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Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?

Titel: Darf ich bleiben, wenn ich leise bin?
Autoren: dtv
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nach Fressen unter Davids Schrank ein Buch gefunden.
     Es ist in seiner Sprache geschrieben.
    Wer reden kann, kann natürlich auch lesen.
    Der Wombat hat es durchgeblättert. Viele Seiten am Ende sind durch einen Strich in der Mitte in zwei Spalten geteilt. Die
     Wörter links hat der Wombat verstanden, die Wörter rechts wird er also lernen. Der Wombat schiebt das Buch mit der Schnauze
     unter dem Schrank heraus.
    Es gehört übrigens Benni, nach einem Streit hat David es aus Wut unter seinem Schrank versteckt.
    Der Wombat schläft darauf ein. Zur Sicherheit hat er es weit nach hinten unter das Sofa geschoben. Trotz seines schlechten
     Gedächtnisses hat der Wombatdie zwei Leute mit den spitzen Stimmen und den Mann, der auch lieber nachts als tagsüber spazieren geht, nicht vergessen.
     Sie gehören zu dem Jungen, sie können jederzeit wiederkommen. Ob sie ihn auch so lieb haben wie er selbst, das konnte der
     Wombat so schnell nicht spüren. Sie standen immer nur kurz in Davids Zimmer.
     
    Davids Mutter verbringt die Nacht neben Davids Bett im Krankenhaus. Lange hält sie seine Hand, dann lehnt sie den Kopf an
     die Wand und nickt ein auf dem harten Stuhl.

    Sein Vater packt am nächsten Morgen Kleider und Wäsche für David in eine Reisetasche, auch Bücher, Comics und ein paar Kuscheltiere.
     Er ist aufgeregt. Ausgerechnet heute beginnt eine Dienstreise, die ihn zwei Wochen lang von zu Hause fern halten wird, der
     Zug fährt in zwei Stunden. Die Nacht lang hat er sich überlegt die Reise abzusagen. Sie bringt ihn mit Leuten zusammen, die
     ihre Termine seit Monaten auf seinen Besuch abgestimmt haben. Am Telefon hat ihn Davids Mutter heute Morgen beruhigt, David
     geht es gut. Also wird er wie geplant in den Zug um 9.30 einsteigen.
    Er muss sich beeilen. Bevor er zum Bahnhof fährt, will er die Tasche zu David ins Krankenhaus bringen.
    Wäre Davids Vater nicht so nervös, hätte er den Gestank in Davids Zimmer bemerkt und die kleinen braunen Würfel gesehen, auf
     den Kissen, auf Davids umgekipptem Ranzen und der Kuppel seiner Weltraumstation. In der Wildnis scheißen Wombats auf alles,
     was sich vom Boden erhebt, auf umgefallene Bäume, auf Pilze, große Steine und Stöcke. Deshalb sind ihre Stinker nicht rund,
     sondern viereckig, sonst würden sie überall herunterrollen.
    Natürlich spürt Davids Vater den seltsamen Geruch im Zimmer, findet ihn muffig und abgestandenund glaubt, hier sei zu lange nicht gelüftet worden. Während er zwischen Kommode und Schrank hin und her geht, öffnet er die
     Tür zum Garten ohne den Vorhang zur Seite zu schieben. Den Vorhang hatte David gestern zugezogen, um Schnauze vor fremden
     Blicken zu schützen.
    Hinter dem Vorhang bleibt die Tür nur angelehnt, als Davids Vater mit dem Einpacken fertig ist und aus dem Zimmer geht. Er
     hat sich nicht ein Mal umgedreht. Er ist wirklich sehr aufgeregt.
    Die Geschichte wäre ganz schnell zu Ende gewesen, hätte Davids Vater die Stinker entdeckt. Dann hätte er bestimmt an den umgefallenen
     Stuhl der letzten Nacht gedacht und an seinen Verdacht, dass sich hier unten ein Tier versteckt halten könnte. Er hätte gründlich
     zu suchen begonnen und den Wombat bestimmt gefunden. Aber dafür ist heute Morgen keine Zeit. David ist gestern Abend fast
     überfahren worden, der Schreck sitzt überall in seinem Vater, im Kopf, im Bauch und besonders im Herz.
     
    So seltsam es klingt, dem Wombat hätte nichts Besseres passieren können als Davids Unfall.
    Drei Wochen lang liegt David im Krankenhaus. Von ihrem Büro aus fährt seine Mutter gleich zu ihm hin, am späten Nachmittag,
     weil sie doch drei Wochenlang den ganzen Tag arbeiten muss. Ihr Kollege Paulsen ist ernsthafter krank, als man anfangs glaubte.
    Benni geht nach der Schule mit Frieder heim, Frieder unterrichtet an Bennis Gymnasium Biologie und Latein. Erst am Abend fahren
     Benni und seine Mutter von der Stadt aus nach Hause. Davids Zimmer betritt seine Mutter nur, um frische Wäsche einzupacken.
     
    Drei Wochen lang kann der Wombat tun und lassen, was er will.
    Er gräbt den Garten um.
    Den Platz unter den Rosen wählt er als Wohnzimmer aus, er schaufelt sich von den Rosen aus einen langen Gang bis unter den
     Komposthaufen, legt sich dort in der weichen Erde ein Schlafzimmer an und buddelt weiter bis zum Gemüsebeet. Hier sammelt
     er seinen Vorrat aus Wurzeln und jungen Zweigen.
    Nächtelang ist er mit Graben, Schaufeln und Erdewegschaffen beschäftigt.
    Der Wombat ist schon
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