    »Von hier aus erreichen wir das Tal am schnellsten«, erklärte Collins. »Aber das wird ein harter Marsch. Ihr seid meine erfahrensten Leute, deshalb schicke ich euch da raus. Ein besseres Vorauskommando als euch habe ich nicht.«
    Als Vorauskommando hatten sie die Aufgabe, so rasch wie möglich an den Einsatzort vorzustoßen und die Lage abzuschätzen. Auf dem Revier hatte man ihnen den Spitznamen »schnelle Eingreiftruppe« verpasst. Sobald sie sich einen Überblick über die Situation verschafft hatten, forderten sie beim Sheriff die nötige Ausrüstung und die entsprechenden Spezialkräfte an oder übermittelten schlechte Nachrichten.
    Brynn sah sich die Route an, die der Finger des Sheriffs auf der Karte beschrieb. Anfangs folgte sie einem guten Wanderpfad, führte dann aber bald abseits davon durch einen der dichtesten Wälder des Kaskadengebirges. Der Weg war alles andere als eben. Bis zum Einsatzort ging es ständig bergauf und bergab. Aber mehr bergauf.
    Das würde ein ziemlich harter Einsatz werden.
    Dann mal los.
    Auf der Karte kreuzten zwei geschlängelte blaue Linien die vorgesehene Marschroute. Brynn spürte einen Stich im Magen. Flüsse. Und sie würden von dem starken Regen, der in den letzten vierundzwanzig Stunden in Oregon gefallen war, tödlich reißendund angeschwollen sein. Brynns Blick glitt über die drei Männer. Sheriff Collins und das größte, kräftigste Mitglied des Teams, Thomas Todoroff, studierten das Höhenprofil der Route. Jim schaute nicht auf die Karte. Sein besorgter Blick ruhte auf ihr. Er wusste, wie sehr sie Flussüberquerungen hasste. Sie deutete ein Kopfschütteln an.
    »Dann wissen wir also nicht mit letzter Sicherheit, ob das Flugzeug tatsächlich abgestürzt ist? Und was den Absturzort betrifft, können wir nur raten?« Brynns hastige Fragen hinterließen Atemwolken in der frostigen Luft. Sie sollten Jim ablenken, damit er seinen bohrenden Blick endlich von ihr nahm. »Was ist mit dem Notsender? Ist der nicht zu orten?«
    Collins schüttelte den Kopf. »Das Flugzeug ist gestern Abend nicht wie geplant auf dem Flugplatz von Hillsdale gelandet. Wir haben im Umkreis von zweihundert Meilen überall angerufen. Keine Landung. Und ein Notsignal hat bislang niemand aufgefangen. Zwischen dem Sender und dem
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