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Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Titel: Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?
Autoren: dtv
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Wombat und zögert es doch hinaus, in sein Zimmer zu gehen.
    Benni schwätzt weiter.
    »Wie die aussehen, müsste es Wombats längst als Kuscheltier geben. Wetten, dass alle Kinder Wombats klasse fänden?«

10.   Kapitel
    Nur etwas mehr Vertrauen und die Geschichte wäre David leichter geworden!
    David drückt langsam den Griff hinunter und schiebt die Tür leise auf. Der Wombat liegt ruhig zwischen seinen Kissen.
    Er hat David über die Treppe humpeln gehört.
    Mit einer Krücke und einem Gipsbein kann man schlecht gehen ohne Krach zu machen. Nach diesem ersten Morgen allein hat der
     Wombat schon auf David gewartet.
    »Hey, nice to see you.«
    David sagt es und der Wombat lächelt. David weiß noch einen zweiten kurzen Satz in Englisch.
    »Do you feel well?«
    »David, heute werde ich sterben.«
     
    Draußen fällt der Regen auf den Garten, springt auf Blätter und schlägt in Pfützen.
    Gut, dass es regnet, denkt David, sonst hätte sich der Wombat draußen vergraben und wäre alleine gestorben. David hat keine
     Scheu, nach seiner Pfote zu greifen und sie zu streicheln.
    »Tut das Sterben dir weh?«
    »Nein, David, es geht mir gut.«
    »Wird es denn lange dauern?«
    »Es hat schon heute Morgen begonnen, heute Abend ist es vorbei.«
    »Soll ich dir was erzählen oder willst du lieber deine Ruhe haben?«
    »Erzähl mir was, David!«
     
    Wie schon einmal, als der Wombat fast verdurstet war, beginnt David zu erzählen. Von der Schule, wie nett sie heute Morgen
     alle zu ihm waren, dass sie in Sachkunde das Wetter lernen und dass Regen fällt, wenn die Wolken zu dick und zu schwer werden.
    Die Gartentür ist nur angelehnt.
    Durch den Spalt sieht David Bläschen auf den Pfützen schwimmen. Wenn der Regen solche Bläschen schlägt, wird es noch lange
     regnen, das hat David nicht heute Morgen in der Schule gelernt, sondern schon viel früher von seinem Opa.
    Als es nichts mehr zu erzählen gibt, ist Davidruhig und passt auf, weil er den Wombat kaum noch atmen hört.
     
    David denkt an den ersten Satz, den der Wombat zu ihm sagte. Heute hätte er ihn gleich verstanden, in den letzten Tagen hat
     David viele englische Wörter gelernt.
    »If I’m quiet, could I stay with you?«
    David fragt es leise, der Wombat bewegt kaum den Kopf, spitzt nur sein Maul.
    David ist froh, dass der Wombat ihn beim Sterben in seiner Nähe sein lässt, und hält ganz still.
     
    Ohne den Wombat anzuschauen beginnt er nach einer Weile ihn sanft zu streicheln.
    Der Wombat wird ihm schwer auf seinen Beinen, David schiebt ihn langsam auf den Teppich. Noch immer sieht er ihn nicht an
     und sitzt lange stumm und reglos an seiner Seite.
     
    Als aus der Küche Radiomusik und Geschirrklappern klingt, beschließt David hinaufzugehen.
    Seine Mutter sieht ihm die Traurigkeit gleich an. Sie erschrickt und legt seine Hände um sein Gesicht.
    »Hey, David, was ist los?«
    David schluckt viele Tränen weg, der Rest schießthoch, er hält sich an seiner Mutter fest. Außer ihr ist noch keiner zu Hause.
    Sie setzt sich auf die Bank und nimmt den großen David trotz Krücke und Gips auf ihren Schoß. Er will nicht weinen und schluchzt
     und weint doch. Wie früher steckt in ihrem Ärmel ein Taschentuch, damit reibt sie ihm Augen und Nase trocken.
    Keiner kann dem Wombat mehr was Böses tun, endlich darf David sein Geheimnis teilen. Seine Mutter hört ihm lange zu.
    Am Ende wird ihr David zu schwer. Er setzt sich neben sie auf die Bank, seine Hand lässt sie nicht los.
    Von seiner ersten leisen Frage bis zu seinem ruhigen Tod hat David ihr alles vom Wombat erzählt. Sie starrt auf den Tisch
     und sagt erst nach ein paar Minuten was.
    »David, was du lieb hast, nehme ich dir doch nicht weg.«
    Sie hebt den Kopf und sieht ihn an.

    »Und wäre der Wombat nur stumm und schmutzig gewesen oder bei uns krank geworden, hätten wir es ihm schön gemacht und auf
     ihn aufgepasst.«
    Ihre Augen glänzen traurig.
    »David, es tut mir Leid.«
    »Was denn, Mama?«
    »Dass du allein warst die ganze Zeit. Ich habe dich doch so lieb.«
     
    Nachher, als sie sich noch immer an den Händen festhalten und man schon Benni draußen auf der Straße mit seinen Freunden lachen
     hört, versprechen sie sich ganz schnell und für ihr Leben lang, keine große Sache mehr allein mit sich herumzutragen.
    Bis es Abendessen gibt, sieht man Davids Gesicht nur mit gründlichem Blick noch was an.
    Bennis Mannschaft hat beim Kicken gewonnen. Benni wird die Geschichte vom Wombat irgendwann
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