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Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Titel: Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?
Autoren: dtv
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sehr alt. Die Arbeit geht ihm nicht mehr so flink von der Pfote wie in früheren Jahren.
    Was die Sache noch mühsamer macht: Dem Wombat fehlt sein täglicher Schlaf.
    Jeden Morgen und jeden Mittag lernt er deutsche Vokabeln.
    Irgendwann kehrt der Junge zurück, die Hoffnung gibt der Wombat nicht auf. Der Junge wird sich freuen, wenn der Wombat ihn
     in seiner Sprache begrüßt, und ihm nicht mehr böse sein wegen dem weggetrunkenen Wasser, dem bemalten Blatt und all den süßen
     Sachen, die der Wombat inzwischen gefressen hat. Die Süßigkeitenkiste ist leer. Das Zeug schmeckt einfach besser als Gras,
     Wurzeln und die üblichen Blätter.
    Leider ist der Junge zu groß, als dass der Wombat ihm seine unterirdische Wohnung zeigen könnte. Aber an den vielen Erdhaufen,
     die den ganzen Garten bedecken, wird der Junge gleich erkennen, wie viel der Wombat gearbeitet hat. Der Junge soll nämlich
     nicht denken, der Wombat niste sich frech ein unter seinem Schrank. Um nach draußen ausweichen zu können, wenn der Junge lieber
     allein in seinem Zimmer wohnt, hat der Wombat den ganzen Garten umgewühlt.
     
    Vokabeln zu lernen ist schwerer als Gänge zu schaufeln.
    Erst liest der Wombat die in zwei Spalten aufgeteilten Seiten, dann den vorderen Teil des Buchs.Dort werden kleine Geschichten erzählt, damit die Kinder lernen, zu welchen Gelegenheiten man welche Worte gebraucht. Heute
     Morgen hat der Wombat gelernt, wie man einen Bekannten freundlich begrüßt. Er ahnt nicht, dass David heute Mittag aus dem
     Krankenhaus heimkommen wird.
    Der Wombat fand in dem Buch auch das seltsame Wort wieder, das seltsame Wort wieder, das
er von den zwei Männern hörte, die ihn in Australien fingen. Sie sagten »I«. Der Wombat hörte das Wort zum ersten Mal und
     begriff nicht, wen sie damit meinten.

    Wombats sind Einzelgänger und verbringen den größten Teil ihres Lebens allein. Sie geben einanderkeine Namen, jeder wohnt für sich in seinem Bau. Der Wombat wusste nicht, dass »ich« der Name ist, den sich jeder selbst gibt.
    Deshalb benutzt er das Wort eher selten, David wird es gleich merken.

8.   Kapitel
    Nur etwas mehr Zeit und die Geschichte würde anders enden!
    David stützt sich auf seine Krücke und humpelt mit dem Gipsbein die Treppe hinunter.
    Während der drei Wochen im Krankenhaus hat David niemandem von seiner größten Sorge erzählt. Die Angst, der Wombat sei tot,
     ist in dieser Zeit zu einem riesengroßen Klumpen geworden, jeden Tag schwerer und dunkler. Die Ärzte dachten, das Krankenhaus
     sei schuld daran, dass David immer blasser und stiller wurde, und schickten ihn deshalb zwei Tage früher heim. Jetzt drückt
     der Klumpen von Davids Kopf bis zu seinen Beinen, vor seiner Zimmertür bleibt David stehen.
    Die trockenen Lippen und die verkrusteten Augen hat David nicht vergessen, als er dem Wombat viel zu spät Wasser brachte.
     David zittert und traut sich nicht die Tür zu öffnen. Hätte er seinen Eltern denWombat verraten, würde er jetzt in einem Käfig stecken. Deshalb musste der Wombat sterben. Wieder ist es Davids Schuld.
     
    Natürlich hat der Wombat das Humpeln von Stock und Gipsbein auf der Treppe gehört. Er hat Angst, die starken Männer seien
     zurückgekommen, um ihn zu fangen. Weil er gerade über dem Englischbuch lag, reicht die Zeit nicht, in den Garten zu verschwinden.
     Der Wombat schlüpft unter das Sofa.
     
    Endlich drückt David auf die Türklinke. Das Beste wäre jetzt ein Teppich voller Würfelstinker, dann wüsste David, es ginge
     dem Wombat gut.
    Der Teppich ist sauber und die Luft im Zimmer riecht genau wie sonst wo im Haus. Der Klumpen Angst wird knüppelhart, David
     denkt, der Wombat ist weg, für immer. Entweder tot oder abgehauen, auf jeden Fall auf ewig verloren.
     
    Der Wombat sieht ein dickes weißes, ein dünnes braunes und noch ein Bein, das er kennt, mit blauer Hose und braunem Schuh.
     Er riecht den Jungen dazu, freut sich wie verrückt und ist voller Angst.
     
    Traurig setzt sich David auf das Sofa. Der Wombat schnüffelt vorsichtig an dem bekannten Bein und beschließt, dass es sein
     Junge ist. Trotz der zwei neuen Beine wird er ihm nichts tun.
    »Guten Tag, es ist nett, Sie zu sehen!«
    Vor Schreck fällt David der Stock aus der Hand und rutscht dem Wombat auf die Stirn.
    Die Worte waren falsch, das hatte der Wombat schon befürchtet. Er bleibt zur Sicherheit unter dem Sofa hocken und versucht
     es ein zweites Mal.
    »Das Wetter war schlecht in den letzten
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