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Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Titel: Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?
Autoren: dtv
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Tagen. Aber es soll besser werden.«
    So begrüßen sich die Leute am Anfang der Geschichten im Englischbuch, der Wombat hat die zwei Sätze auswendig gelernt.
    Sie sind zum Glück lang genug, dass David die Stimme wiedererkennt.
    Er gleitet vom Sofa zum Boden und heult, weil es sein Wombat ist und weil es seinen Wombat noch gibt.
    Da sieht der Wombat Davids Hände, bleibt vor Freude fast unter dem Sofa stecken, klemmt sich endlich heraus, wirft sich auf
     Davids Schoß und reibt seine Schnauze über Davids feuchtes Gesicht. Mit beiden Händen drückt David den Wombat fest an sich.
    Dass David zwei neue Beine und der Wombat Deutsch gelernt hat, kümmert im Augenblick keinen der beiden. Endlich haben sie
     sich wieder.
    David wusste von Anfang an, dass sein Wombat alles kann.
     
    Später erklärt David dem Wombat, warum er ihn so lange allein gelassen hat, und der Wombat zeigt David seine neue Wohnung
     im Garten.

    Jetzt fliegt alles auf, das ist Davids erster Gedanke, als er die Erdhaufen zwischen Blumen, Gemüse und auf dem Rasen sieht.
     Er setzt sich auf die Gartenbank,der Wombat klettert auf seine Beine und legt seinen Kopf in die Mulde zwischen Davids Armen. Jeden Augenblick kann einer vom
     Balkon aus in den Garten schauen oder über die Terrasse laufen. David wird den Wombat nicht geheim halten können.
    »Wenn wir Glück haben, halten sie deine Gänge für Maulwurfshügel und kippen alle Löcher wieder zu.«
    Der Wombat hört genug Worte, die er kennt, und begreift Davids Angst.
    Er spricht langsam und den Anfang seiner Antwort in Englisch, weil er David nicht traurig machen will und weil es sehr lange
     dauert, bis man in einer fremden Sprache die richtigen Worte findet für das, was man ganz allein in sich fühlt.
    »I will soon die and I will stay with you for the rest of my days.«
     
    David hat ihn nicht verstanden, der Wombat wartet eine Weile.
    Er hat sich schon lange vor Davids Rückkehr einen Plan überlegt, wie es gut gehen könnte, hier zu wohnen, und die passenden
     Worte aus dem Buch herausgesucht.
    »Kleine Spaziergänge nachts im Garten, am Tagwarte ich ganz still unter dem Sofa, wenn ich bei dir bleiben darf.«
    »Dann komm schnell, sonst finden sie dich.«
    Der Wombat kann schneller laufen als David humpeln. Er legt sich unter das Sofa, David schiebt die Schale mit Wasser weit
     nach hinten. Es ist sehr schwierig, sich mit einem starren Bein zu bücken. Er hüpft die Treppe hoch und stößt mit seiner Krücke
     gegen die Küchentür.
     
    »Na, David, bist du froh, wieder daheim zu sein?«
    Sein Vater schiebt ihm einen Stuhl an den Tisch.
    »Du doch auch?«
    »Stimmt, zum Glück steht für den Rest des Jahres keine große Fahrt mehr an.«
    Sein Vater ist guter Laune, weil sie beide wieder zu Hause sind. Daheim wird David schneller gesund werden als im Krankenhaus,
     sein Vater hat sich den Nachmittag freigemacht, um Zeit zu haben für David. Sie sind allein.
    Weil David es sich nicht vorstellen kann, sein großes Geheimnis länger allein zu tragen, rückt er seinen Stuhl ein kleines
     Stück näher an seinen Vater heran.
    David schüttelt den Kopf. Nie im Leben wird sein Vater so hartherzig sein, ein kleines Tier wegzujagen, das David zuliebe
     Deutsch gelernt hat.
    Sein Vater legt den Arm um Davids Schultern.
    »Hast du eine Idee, was wir heute Mittag machen könnten, außer Kino und Museum oder Zoo?«
    Zoo – die Belohnung hatte David vergessen, jetzt erinnert er sich daran und sagt kein Wort.
    Am liebsten würde er gleich zurück in sein Zimmer gehen, sich auf den Boden setzen und dem Wombat zusehen, wie er deutsche
     Wörter lernt. Sein Vater müsste glauben, er hätte keine Lust, gemeinsam mit ihm etwas zu unternehmen. David will ihn nicht
     enttäuschen. Seine Gedanken kleben an dem Wort Belohnung und fliegen plötzlich fort: Ein zweisprachiger Wombat ist bestimmt
     mehr als tausend Euro wert.
    Ohne Gipsbein wäre er in dieser Sekunde aufgesprungen, so wippt er nur mit dem Stuhl nach vorne und nach hinten.
    »Und, was ist dir eingefallen?«
    Sein Vater sieht ihn neugierig an.
    Erst muss er den Wombat fragen, ob er überhaupt vor fremden Leuten reden will. David zögert und überlegt.
    »Wir könnten Frieder einladen und was zusammen spielen.«
    Frieder soll es wissen, auch Benni und Davids Mutter. Alle werden sie zusammenhalten und sicheinig sein, dass man einen zweisprachigen Wombat nicht für tausend Euro verrät.
    Einen Augenblick lang stellt David es sich vor, wie sie sich in
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