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Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Titel: Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?
Autoren: dtv
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legt seine Pfote auf Davids Arm.
    »David, nach dem Sterben kannst du deinem Vater alles erzählen.«
    »Aber wer stirbt denn? Du doch nicht?«
    »Nein, David, es ist noch Zeit. Zeit, um von daheim, von Australien zu reden, damit du was zu erzählen weißt, nach dem Sterben.«
    »Und davor darf ich dich keinem zeigen?«
    »Den Rest Zeit zu zweit zu sein wäre mir lieber.«
    »Wirst du wieder so schlimm aussehen?«
    »Was meinst du?«
    »Als ich das Wasser vergessen hatte und du fast vertrocknet warst.«
    »Nein, David, du musst keine Angst haben. Der Tod kommt langsam. Es bleibt Zeit genug, dass ich in den Garten gehe und mich
     in meine Höhle lege. Du wirst vom Tod nichts sehen.«
    »Aber dann stirbst du ja doch allein?«
    David kann die Tränen nicht mehr festhalten. Erwischt sie weg in das Fell des Wombats und redet leise und schnell.
    »Ich habe dir versprochen, dass du bei mir bleiben kannst. Du ruhst dich hier auf den Kissen aus, und wenn du ganz kalt bist,
     trage ich dich in den Garten hinaus.«
    Der Wombat nickt.
    »Gut, so machen wir es. Und davor viele Geschichten von daheim, von Australien, wenn du willst, jetzt gleich?«
    »Ich werde Papa schnell sagen, dass ich müde bin und ein bisschen schlafen will, dann stört uns hier unten keiner.«
    David richtet sich langsam auf. Noch ist der Wombat stark genug, um ihn von unten kräftig zu stützen.
    Da fällt David etwas ein und er bückt sich nach unten.
    »Ich will auch deine Sprache lernen. Reicht dazu die Zeit?«
    »Klar! Good bye, David!«
    »Bis gleich, Schnauze.«
     
    Stumpf und rutschig schlägt Davids Krücke auf die Stufen.
    Der Junge muss noch üben mit drei Beinen zu gehen,denkt sich der Wombat. Die Schläge werden leiser, der Wombat schläft ein.
    Als David ein paar Minuten später zurückkehrt – sein Vater war nicht mal böse   –, ist er wirklich müde und legt sich neben den Wombat auf den Boden.
    David hat die Zimmertür nicht abgeschlossen. Käme jetzt seine Mutter oder sein Vater herein, würde es am Ende der Geschichte
     nichts ändern, denn David hat sich an den Wombat geschmiegt wie früher an Sammy, seinen Koalabär.
    Weil niemand an einen lebendigen Wombat bei sich zu Hause denkt, würden seine Eltern nicht sehen, was es in ihren Augen gar
     nicht geben kann.
    David und der Wombat schlafen ruhig nebeneinander ein.

9.   Kapitel
    Egal was nun passiert, die Geschichte ist bald vorbei.
    Es ist Ende Mai und abends lange hell.
    Nach dem Essen behauptet David, er würde statt fernzusehen lieber lesen. Seine Eltern staunen und lassen ihn in sein Zimmer
     gehen. Nur Benni kann sich einen seiner Sprüche nicht verkneifen.
    »Frieder hat ihm dutzendweise Comics ins Krankenhaus gebracht. Der schaut sich doch nur die Bilder an statt was zu lesen.«
    David dreht sich nicht mal um. Er humpelt über die Stufen und weiß, der Wombat wartet schon.
     
    Einmal hätte beinahe ein Adler den Wombat geschnappt. Wie der Wombat sich im letzten Augenblick gerettet hat, erfährt David
     an diesem Abend. Es trifft sich gut, dass David noch eine Woche lang zu Hause bleiben darf. Am nächsten Morgen erzähltihm der Wombat, wie er vor einem Dingo in einen leeren Baumstamm geflüchtet war und sich mit seinem breiten Rücken gegen den
     Feind verschanzte.

    Nach den Geschichten lernt David Englisch. Der Wombat bringt David bei, wie man einen Fremden begrüßt und kennen lernt.
    »Hello. I’m David, what’s your name? I live in Germany, where do you come from?«
    Das hat David, nicht der Wombat gesagt. Zwei schöne lange Sätze für nur einen Morgen.
    Weil David so schnell lernt, belohnt ihn der Wombat und erzählt ihm von seinen Kindern.
    »Wie heißen sie denn?«
    Der Wombat lächelt.
    »Sie haben keine Namen. Wenn sie ein und ein halbes Jahr alt sind, verlassen sie die Eltern, und die Frau bekommt ein neues
     Kind. Wir sagen ›Kind‹, man hat immer nur eins.«
    »Hast du auch keinen Namen?«
    »Nein. Wombats leben allein. Sie reden nicht viel miteinander. Manchmal verläuft sich einer und gerät in einen fremden Bau.
     Dann kommt es darauf an.«
    »Worauf denn?«
    Ihre Köpfe liegen dicht nebeneinander, zwischen Kissen und Kuscheltieren. David wünscht sich, der Wombat würde nie aufhören
     von Australien zu erzählen.
    »Wenn der Fremde sich breit macht im Bau, muss man sein Revier verteidigen. Da gibt es eine schlimme Geschichte, die heben
     wir uns auf für morgen. Komm, David, sage noch einmal, was du heute gelernt hast!«
    »Hello, I’m David,
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